Tilbage til oversigten!
Inhalt: Der Kommentar zum Galaterbriefe 291 #3 -- Psalmenauslegung
292 #7 -- Fürsorge für die Universität
293 #13 -- Pastorale Thätigkeit 294 #20
-- Friede im Streit 297 #34 -- Trostschrift für
Leidende 298 #39 -- Sermon von Bereitung zum Sterben
300 #50 -- Sermon von Busse, #54 Taufe,
#57
Abendmahl 301 #62 -- Sermon vom Bann 305 #74
-- Stellung zu den sieben Sakramenten. #77 Postille 306
#80
-- Sermon von guten Werken 307 #83 -- Auslegung der Gebote,
des Glaubens, des Vaterunsers 312 #106.
1 Mit der Leipziger Disputation, ihrer Vorbereitung, ihrem Ergebnis und ihren weiteren Folgen, war für Luther vollends die Zeit der heftigsten, erregendsten Kämpfe und einer unaufhörlivhen polemischen Schriftstellerei angebrochen. Aber nie war seine ganze Kraft von diesen Händeln und Arbeiten in Anspruch genommen oder sein ganzes Inneres von ihnen erfüllt. | |
2 Noch haben wir in dieser Beziehung eine Umschau zu halten über jene Monate grosser Spannung während seiner ersten Verhandlungen mit Miltitz und der Einleitungen zur Disputation. | |
3 Was seine Thätigkeit an der Universität betrifft, so setzte er, wie wir früher erwähnten, seine im Herbst 1516 begonnene Auslegung des Galaterbriefs nach damaliger Sitte durch eine Reihe von Semestern fort. Jetzt, im Frühling 1519, gab er als Frucht hiervon einen lateinischen Kommentar zu diesem Brief in den Druck, der im September beendet wurde. Die grosse evangelische Grundlehre von der Gerechtigkeit des Glaubens und dem Verhältnis zwischen Gesetz und Gnadenbotschaft, welche er am reichsten in dem Brief an die Römer ausgeführt gefunden hatte, sah er in dem an die Galater mit kräftiger Gedrängtheit zusammengefasst. | |
4 Dieser wurde und blieb so für ihn der Gegenstand besonderer Liebe. So trug er ihn schon damals mit lebendiger, beredter Wärme den Zuhörern und Lesern vor. Und wie der Apostel so führt auch sein Ausleger von dem Glauben an dern Erlöser und an Gottes Gnade, welcher allein uns gerecht und selig mache, mit grossen sittlichen Ernst zu der Liebe und ihren Früchten hinüber, welche der Geist der Gnade und Versöhnung, in den gläubigen Gotteskindern erwecke. Frei und freudig erfülle dieser Geist, was das Gesetz fordere und worin der Heiland Vorbild für uns geworden sei; arbeitend und kämpfend müsse der Christ darin sich bewähren und fortschreiten. | |
5 Das Leben des Christen sei nicht ein Stand der Ruhe, sondern ein steter Übergang und Fortschritt von Lastern zu Tugend, von Klarheit zu Klarheit, von Tugend zu Tugend; wer nicht darin erfunden werde, den dürfe man für keinen Christen achten. -- Und dieses ganze Evangelium will er frei und rein aus Gottes Wort schöpfen, wie der Apostel dasselbe nicht von (292) Menschen, sondern von Gott empfangen habe; die grösste Wohlthat für die Kirche sei Gottes Wort, der grösste Schaden Menschenwort und Menschensatzung; seit mehr als drei Jahrhunderten freilich sei jenes Wort vernachlässigt, ja verkehrt worden. (n292) | |
6 Melanchthon empfahl diesen Kommentar Luthers zum Galaterbrief als einen Faden des Theseus, welchem man sicher durch die Labyrinthe der biblischen Wissenschaft folgen könne. Luther selbst aber bemerkte Freunden, welchen er die ersten Exemplare desselben zusandte: er sei schon jetzt nicht mehr damit zufrieden, da er sehe, wie vieles reichlicher und klarer auseinanderzusetzen gewesen wäre. | |
7 In seinen Vorlesungen nahm er dann wieder den Psalter vor, welcher schon der Gegenstand seiner ersten biblischen Hauptvorlesung nach seinen Eintritt in die theologische Fakultät gewesen war. Seine Zuhörer hatten ihn dringend darum angegangen. Er selbst hatte, wie er sagt, bisher in keinem andern Buch der heiligen Schrift so fleissig als in diesem sich geübt. Und diese seine neue Bearbeitung der Psalmen begann er nun schon zugleich mit jenem Kommentar zum Galaterbrief drucken zu lassen, indem er zunächst eine Auslegung der fünf ersten Psalmen herausgab. | |
8 Eine längere Zuschrift an den Kurfürsten Friedrich, in welcher er sie diesem widmete, ist schon vom 27. Mai 1519 datiert. Melanchthon fügte eine Zuschrift an die der Theologie Beflissenen bei. Luther klagte jedoch noch om Oktober, dass der Druck langsam vor sich gehe. Er selbst harrte mit angestrengtem Studium bei seinem Werk aus: man glaube nicht, sagt er, wie viel ihm oft Ein Vers zu schaffen mache. Bis zu seiner Reise auf den Wormser Reichstag 1521 schritt die weitläufig angelegte Arbeit allmählich bis zum 21. Psalm fort. | |
9 Den Inhalt und Zweck der Psalmen bezeichnete Luther so: die übrigen Bücher der heiligen Schrift lehren uns durch Wort und Beispiel das, was wir zu thun haben; hier dagegen bereite der gute göttliche Geist, der Lehrer der Unmündigen, uns selber die Gefühle, Triebe und Worte zu, mit denen wir in betreff dessen, was er dort uns thun lehre, den himmlischen Vater angehen sollen, sowie ein Erzieher Kindern kleine Briefe und Bitten aufsetze, welche sie an ihre Eltern richten mögen; er weise eben hiermit uns an, wie wir jenes Wort zu erfüllen, jene Beispiele zu befolgen haben. Nicht minder lehre er uns, wenn wir das Erbetene erlangt haben, Gott preisen und ihm danken. | |
10 Indem Luther in diesem Sinn die Psalmen auffasste, knüpfte er an ihre Auslegung die reichsten Ausführungen über das christliche Leben. | |
11 Nicht eine Auslegung des Psalters übrigens nannte er das von ihm begonnene Werk, sondern bloss "Arbeiten (operationes)" zu den Psalmen. Denn so wenig ihn die früheren von ihm fleissig gelesenen kirchlichen Psalmen- (293) erklärer befriedigen und so sehr er im Ringen nach dem echten Sinn des göttlichen Wortes sich geübt hatte, so unvollkommen erschien ihm doch auch seine eigne Leistung. "Wer", sagt er, "will darauf Anspruch machen, auch nur eine Psalmen vollkommen zu haben? unser Leben ist Anfang und Fortschritt, nicht Vollendung; fortgeschritten ist, wer dem Geiste näher gekommen ist; habe icn den Mond erreicht, so meine ich darum nicht auch schon die Sonne erfasst zu haben, sondern bin auch der kleineren Sterne nicht überdrüssig; es sind Stufen im Leben und Handeln, warum nicht auch im Erkennen? wir werden, wie der Apostel sagt, von einer Klarheit zur andern umgestaltet; -- ich bin zufrieden, wenn ich mich und meine Zuhörer mit edleren Studien beschäftigt habe, als wenn ich über die scholastischen Sentenzenbücher neue Dunkelheiten und Frösche und Mücken hervorgebracht hätte". | |
12 In seiner Dedikation an den Kurfürsten erklärt er mit Bezug auf seine Schriften überhaupt: nachdem er aus der heiligen Schrift gelernt habe, wie furchtbar verantwortungsvoll und gefährlich es sei, in der Kirche Gottes und vor Gott, der über jedes unnütze Wort Rechenschaft fordere, seine Stimme zu erheben, wäre ihm wahrlich das liebste, zu schweigen und alles, was er je geschrieben, auszulöschen; nichts halte ihn im Dienste des Wortes fest, als der Gehorsam gegen einen fremden, den göttlichen Willen. (n293) | |
13 Bei der Universität wuchs fort und fort die Zahl der Studierenden und erfüllte ihn mit Freudigkeit für sein Wirken und tiefem Bewusstsein seiner Verpflichtungen. Kaum konnte Wittenberg mehr alle die Studenten aufnehmen. Die Zahl der Inskribierten, welche im Jahre 1517 noch 232 betragen hatte, stieg im Jahre 1519 auf 458, im nächsten Jahre auf 579. (n293a) | |
14 Mehr und mehr suchte Luther an die Stelle unnütz scheinender scholastisch philosophischer Vorlesungen erspriesslichere zu setzen, -- und zwar Vorlesungen zum Behuf klassischer Bildung, wie er sie namentlich auch für die jungen Theologen wünschte. So beantragte er, dass der Gehalt, welchen ein Dozent für eine Vorlesung über Logik nach Art der Thomisten bezog, auf eine Vorlesung über Ovids Metamorphosen übertragen werde. (n293b) | |
15 Für das Studium des Hebräischen war er, da der oben erwähnte Böschenstein der Wittenberger Universität bald wieder abtrünnig wurde, sogleich einen neuen Lehrer zu suchen bemüht, während für jenen zunächst der vielseitige Melanchthon eintrat. Er fand dafür den angesehenen Matthäus Adrian aus Löwen, der nach längeren Verhandlungen endlich im Frühjahr 1520 aufzog, aber freilich bald auch untreu wurde. (n293c) | |
16 Auch dafür verwandte er sich beim Landesherrn, dass für Wittenberg ein redlicher Buchdrucker gewonnen werde, durch welchen die für die Vorlesungen nötigen Bücher besonders in griechischer Sprache hergestellt würden, und empfahl dann hierfür den jüngeren Melchior Lotter, der aus Basel griechischen Lettern mitbrachte. (n293d) (294) | |
17 Herzlichen Dank sagt er dem Kurfürsten für die Förderung aller edlen Studien an der Universität. Hebräisch und Griechisch werde mit bravem Erfolge getrieben; die lautere Theologie triumphiere; leere menschliche Meinungen und Fragen finden hier keine Stätte mehr; aller dieser Blüte erfreue man sich unter Frierichs Schutz, unter seinen Auspizien, durch seine Freigebigkeit. (n294) | |
18 Den grössten Wert aber legte er auf jenen jungen Kollegen Melanchthon, obgleich dieser nur Mitglied der philosophischen Fakultät war. Gegen jenes geringschätzige Urteil Ecks über ihn erklärte Luther: "ich, der ich der freien Künste, der Philosophie und Theologie Doktor und fast mit allen Titeln, deren Eck sich rühmt, bekleidet bin, schäme mich nicht, von meiner Meinung zu weichen, wenn dieses Grammatikers Geist anders urteilt; ich habe dies öfters gethan und thue es täglich von wegen der göttlichen Gabe, welche Gott in dieses irdene, einem Eck verächtliche Gefäss mit reichem Segen ausgegossen hat; -- das Werk meines Gottes verehre ich in ihm". (n294a) | |
19 Es geschah ohne Zweifel besonders in Gemeinschaft mit Melanchthon und mit seiner Hülfe, dass Luther jetzt auch die ihm selbst noch fehlenden Spracherkenntnisse namentlich im Griechischen vervollständigte. Wie sehr ihn damals das Griechische beschäftigte, zeigen uns zahlreiche griechische Worte, welche uns bei ihm inmitten lateinischer Briefe aus jener Zeit begegnen, während freilich auch noch die Mängel seiner grammatischen Kenntnis der Sprache darin offenbar werden. | |
20 Daneben blieb Luther bei seinem Predigtamte und zwar richtete sich hier seine angestrengte Thätigkeit stets vorzugsweise auf die unmündige, unwissende Menge der Gemeindeglieder. Im März 1519 berichtet er einmal, dass er für die Kinder und Ungebildeten sogar täglich Vorträge über die zehn Gebote und das Vaterunser halte. Später in diesem Jahre hören wir von fortlaufenden Predigten über das 1. Buch Mose und das Matthäus-Evangelium, die er an Wochentagen in der Pfarrkirche hielt. Er hatte nicht Zeit, Aufzeichnungen von diesem, wie Spalatin (im folgenden Winter) wünschte, zu sammeln. (n294b) | |
21 Besonders angelegen liess er sich die praktische Belehrung der "Einfältigen" für die Beichte sein. Er kannte aus eigner Erfahring die Qual, welche diese oft bereitete, kannte die Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit, womit sie von anderen abgemacht wurde. | |
22 Schon früher im Jahre 1518 gab er (wohl in Form eines sogenannten Beichtzettels) für jene eine ganz kurze Erklärung der zehn Gebote nebst Bezeichning der gegen sie gerichteten Hauptsünden heraus, womit er die Ermahnung verband, aufs Sündenbekenntnis hin die sicherem Vertrauen zu Gottes Verheissung die Vergebung zu empfangen. (295) | |
23 Im Januar des folgenden Jahres setzte er ferner für Spalatin, der ihm darum gebeten, eine lateinisch geschriebene Anweisung zum rechten Beichten auf. In neuer Gestalt liess er diese 1520 gedruckt erscheinen, da sie auch von andern begehrt wurde und er fürchtete, sie werde von fremden Händen veröffentlicht werden. Inzwischen war auch wirklich schon, noch vom Jahre 1519 datiert, eine "kurze Unterweisung, wie man beichten soll, aus Dr. Luthers Wohlmeinung gezogen" in Leipzig erschienen. (n295) | |
24 Predigten Luthers über spezielle Gegenstände wurden teils durch andere ohne sein Wissen herausgegeben, teils von ihm selbst für den Druck bearbeitet. Jenes geschah z. B. mit einer Predigt, die er 1519 aus Anlass des Evangeliums vom 2. Epiphan.-Sonntag (Joh. 2,1-11) über den Ehestand gehalten hatte. Er war mit ihrer Veröffentlichung unzufrieden und gab sie dann in verbesserten Gestalt. Sie will über ihren Gegenstand nur einfache christlich sittliche Belehrung geben, ohne etwa die Streitfrage über den Wert von Ehe oder Ehelosigkeit anzuregen. | |
25 Bereits aber zeigt sich eine hohe Wertschätzung dieses sittlichen Standes und seiner Leistungen im Vergleich mit denjenigen Werken, durch welche man sonst Ruhm und Heiligkeit in der Kirche suchte. Inden sie bald das "vornehmliche Amt der Ehe" darin setzt, dass dieselbe Frucht bringe, die Frucht jedoch nicht bloss geboren, sondern zu Gottes Dienst und Ehre auferzogen werde, erklärt sie: "es ist nichts mit Wallfahrten nach Rom oder Jerusalem, mit Kirchenbauen, Messenstiften u. s. w. gegen diesem einigen Werke, dass die Ehelichen ihre Kinder ziehen". (n295a) | |
26 In lateinischer Sprache erschienen zwei Predigten Luthers über Gerechtigkeit und Sünde, nämlich noch im Jahre 1518 eine "über dreifache Gerechtigkeit oder Frömmigkeit", zu Anfang des Frühjahrs 1519 eine besonders gehaltvolle über zwiefache Gerechtigkeit", die letztere zugleich mit jener Predigt über den Ehestand zuerst ohne sein Wissen veröffentlicht und dann gleichsfalls noch von ihm verbessert. Seine ganze Grundlehre von der Gerechtigkeit ist in den beiden Predigten kurz und scharf zusammengefasst: es gebe eine Gerechtigkeit bloss vor Menschen, in äusseren Werken stehend, darin man in Wahrheit nicht Gott, sondern sich selbst diene; | |
27 die wahre Gerechtigkeit sei fürs erste die fundamentale und wesentliche, nämlich diejenige, welche wir ausser uns in Christo durch den Glauben haben, welche aber durch Christi Innewohnen in den Gläubigen auch innerlich als Kraft und Trieb neuen sittlichen Lebens in sie eingegossen werde, fürs andere derjenige eigne rechte Wandel in guten Werken nach Christi Vorbild (Phil. 2,5ff), der eben aus jener fliessen müsse. (n295b) | |
28 Während der Passionszeit des Jahres 1519 arbeitete Luther selbst einen "Sermon von der Betrachtung des heiligen Leidens Christi" zum Druck aus. (n295c) (296) | |
29 Die Missbräuche bei den Prozessionen, welche nach dem Himmelfahrtsfest mit dem heiligen Kreuz gehalten zu werden pflegten, veranlassten ihn, einen "Sermon von dem Gebet und Prozession in der Kreuzwoche" zu veröffentlichen: statt jene zu unnützen, lächerlichem Treiben oder gar zu fleischlichen Ausschweifungen zu missbrauchen, solle man Gott in wahrer Andacht um Behütung der Feldfrüchte bitten und sodann noch vielmehr um Bewahrung der Seelen, damit nicht die Gaben Gottes auf dem Feld eine Versuchung zur Völlerei, zum Müssiggang, u. s. w. werden. | |
30 Auch mit einer eigentümlichen Frage des bürgerlichen Lebens, die ihm später wieder und wieder zu thun machte, hat Luther schon zu jenen Zeiten sich beschäftigt: mit der über das Zinznehmen. Dasselbs war längst in der katholischen Kirche der Gegenstand von Verhandlungen, Bedenken und mehr oder minder strengen Verboten geworden. Man war geneigt, es überall für einen liebloses Gewinnmachen auf des Nächsten Unkosten anzusehen und so mit sündhaften Wucher allgemein für identisch zu nehmen. Gerade im Beginn des Reformationszeitalters wurden über dasselbe neue, schwere Klagen in Deutschland laut. |
31 Dagegen war z. B. Eck auf seiner Disputation in Bologna für die Rechtmässigkeit von Darlehen mit (übrigens mässigen) Zinsen eingetreten. Mit grossem Interesse nahm nun auch Luther dieser Frage sich an. Er gab 1519 einen sogenannten Sermon über den Wucher heraus, dem gegen den Schluss des Jahres eine noch ausführlichere Bearbeitung folgte. Und zwar nahm auch er hier einen sehr strengen Standpunkt ein. Zum mindesten forderte er, dass der Ausleihende hinsichtlich des Ertrages seines Geldes allen denjenigen Gefahren mit unterworfen sei, welche über den Schuldner beim Gebrauch des Geldes durch die Elemente, Krankheiten oder andere Zufälle kommen. | |
32 Seine eigentliche Meinung aber ist, dass man gemäss Jesu Gebot (Matth. 5,42) "williglich leihen solle ohne allen Aufsatz der Zinse". Wir werden aur Luthers Auffassung solcher sozialer Verhältnisse an einem spätern Orte, wo er sich noch umfassender in sein Wort meint ziehen zu müssen, zurückkommen. Hier haben wir, so wenig wir bei Luthers Forderungen eine genügende Einsicht in die vorliegende Probleme finden können, jedenfalls den regen sittlichen Eifer zu beachten, der ihn neben allen seinen anderen theologischen und kirchlichen Arbeiten auch schon auf dieses praktische Gebiet zog und mit welchem er alle Gebote Jesu, wie das vorhin erwähnte, als wirkliche Pflicht für jeden echten Christen wollte geltend gemacht haben. (n296) | |
33 Nach der Leipziger Disputation folgte dann, wie wir sahen, eine Streitschrift Luthers rasch auf die andere, ja er hatte mehrere zugleich in den Feder und unter der Presse. Seine ganze Persönlichkeit war bei ihnen beteiligt. Mit den offenen und versteckten Angriffen seiner Feinde, mit (297) der Tiefe des Gegensatzes, der sich zwischen ihm und den Männern des römischen Kirchentums aufthut, mit dem Gedräng, in das ein Eck und Emser ihn bringen wollen, und den Gefahren, die er kühn auf sich nimmt, wächst auch die Energie, mit der er für seine Wahrheit sich wehrt, und die Heftigkeit, die in seinem Naturell lag. | |
34 Und doch, wie wenig geht auch jetzt seine Thätigkeit darin auf! Sondern gerade auch jetzt richtet sich sein Streben vielmehr dahin, den christlichen Heilsweg, für den er freilich auch in den neuen kirchlichen Streitfragen zu kämpfen sich bewusst war, positiv immer voller und lichter der christlichen Gemeinde darzulegen, mit dem Worte des Lebens die Seelen zu speisen, mit den Evangelium die beladenen und gebundenen Gewissen aufzurichten und fort und fort vor der Sucht eigner Gerechtigkeit und eiteln Werkdienstes sie zu warnen, die ihm noch weit gefährlicher dünkte als aller äussere Druck der päpstlichen Tyrannei. | |
35 Es ist merkwürdig, wie seine für die Gemeinde bestimmten Schriften auch jetzt noch von dem Streitpunkt über die päpstliche Hoheit absehen, der seit der Leipziger Disputation für die weitere Entwicklung des reformatorischen Kampfes so entscheidend wurde. Erst seit er im Papste den direkten, hartnäckigen Feind und Unterdrücker jenes Evangeliums Jesu Christi und eben hiermit den Antichrist selbst sah, wird sein lebendiges Zeugnis von jenem unmittelbar auch zum flammenden Zeugnis wider diesen. | |
36 Es konnten ihm Worte des Unmutes entfahren, dass er neben seiner schönen Arbeit an Gottes Wort seine Zeit mit Streitschriften gegen Feinde der genannten Art verderben müsse. Auch Zeit und Kraft aber hielt er für jene zusammen. Neben seinen biblischen Vorlesungen an der Universität versah er sein Predigtamt in der ganzen Ausdehnung, welche er ihm mit Sonntagspredigten, Wochenpredigten, ja gar täglichen Predigten gegeben hatte. | |
37 Und dazu entfliessen jetzt seiner Feder noch reichlicher als zuvor kleine Druckschriften, welche nach verschiedenen Seiten hin jenem einen Zwecke dienen und eben nur insoweit, als jenes praktische Interesse es forderte, die Polemik aufnehmen wollten; die wichtigsten unter ihnen sind, während sie tief in die Heilslehre eindringen, in der Muttersprache abgefasst -- zum Besten einfacher Christen. Er selbst sagt einmal: "ich habe eine schnelle Hand und ein fertiges Gedächtnis, so dass alles, was ich schreibe, mehr von selbst fliesst, als erst hervorgeholt werden muss; dennoch genüge ich kaum dem vielen, was mir obliegt". | |
38 Er klagt bald nachher auch, dass seine Büchlein so unpoliert und konfus seien; er möchte wohl, dass sie alesamt dahinfielen, obwohl er wünsche, dass die Gegenstände, von denen sie handeln, allen bekannt würden; man müsse in ihnen das Gold erst aus dem Kol auflesen. In Wahrheit strömen darin Worte des Geistes und der Kraft, wenn auch die Form oft lose ist. Man empfindet bei diesen Schriften noch weit mehr als in denen gegen Eck und (298) Genossen, wie der Verfasser selbst von seinen Ideen getragen ist und in reudigem Drange sie sich entfalten lässt. (n298) | |
39 Zu einer seiner sinnigsten und originellsten rein praktischen Schriften veranlasste ihn im September 1519 eine Krankheit seines Kurfürsten und ein an ihn von Spalatin gerichtetes Ansuchen. Wie Christus uns ein Vorbild der barmherzigen Liebe gegeben habe und das, was man den leidenden Brüdern erweise oder versage, als etwas aufnehme, was man ihm selbst angethan, so, sagte Luther, wisse auch er sich jedem seiner Nächsten und jetzt zumeist seinem gütigen Landesherrn verpflichtet. Er wollte demselben eine Trostschrift für solchen Christen überreichen, welche überhaupt von zeitlichen Leiden beschwert seien. | |
40 Zugleich liess er sie, die er lateinisch niedergeschrieben, durch Spalatin ins Deutsche übertragen, worauf sie zu Anfang des nächsten Jahres in beiden Sprachen veröffentlicht wurde. Unter einem "Sturm von Geschäften" brachte Luther sit zustande, während er gerade mit seinem heftigen Erguss gegen Emser beschäftigt war; ihr ist hiervon nichts anzuspüren: sie atmet Ruhe in Gott und innige Erhebung zu ihm. Er wünschte sein Manuskript derselben bald von Spalatin zurückzuerhalten, um auch selbst sich mit ihrem Inhalt zu trösten, der ihm nicht allezeit so gegenwärtig sei. | |
41 Zwei Tafeln mit je sieben Bildnissen will er in ihr zusammenstellen: sieben Bilder oder Betrachtungen der Übel, mit deren Anblick Gott uns tröste und sieben Bilder guter Dinge, dit Gott uns vor Augen halte. Deshalb nannte er sie mit griechischem Namen Tessaradekas, das heisst die Vierzehn. Sie wollte Luther an die Stelle der vierzehn sogenannten Nothelfer setzen, d. h. der vierzehn Heiligen, an welche das abergläubische Volk als an sonderliche Helfer aus allen Nöten sich zu wenden pflege. Die sieben Übel, welche wir anschauen sollen, unterscheidet Luther in eigentümlicher Weise also: Wir haben Übel in uns, das ärgste von allen, das inwendige Böse, dessen volle Empfindung für uns zu unerträglicher höllischer Pein werden müsste und auf welches nun Gott im Gefühl der sinnlichen Übel uns nur milde hinweisen will; jenes Übels also sollen wir gedenken, so werden im Vergleich damit diese uns weit leichter werden. | |
42 Wir haben ferner so viele Übel vor uns, in der Zukunft; viel schlimmere als diese gegenwärtigen müssten wir allezeit fürchten, wo Gott uns nicht behütete, -- zuletzt den unentrinnbaren Tod, und über alles andere ein Dahinfallen aud unserm schlüpfrigen Pfade unter den Verderben bringenden Anläufen und Versuchungen der Finsternis; wie leicht sollten wir da das gegenwärtige Leiden tragen, wenn Gott selbst durch dieses uns weiter fördern will. Wir haben Übel hinter und, in der Vergangenheit; der Herr ist mit uns gewesen, während wir mit dem eignen Sorgen nichts vermocht hätten: was sind wir jetzt so ängstlich und überlassen nicht ihm die Sorge? | |
43 Unter uns haben wir gar die Hölle, die wir (299) weit mehr als so viele andere unselige Menschen verdient hätten; Gott aber hat unsere Sünden nicht vor sein Angesicht kommen lassen; lobpreisen sollen wir ihn untger jeglichem zeilichen Übel: es ist dem gegenüber, was wir verdienen, nur wie ein kleiner Tropfen im Vergleich mit dem Meere. Hinblicken sollen wir weiter auf ein Übel zu unserer Linken, nämlich auf den Haufen gottloser Widersacher, welche unsere Seele schaden möchten und es doch durch Gottes Obhut nicht vermögen, und welche selber bemitleidenswert in Sünde und unter Gottes Zorn liegen, während uns der gütige Gott im Glauben ind in Christi Reich nur kleine leibliche Beschwerden auflegt. | |
44 Hinblicken sollen wir zu unserer Rechten auf unsere Freunde, über welche dieselben Leiden wie über uns ergehen, -- auf alle die Heiligen, die uns zum Vorbild hierin geworden sind und welchen wir nur durch unsere Nachfolge die rechte Ehre erweisen; Gottes Kinder sind wir nur, wenn auch wir in Gottes Zucht stehen. Über uns endlich erheben wir das Herz zum gekreuzigten Christus, dem Haupt aller Leidenden, dessen Blut den Würgengel abhält und dessen Leiden alle Leiden, auch den Tod, versüsst. Ähnlich zeigt Luthers zweite Tafel die Güter in uns, nämnlich alle die leiblichen und noch vielmehr die geistlichen Segnungen, deren wir bereits innerlich geniessen im Glauben am Gottes Wort und Wahrheit; -- das Gute vor uns, nämlich die Hoffnung besserer Zukunft, welche Gott bei aller Ungewissheit der irdischen Dinge den Menschenkindern schenkt, damit sie nicht gar verzweifeln, und noch vielmehr die sichere Christushoffnung auf ein seliges, herrliches Ende der ganzen irdiischen Tragödie; -- | |
45 das Gute hinter uns, indem wir längst erfahren haben, wie Gott alle unsere Wege zuvor versehen und uns zu unserem eignen Staunen hat ausrichten lassen, was wir mit unserem Willen nie so vollbracht hätten; -- das Gute unter uns, ja ein Gutes auch im Anblick der Verdammten, dass nämlich ihr Exempel uns jetzt zur heilsamen Mahnung und Warnung gesetzt ist und dass wir in ihnen die Gerechtigkeit Gottes sehen, der die Verfolger der Gottseligkeit straft und seine Erwählten von ihnen befreit; -- | |
46 das Gute zu unserer Linken im Anblick unserer gegenwärtigen Widersacher, sofern die Wohlthaten, die Gottes Güte auch ihnen in ihrem zeitlichen Leben erweist, noch vielmehr uns dieser Güte und ihrer höchsten, unsichtbaren Gaben versichere und sofern jener Sünden uns Übung in der Tugend und in dem Kampfe geben, welchem die Krone des Lebens verheissen ist; -- das Gute zu unserer Rechten. das ist die Gemeinde der Heiligen, unsere Brüder und Freunde, sie, deren Güter und Tugenden alle auch unser sind, die samt Christo in allen unsern Leiden mitleiden und unsere Last mittragen, deren Glaube unserm Zagen aufhilft, die wie Glieder eines Leibes besorgt sind, dass die Ehre der einen der andern Schande decke, -- die Gemeinschaft der Heiligen, zu der wir uns bekennen in dem Glauben an den (300) heiligen Geist, an eine heilige, katholische Kirche; -- | |
47 endlich siebentens das Gute über uns, welches ist Christus, der auferstandene Herr der Herrlichkeit, der in seiner Auferstehung die Sünde zerstört, den Tod verdammt, die Hölle besiegt, die Gerechtigkeit auferweckt, das Leben wiedergebracht hat, und der seine Gerechtigkeit uns schenkt, seine Verdienste uns mitteilt, seine Hand auf uns legt, so dass wir es gut haben und durch ihn das Gesetz erfüllen und über Sünde und Tod obsiegen. -- | |
48 Erasmus hat noch vier Jahre nachher diese Schrift Luthers, von dem er damals schon sich losgesagt hatte, dem Bischof von Basel rühmend zugeschickt, indem sie auch bei völligen Gegnern der Lehre Luthers grossen Beifall finde. Er meinte dabei: Luther habe sie geschrieben, ehe es mit der Raserei des Streites so weit gekommen sei. Von dieser zeigt sich in ihr allerdings keine Spur. Wohl aber sehen wir in ihr, wie Luther mitten in der Heftigkeit des Streits und eben auch im Gedanken an jene Widersacher sich innerlich zu fassen suchte und wusste. | |
49 Wir beachten ferner hier und ebenso in andern gleichzeitigen Schriften, wie er gerade jetzt, wo man ihm Abfall von der kirchlichen Einheit vorwarf und ihn aus der Kirche ausschliessen wollte, nur um so lebensvoller von derjenigen Gemeinde zeugte, welche in Wahrheit die Kirche sei, und nur desto inniger seiner Gemeinschaft mit ihr sich getröstete. (n300) | |
50 Verwandt nach Inhalt und Zweck ist ein Sermon "von Bereitung zum Sterben", welchen Luther auf Spalatins Bitten verfasste. Derselbe ist einfacher als die Tessaradekas, -- ganz für Laien bestimmt. Auch bei ihm mochte Luther zugleich an Bedürfnisse der eignen Seele denken und das, was er andern predigte, sich selbst ins Herz prägen; wenigstens bekennt er im Herbst 1519 einmal dem Staupitz Anwandlungen von Todesschrecken neben dem Wunsch, das üble Leben los zu sein. In dem Sermon lehrt er namentlich auch das rechte Verhalten gegen diejenige Anfechtung, die ihn selbst schon im Kloster oft so furchtbar quälte, -- gegen die beängstigenden Gedanken über die göttliche Vorherbestimmung zum Heil oder zur Verdammnis. | |
51 Er nennt es die grösste, listigste Kunst des Teufels, dass derselbe die Seelen hierüber ungeduldig und ihnen ihren Gott verdächtig, ja gar verhasst mache. Aber er weisst jetzt und lehrt: "Du musst die Hölle mit der Vorherversehung nicht in dir noch in ihr selbst ansehen; sondern siehe das himmlische Bild Christum an, der um deinetwillen von Gott verlassen gewesen ist, als ob er verdammt wäre ewiglich; in dem Bild ist überwunden deine Hölle, und deine ungewisse Versehung gewiss gemacht, dass, so du das glaubest als für dich geschehen, du in demselben Glauben gewisslich behalten wirst; suche dich nur in Christo, so wirst du dich ewiglich in ihm finden". (n300a) | |
52 Die christliche Erkenntnis der Gemeinde suchte Luther jetzt besoners (301) durch Belehrung über die Sakramente zu fördern und zu läutern, und zwar auch dies immer in praktischer Absicht, nämlich, wie er sagt, "ungesehen, dass so viel betrübt und beängstet Gewissen gefunden und ich bei mir selbst erfahren, die der heiligen und voller Gnaden Sakramente nicht erkennen noch zu brauchen wissen, sich leider mit ihren Werken mehr vermessen zu stillen, denn durch die heiligen Sakramente in Gottes Gnaden Frieden suchen". | |
53 Er gab so Sermone über das Sakrament der Busse, das der Taufe und das des Abendmahls, -- alle drei zusammen mit einer Widnung an Herzogin Margarethe von Braunschweig und Lüneburg. Der über das Abendmahl war zu Ende November unter der Presse. An diesen reihte sich auch noch ein Sermon vom Bann (zu unterscheiden von dem lateinischen Sermon des vorigen Jahres oben S. 212 = 3.5#45). (n301) | |
54 Der Sermon über die Busse bezog sich zurück auf den Sermon vom Ablass und wollte, während dieser von der Vergebung der Pein oder Genugtuung (nach erhaltener Absolution) gehandelt habe, von der Vergebung der Schuld selbst handeln, die ohne Massen wichtiger sei als jene und nur von Gott allein verliehen werden könne. Da führte er denn aus, wie diese für uns nicht in eines Menschen Gewalt stehe, sondern allein auf Christi Verheissungswort und auf unserem Glauben; und da erklärte er, wie wir schon oben hörten, dass in kraft jener Verheissung nicht bloss ein Priester, sondern, wo es not thue, ein jeglicher Christ dem in Sünden geängstigten Bruder fröhlich ein Urteil sprechen könne: sei getrost, dir sind deine Sünden vergeben, -- und dass, wer dies als ein Wort Gottes aufnehme und glaube, gewisslich die Vergebung habe; | |
55 denn die Zusage Christi: "was ihr auf Erden löset, soll auch im Himmel los sein," sei nicht allein dem Petrus (Matth. 16), sondern allen insgemein (Matth. 18,18) gegeben. Den Namen Sakrament beliess Luther der kirchlichen Busse, deren ganzes Gewicht ihm auf diese Zusprache der Vergebung an die Gläubigen fiel, auch fernerhin. (n301a) | |
56 In den Sermonen von der Taufe und dem Abendmahl haben wir schon die bleibenden Grundzüge der lutherischen Sakramentslehre. Vorhalten will er darin die höchste himmlische Gnadengabe, die den Sünder beseligt und umwandelt; im äussern Zeichen ist sie dargestellt und dargeboten; aber sie kann nur vom inneren Menschen im Glauben an Gottes Gnade wahrhaft angeeignet werden. | |
57 In der Taufe, sagt der erstere Sermon, tauche man den Menschen ins Wasser und hebe ihn wieder heraus: es sollte wenigstend also sein und wäre recht, dass man, wie das Wort Taufe besagt, den Täufling ganz ins Wasser senkte und nicht bloss begösse. Das sei der Taufe als äusserlich Zeichen. Ihre Bedeutung sei ein seliglich Sterben der Sünde und Auf- (302) erstehen eines neuen Menschen in Gottes Gnade. Was sie so bedeute, das müsse dann durchs ganze Leben fortgehen und vollziehe sich erst vollends mit dem leiblichen Tod. | |
58 Aber schon dort habe Gott dazu mit dem Täufling sich verbunden in tröstlichem Bunde, dass er ihm die Sünde nicht mrhe zurechne und die noch vorhandene Sünde täglich mehr ausgetilgt werde. Das dritte Stück des Sakraments endlich, nächst dem Zeichen und der Bedeutung, sei der feste Glaube eben daran, dass das Sakrament solches gewisslich anhebe und wirke und so mit Gott uns verbinde; dieser Glaube sei das allernötigste, er sei der Grund alles Trostes. Von hier aus will Luther auch das Sakrament der Busse recht verstehen lehren. | |
59 Man lehrte in der Kirche, als ob in diesem die Christen, welche nach ihrer Taufe gefallen sind, einen neuen, mühsamen, ja gar unsicheren Weg des Heiles mit eignen Genugthuungen gewinnen müssten, als ob, nach dem Ausspruch eines Alten, ihr Schiff zerbrochen wäre und sie nur noch wie auf einen Brett sich retten könnten. Nach Luther behält vielmehr auch die Busse ihren Grund im Taufsakrament; die Vergebung, die Gott schon in diesem zugesagt, teilt er in jener aufs neue zu; die Taufe bleibt kräftig; nur glauben müssen wir wieder, -- "glaubst du, so hast du". | |
60 Nicht minder ermahnt Luther von hier aus, dass wir nicht vermeinen, durch die Taufe schon ganz von der Sünde rein zu sein und uns nun mit unsern guten Werken Verdienste ansammeln zu können, sondern dass wir fort und fort daran arbeiten, die Sünde weiter abzutöten und so unserm Taufgelübde zu entsprechen. Er kommt endlich von hier aus auf die "gemeine Frage", welche Gelübde höher seien, das der Taufe oder die besonderen Gelübde der Keuschheit, Priesterschaft, Geistlichkeit. Die Antwort, sagt er, sei leicht. In der Taufe geloben alle das eine: die Sünde zu töten und heilig zu werden durch Gottes Gnade, dem wir uns dargeben wie Thon dem Töpfer. |
61 Eben zu diesem Behufe nun möge man auch dem besonderen Orden der Keuschheit oder Geistlichkeit sich verbinden, um unter den Lasten und Martern desselben destomehr an jenes Sterben sich zu gewöhnen und dem Zweck der Taufe nachzukommen. Aber leider denke man jetzt in diesen Ständen an Grösse der eignen Werke und mache eitlen Pomp, die Bedeutung der Taufe aber habe man vergessen. In solcher Weise begann das Urteil des Reformators gegen diese Gelübde; noch denkt er nicht daran, sie abzuthun, möchte vielmehr auch für sie einen guten Sinn gewinnen; aber den Grund, auf welchem ihr Ansehen vor der Menge ruhte, hat er ihnen bereits weggezogen. (n302) | |
62 In besonders reicher, lebensvoller Ausführung vekündet sodann der andere Sermon das Heilsgut, dessen der Glaube im Abendmahl geniesse. Der Titel war: "Ein Sermon von dem hochwürdigen Sakrament des heiligen Leichnams Christi, und von den Bruderschaften". (303) Auch bei diesem Sakrament, sagt Luther, müsse man eine dreifaches kennen: das Zeichen, die Bedeutung und den Glauben, der die beiden zusammen zu nutze und in den Brauch bringe. Das Zeichen stehe hier in der Gestalt des Brotes und Weines, wie bei der Taufe im Wasser. Die Bedeutung oder das Werk dieses Sakramentes sei, wie ja auch der Name Kommunion besage, Gemeinschaft aller Heiligen, darin stehend, dass alle geistlichen Güter Christi und seiner Heiligen darin uns mitgeteilt und gemein werden und wiederum alle Leiden und Sünden auch gemein werden, und also Liebe gegen Liebe angezündet und vereinigt werde. -- | |
63 Indem Luther so zuerst kurz vom äusserlichen Zeichen redet, fügt er hier bei: wie er von der Taufe gesagt habe, dass es füglicher wäre, ganz ins Wasser zu tauchen, gewen der Völligkeit des Zeichens, so wäre es auch ziemlich und fein, dass man das Sakrament des Leibes Christi allen Gästen und nicht allein den Priestern in beiderlei Gestalt gebe und nicht bloss stückweise (das Brot ohne den Kelch); so habe es Christus eingesetzt; es wäre gut, dass die Kirche in einem Konzil es wieder so verordnete. -- Weiter erklärt er dann: das Zeichen dieses Sakraments, Brot und Wein, sei ein göttlich Zeichen, da Christi natürlich Fleisch und Blut wahrhaft inne sei. | |
64 Nicht auf diese Gegenwart des Leibes Christi für sich aber legt er das Gewicht, sondern auf jenen geistlichen Schatz und Genuss, der eben durch das den Leib Christi in sich hegende Zeichen solle bedeutet und gewirkt werden. Und das ist ihm eben jene "Kommunion" oder Gemeinschaft, jenes völlige innerliche Einswerden mit dem Heiland und allen seinen Gliedern. Wir haben in seiner Tessaradekas bemerkt, wie wichtig ihm gerade damals überhaupt die Idee war; vorzüglich im Abendmahle nun sieht er sie dargestellt und verwirklicht. | |
65 Er hat sonst beim Abendmahl, und zwar mit Anschluss an die Einsetzungsworte des Herrn, vielmehr speziell das Eine Grundmoment der Sündenvergebung betont, die uns auf Grund der Opfertodes Christi und im Genuss seines für uns hingegebenen Leibes zuteil werde; und wir wissen ja, wie wichtig ihm diese stets und überhaupt gewesen ist; er sieht auch jetzt im BLute den Hinweis auf Jesu Marter für unsere Sünden. Allein er versenkt sich jetzt ganz in jene umfassendere Idee: nicht Christi Leiden bloss, sondern sein ganzes Leben, seine guten Werke, ja alles, was er hat, kommt uns zu gut und wird unser eigen; und die Gemeinschaft mit ihm ist zugleich die mit allen seinen Heiligen, ihren Tugenden, Leiden und Gnaden. | |
66 Ferner ist mit dem Wesen solcher Gemeinschaft und dem Genusse solchen Gutes unmittelbar auch unsere Verpflichtung gesetzt: dass wir nämlich nun in gleicher Liebe zur Gemeinschaft mit den andern Christen uns wandeln, ihrer aller Gebrechen und Notdurft an uns nehmen und sie alles, was wir Gutes vermögen, geniessen lassen. An diese Gemeinschaft erinnert das aus vielen Körnern gebildete Brot, (304) der aus vielen Beeren bereitete Wein: also wird durch die Gemeinschaft der Güter Christi und unseres Elends Ein Kuchen, Ein Brot, Ein Leib, Ein Trank, und desgleichen werden wir ineinander verwandelt und gemein durch die Liebe. | |
67 Darauf weist ferner hin die Verwandlung des Brotes selbst in jenen natürlichen Leib Christi: wie das Brot in diesen wahrhaftigen Leib verwandelt wird, also wahrhaftig werden auch wir in den geistigen Leib, das ist in die Gemeinschaft Christi und aller Heiligen gezogen und verwandelt. -- Bei diesem allem aber ist es wieder der Glaube, "da die Macht anliegt." Es genügt nicht, zu wissen, was das Sakrament für ein gnädiger Wechsel unserer Sünden und Leiden mit Christi Gerechtigkeit sei; sondern man muss dessen begehren und festiglich glauben, es erlangt zu haben. Wer diesen Glauben wohl übet und stärket, der wird empfinden, wie ein fröhlich, reich, hochzeitig Mahl und Wohlleben ihm sein Gott auf dem Altare bereitet hat. | |
68 Und da sehe dann auch jeder wohl zu, dass er sich selber ergebe, allen anderen gemein zu sein und ihnen zu thun, gleichwie Christus ihm im Sakramente thut. -- Indem der Sermon also "Kommunion" halten lehrt, stellt er dies schliesslich "der bösen Übung der Bruderschaften" entgegen. Er meint die sonderlichen Gemeinschaften, (n304) in welchen Christen und namentlich auch Handwerksgenossen unter den Patronat irgend eines Heiligen oder auch unter dem Titel des heiligen Leichnams Christi zu besonderen frommen Übungen und Leistungen sich zusammenthaten, welche aber in ein sehr äusserliches, ja grob fleischliches Treiben ausarteten und namentlich an ihren Bundes- und Heiligenfesten neben Messgottesdiensten ein heidnisches "Fressen und Saufen" anrichteten. | |
69 Er will, dass man, so man eine Bruderschaft halten wolle, vielmehr von dem Saufgeld arme Leute speise und die Feiertage mit Beten und anderen guten Werken hinbringe, auch nicht eigensüchtig von anderen Christen sich sondere. Den Einen Geist mache Christi Bruderschaft allein, und statt etwas Besonderes mit einer solchen sonderlichen Bruderschaft gewinnen zu wollen, solle man damit vielmehr der Gemeine dienen. | |
70 Offenbar hat eben auch der Unfug dieser Bruderschaften, welcher Luthern damals lebhaft vor Augen stand, ihn bestimmt, die Beziehung des Sakraments auf die wahre christliche Gemeinschaft so hervorzuheben. Die innere, geistliche Bedeutung desselben wollte er ferner der Wertschätzung des blossen äusserlichen, sakramentalen Aktes und Werkes entgegensetzen: man dürfe, sagt er, sich nicht darauf verlassen, dass die Messe oder das Sakrament, wie man es ausdrücke, opus operato sei, das heisst ein Werk, welches an sich selbst Gott wohlgefalle, ob ihm schon die nicht gefallen, die es thun; man dürfe nicht meinen, es sei gut, viel Messe halten, wie unwürdig sie auch gehalten werde. | |
71 Am Glauben ferner liegt ihm so sehr "die Macht an", dass er nach einem Ausspruch Augustinus (305) erklärt: "glaube nur, so hast du das Sakrament schon genossen". Macht doch nach seinen allgemeinen Aussagen über jene Gemeinschaft Christi und der Heiligen (wie in seiner "Tessaradekas") auch schon der wahre Christenglaube überhaupt ihrer teilhaftig; das Sakrament mit seinem göttlichen Zeichen hilft nur noch in besondere Weise dazu. | |
72 Was sodann näher noch jene "Verwandlung" des Brotes in Christi Leib betrifft, welche zu den Zeichen des Sakramentes gehört, so erklärt der Sermon: "Etliche üben hier ihre Subtilität, -- trachten, wo das Brot bleibe, wenn's in Christi Fleisch verwandelt wird, u. s. w.; -- da liegt nicht an, ob du das nicht suchst; es ist genug, dass du wissest, es sei ein göttlich Zeichen, da Christi Fleisch und Blut wahrhaftig innen ist; wie und wo, lass ihm befohlen sein". Luther hatte eben damals beifällig über jene These Melanchthons sich geäussert, dass man an die scholastische und kirchliche Lehre von einer Verwandlung, durch welche die Substanz des Brotes da zu sein aufhöre, sich nicht zu halten brauche. Für die Gemeinde also, für welche er hier schrieb, fand er überhaupt solche Fragen nicht nötig, er wollte sie wo möglich gar nicht damit behelligen. | |
73 Ganz endlich schweigt er von dem Messopfer, welches für die Kirche zur Hauptsache bei der Feier des Sakraments geworden war: wesentlich dazu sollte für sie jener Leib Christi gegenwärtig sein, damit er vom Priester immer neu Gott geopfert werde; es war das höchste, herrlichste Werk der Priesterschaft, vor welchem einst Luther in frommen Schauern erhebt war. Jetzt schweigt er davon; er hat davon schon nichts mehr zu lehren; ehe er aber dagegen lehrt, richtet er erst einfach seine positive Lehre von der wirklichen Bedeutung des Sakraments auf. | |
74 Mit dem Sermon vom Sakramente des Leichnams Christi verbindet sodann jene Idee der christlichen Gemeinschaft den Sermon vom Bann: im Bann verbietet man einem Christen das Sakrament und entsetzt ihn der Gemeinschaft. Aber wie im Sakrament das äussere Zeichen und die Bedeutung zu unterscheiden ist, so muss nu nach Luther von jener geistlichen innerlichen Gemeinschaft, welche der vorangegangene Sermon als des Sakramentes Kraft und Werk bezeichnete, die äussere sichtbare Gemeinschaft mit der äussern Zulassung zum Sakrament unterschieden werden. Nur von dieser kann der Bann oder die Exkommunikation absondern, und zwar soll der Bann so als heilsame Zucht gegen offenkundige Sünder geübt werden. | |
75 Von jener dagegen kann einen kein Mensch, Peiester oder Bischof ausschliessen, sondern nur die eigne Sünde, der eigne Unglaube. So trug Luther das, was er schon im vorigen Jahre seiner Wittenberger Gemeinde gepredigt und dann gegen die deshalb erhobenen Vorwürfe lateinisch veröffentlich hatte, jetzt deutsch der ganzen deutschen Christenheit vor und führte es noch weiter aus zur Beruhigung schwacher Gewissen udn zum (306) Trotz wider die Tyrannen, welche auf ihre ungerechten Bannsprüche pochen. | |
76 Auch die äussere Beraubung des Sakramentes ficht ihn nicht an: schon der, welcher unter gerechtem Banne Reue über seine Sünde hege, und vollends wer um der Wahrheit willen ungerechten Bann leide, dürfe dennoch jener seligen Gemeinschaft, die das Sakrament bedeute, froh werden, ja er dürfe in herzlichem Begehren und Glauben auch des Sakraments selbst geniessen geistlich, wie der vorige Sermon gesagt habe. | |
77 Auf jene Sermone hin sprach nun Spalatin Luthern die Hoffnung aus, er werde auch ähnliche über die andern kirchlichen Sakramente (Firmung, Priesterweihe, Ehe, letzt Ölung) schreiben. Da antwortete ihm Luther: "das erwarte niemand, man belehre mich denn, mit welcher Schriftstelle ich diese andern begründen soll; denn mir bleibt kein Sakrament mehr, das ein wirklich Sakrament wäre, wofern nicht eine ausdrückliche göttliche Verheissung zur Übung des Glaubens gegeben ist; -- was sie aber über jene sieben Sakramente gefabelt haben, wirst Du zu einer andern Zeit von mir hören". | |
78 In jenem Sermon von der Bereitung zum Sterben hatte er unbefangen auch noch die letzte Ölung unter den Mitteln zu solcher Bereitung aufgeführt. Im Sermon vom heiligen Leichnam hatte er "die Taufe und das Brot" nur als die "zwei fürnehmlichen Sakramente in der Kirche" bezeichnet. Nur allmählich schritt er so in der Prüfung der herkömmlichen Lehren und Übungen weiter, -- noch langsamer dazu, seine negativen Ergebnisse vor die Gemeinde zu bringen. | |
79 Zugleich schrieb er dort an Spalatin, der ihn auch befragt hatte, was zum Amte des Priestertums gehöre: er wisse, je mehr er nachdenkt, um so weniger hiervon zu sagen; nach Petrus (1 Petr. 2,9) und Johannes (Offenb. Joh. 1,6; 5,10) seien alle Christen Priester; jenes kirchliche Priestertum scheine von der Laienschaft durch nichts sich zu unterscheiden als durch den Dienst an Wort und den Sakramenten; er wundere sich, woher die Priesterweihe den Namen eines Sakramentes bekommen habe; "weiteres", sagt er, "mündlich mit Melanchthon, mit dem ich diese Dinge schon oft und scharf verhandelt habe!" (n306) | |
80 Zu einer neuen wichtigen Arbeit friedlicher, erbaulicher Art hatte schon vor Abfassung des Abendmahlssermones, schon im Oktober oder Anfang November 1519, der Kurfürst durch Spalatin Luther anregen lassen: er möge für Geistliche und Gemeinden sogenannte Postillen schreiben, oder Auslegungen der kirchlichen Evangelien und Episteln. Zu heiligen friedlichen Studien wollte ihn hiermit sein Fürst von den unruhvollen, bissigen Streitschriften wegrufen. Auch andere hatten ihn schon oft und dringend darum gebeten. Luther erwiderte dem Spalatin: er würde nichts lieber thun, als den Priestern und Mönchen einen solchen Dienst erweisen, damit sie der ungewaschenen Fabeln schlechter Predigtschreiberlos (307) würden und die reine Lehre Christi unter dem Volke verbreiten lernten. | |
81 Er fürchtete nur, dass es ihm nicht möglich sein werde, ohne seinen Vorlesungen und seinem eignen regelmässigen Predigen Eintrag zu thun. Aber schon gleich darauf legte er auch an dieses Werk die Hand und fühlte sich glücklich, wenn er ihm allein sich widmen durfte. Es schritt freilich nur sehr langsam voran und Luther bedauerte, dass man demselben anschmecken werde, wie sehr seine Seele noch mit anderem beschäftigt sei. Im Juni des nächsten Jahres schickte er sich an, die erste Abteilung in die Presse zu geben. Sie erschien jedoch erst im März 1521 und zwar umfasste sie nur die Perikopen der Adventssonntage. Luther schrieb sie lateinisch, um zunächst eben Predigern zu dienen. Sie ist aber die Vorläuferin seiner deutschen Kirchenpostille geworden. (n307) | |
82 Mit dieser Arbeit Luthers sind wir bereits in das Jahr 1520 hereingetreten, auch die Herausgabe der Tessaradekas fiel erst in dasselbe. Unterdessen war mit dem Schlusse des vorigen Jahres aus Anlass seines Abendmahlssermones ein neuer Sturm gegen ihn losgebrochen, wogegen er sofort wieder zu den Waffen griff. | |
83 Wir reihen jedoch, ehe wir hierauf übergehen, den vorhin aufgeführten deutschen Sermonen noch den grossen Sermon "Von guten Werken", an welchen Luther gegen Ende Februar sich machte, seinem Anlass und Inhalt nach an. Auch um eine Ausführung über diesen Gegenstand scheint Spalatin ihn gebeten zu haben. Luther eignete den neuen Sermon dem Herzog Johann, den Bruder seines Kurfürsten, zu: längst habe er gewünscht, diesem seinen unterthänigen Dienst und Pflicht mit etwas geistliches Ware erzeigen zu können; jetzt mache ihm hierzu die gnädige Aufnahme Mut, welche sein Büchlein Tessaradekas beim Kurfürsten gefunden habe. | |
84 Es sollte wieder ein Schriftchen wesentlich für die "ungelehrten" Laien werden. Luther spricht sich über seine Thätigkeit für diese jetzt eigens aus: er wisse wohl, dass viele seine Armut verachten, weil er nur Traktätlein und deutsche Predigten für solche Laien mache; ihn aber bewege das nicht; er wollte sich genügen lassen und Gott danken, wenn er nur Einem Laien sein Leben lang mit allem seinen Vermögen zur Besserung gedient hätte; er wäre indessen vielleicht besser imstand, es jenen Verächtern in der Kunst grosser Bücher gleichzuthun, als sie, nach seiner Art einen kleinen Sermon zu machen. Von den guten Werken vor den Laien zu handeln erschien ihm besonders nötig, weil in keinem anderen Ding mehr List, Betrug und Verführung der Laien als in jenem statthabe, -- weil kein Gold und Edelgestein so mancherlei Zusätze und Abbruch erleide wie sie. | |
85 Andererseits musste es ihm darauf ankommen, zu zeigen, dass ihrem wahren Wert seine eigne Lehre vom Glauben und von der Glaubensgerechtigkeit keineswegs Eintrag thue, dass sie vielmehr gerade (308) vermöge ihres Glaubens in ihrer Reinheit hergestellt werden sollen; schon damals beschuldigte man ihn, er verbiete gute Werke. Er arbeitete an dem Sermon zwischen der Beschäftigung mit neuen kirchlichen und tehologischen Streitschriften; erst am 13. Mai konnte er dem Spalatin melden, dass er ihn bald fertig zu haben hoffe. Derselbe wuchs ihm unter der Feder zu einem stattlichen Büchlein heran. Luther hoffte unter dem Schreiben, es werde daraus das beste von allem werden, was er bisher geschrieben. (n308) | |
86 Der Sermon ist nichts geringeres als eine umfassende Anweisung zu einem sittlich guten Leben und Wirken geworden, wie es Christen nach Gottes Willen üben sollen. Er ist ganz fürs Leben geschrieben. Zwischen den positiven Lehrausführungen bricht jedoch in ihm weit stärker als in den bisherigen Schriften für Laien auch ein eifernder und kämpfender reformatorischer Geist durch: derselbe gilt den Wölfen in Schafskleidern, von welchen, wie die Dedikation sagt, jene List und Verführung ausgeht; er gilt verwerflichen kirchlichen Satzungen, welche ein echt sittliches Leben vielmehr hemmen und verderben, als durch heilsame Zucht fördern; er gilt indessen nicht minder auch allen weltlichen Unsitten und Verderbnissen im Leben des Volkes und der Einzelnen, der Hohen und der Niedrigen. | |
87 Zu Grunde gelegt werden die beiden Sätze, dass gute Werke nur diejenigen seien, welche Gott geboten habe, und dass das erste und höchste Werk der Glaube an Christum sei, wie diesen Jesus selbst Joh. 6,29 das gute göttliche Werke nenne. Im Glauben, sagt Luther, müssen nun auch alle einzelnen Werke gehen; aus im fliesst ihre Gutheit. Glauben hat man mit Bezug auf diese Werke, wenn bei ihen das Herz in der Zuversicht zu Gott steht, dass sie ihm wohlgefallen: Wo kein Glaube, kein got Gewissen zu Gott ist, ist ihnen der Kopf ab und ihre Güte ist nichts; vermöge des Glaubens sind sie gut, ob sie auch so gering wären, wie das Aufheben eines Strohhalms, und werden auch alle einander an Güte gleich, sowie an einem Leib alle Glieder gleichermassen von dem Haupte leben und wirken. Soweit ist indessen der Glaube noch gering. | |
88 Es kommt daran an, dass man auch unter allen Übeln des Lebens, wo Gott sich zornig stellt, die gläubige Zuversicht zu seiner Gnade und seinem Wohlgefallen behalte, ja, dass man auch unter den schwersten Anfechtungen, wo einen Gott ewiglich zu verdammen scheint, sich des Guten und der Gnaden zu Gott versehe: davon wissen die Werkheiligen garnichts. Der Glaube, fährt Luther fort, ist das Werk oder die Erfüllung des ersten der zehn Gebote: einen Gott haben heisst vor allem ihm und seiner Gnade herzlich vertrauen. Dieser Glaube bringt die Liebe und Hoffnung mit sich: ich traue Gott, indem ich gedenke, er wolle mir günstig und hold sein, und dadurch werde ich ihm wieder hold. Dieser Glaube also muss dann nach Luther nicht bloss alle Werke begleiten, sondern aus ihm selbst fliessen und (309) gehen sie alle. | |
89 Ja auch wenn wir nichts wirken, sondern müssig sind, muss dieser Müssiggang in des Glaubens Übung und Werk geschehen: der Glaube kann nimmer müssig werden. In diesem Glauben erklärt Luther die Gläubigen für innerlich frei von den Gesetzen und Ceremonien, durch welche man die Menschen zu den guten Werken dringe. Hätte jedermann den Glauben, so bedürfe man ihrer nimmer. Keineswegs sind dadurch die guten Werke verboten: im Gegenteil, es thäte sie dann jeder von selbst zu aller Zeit; die Freiheit des Glaubens giebt nicht Urlaub zur Sünde, sondern sie giebt Urlaub allerlei Werke zu thun und alles zu leiden, wie sie vor die Hand kommen, dass nicht an ein oder etliche Werke allein jemand gebunden sei". | |
90 Diejenigen aber, welche im Verständnis solchen Glaubens und Lebens noch Kinder und jener äusseren Dinge bedürftig sind, soll man nicht verachten, sondern tragen und ihnen kein Ärgernis geben. Fragt weiter einer, wie er der Gottgefälligkeit seiner Werke gewiss sein solle, da er doch zuweilen falle oder über die Schnur fahre, so antwortet Luther: der Glaube stehe wieder auf, denn wir haben einen Fürsprecher vor Gott, Jesum Christum, der da ist eine Vergebung für alle unsere Sünden (1 Joh 2,1f). Endlich kommt Luther auf diejenige Frage, welche freilich die nötigste sei, -- wo denn "der Glaube und die Zuversicht möge gefunden werden und herkommen", und leitet überhaupt diese Zuversicht, dass Gott uns hold sei, einzig eben von jenem Christus ab und von der Liebe, die Gott in Christo uns erwiesen. | |
91 Dieser Glaube, der bei allen Werken sein muss, damit sie gut seien, kommt nicht etwa vom Werk und Verdienst der Werke her, "sondern er muss aus dem Blute, Wunden und Sterben Christen quellen und fliessen, in welchem du siehst, dass dir Gott so hold ist, dass er auch seinen Sohn für dich giebt, da muss dein Herze süss und Gott wiederum hold werden: -- wir lesen nie, dass jemand der heilige Geist gegeben sei, wenn er gewirket hat, aber allezeit wenn sie haben das Evangelium von Christo und die Barmherzigkeit Gottes gehört; aus demselben Worte muss auch noch heute und allezeit der Glaube und sonst nirgend herkommen". | |
92 Dies der Gedankengang des ersten und fundamentalen Hauptteiles der Schrift, in welcher Luther sein bestes niedergelegt zu haben hoffte. Es war die erste so eingehende Ausführung über das Verhältnis von Glauben und Werken, welche er in einer deutschen Schrift vortrug. Auch das ganze sittliche Leben mit allen den einzelnen Werken, von welchen er dann weiterhin nach den übrigen zehe Geboten redet und nicht minder mit den Momenten des "Müssiggehens" ruht ihm so wesentlich auf der Versöhnung in Christo und auf der Erfahrung göttlicher Liebe. Daher kommt ihm der Trieb des gottgefälligen Werkes, daher das gute Gewissen, das der rechte Christ bei allem diesem Wirken haben darf und soll und vermöge (310) dessen die Werke erst gut sind, daher die Freiheit, mit welcher der Gläubige ohne allen Zwang des Gesetzes wirkt je was ihm vor die Hand kommt. | |
93
Die weitere Ausführung folgt dem Dekalog.
Luther hat in diesem stets die drei ersten Gebote nach der herkömmlichen Zählung als den Inhalt der ersten Tafel betrachtet. Ihre Werke knüpft er unmittelbar an das des ersten Gebotes; daraus, dass wir nach diesen Gebot ein gut Herz und Zuversicht zu Gott haben, fliesst das gute Werk des zweiten Gebots -- nämlich "Gott preisen, seine Gnade bekennen, ihm alle Ehre geben allein", darnach das Werk des dritten -- nämlich "Gottesdienst üben mit Beten, Predigt hören, dichten und trachten Gottes Wohlthat (d.h. auf sie sein Dichten und Trachten richten), dazu sich kasteien und sein Fleisch zwingen". |
|
94 Wichtig sind für uns vermöge ihres eigentümlichen und reformatorischen Inhalts besonders seine Erklärungen zum dritten Gebot "Du sollst den Feiertag heiligen". Er handelt hier vor allem von kirchlichem Messgottesdienste, auf welchen uns bereits sein Sermon som Sakramente des Leichnams Christi geführt hat. Jetzt stellt er in den Mittelpunkt jene Einsetzungsworte des Abendmahls, durch welche der Herr ein neues ewiges Testament in seinem für unsere Sünden vergossenen Blute gestiftet und zu des Testamentes Urkunde seinen eignen Leib unter Brot und Wein uns gelassen habe. | |
95 Verkündigung dieses Testaments soll auch die Predigt sein, während sie statt dessen gemeiniglich in untüchtige Fabeln spaziere. Und diesen Gottesdienst erklärt er für die einzige Cereminie und Übung, die Christus eingesetzt habe, darin sich seine Christen sammeln und üben, aber nicht ein bloss Werk treiben, sondern einen überschänglichen Schatz im Glauben geniessen sollen. Wie man ferner die Messe griechisch Eucharistie, d. h. Danksagung nenne, so solle man darin für solch selig Sakrament Gott loben und danken. Aber, ruft er aus, wie viele sine jetzt Messen in der Welt und wie wenige, die sie mit solchen Glauben und Brauch hören! | |
96 Davon, dass die Kirche in der Messe vielmehr den Leib Christi Gott zu einem Opfer und zwar Versöhnungsopfer darbringen wolle, schweigt er wieder. Doch schon lässt er noch weiteres von sich erwarten; er fügt seinen Äusserungen über die Messe bei: "davon ein andermal mehr". -- Zu den Werken des Gottesdienstes rechnet Luther auch die "Übungen des Fleisches, seine grobe Lust zu töten", mit Fasten und Wachen. Er hat zeitlebens auch der leiblichen Kasteiung Wert beigelegt. Aber er lässt solche äussere Übungen nur noch insoweit gelten, als der einzelner wirklich ein sittliches Bedürfnis dafür in sich fühlt und als nicht die Gesundheit des Leibes dadurch Schaden leidet, dergleichen er sattsam bei sich selbst erfahren hatt. | |
97 Ja, er fordert kurzweg auf, alles, was über dieses Mass gehe, zu lassen, ob's auch Papst, Bischöfe und Beichtiger gebieten (311) mögen. -- Dieselben Grundsätze christlicher Freiheit und innerlicher Sittlichkeit bestimmen ihn sodann auch in seiner Auffassung des alttestamentlichen Gebotes der Sabbatruhe, und zwar ist er auch darin sich immer wesentlich gleich geblieben. Diejenige Feier, die Gott hiermit vornehmlich meine, ist nach ihm die geistliche, dass wir nämlich Gott allein in uns wirken lassen, unsere widerstrebenden Sinne und Begierden dämpfend, wozu eben auch jene Kasteiung des Fleisches dienen möge. | |
98 Die leiblische Feier von der Arbeit sei für die Christenheit laut Col. 2,16f nicht mehr geboten, sondern es möchten hier nach Jesaia 66,23 alle Tage Feiertage und wiederum auch Werkeltage sein. Doch sei solch Feiern not und von der Christenheit verordnet, weil wir noch unvollkommen seien, sonderlich der unvollkommenen Laien und Arbeitsleute wegen, und zwar zu dem Zwecke, dass das Wort Gottes gelehrt und die Gemeinde zu einträchtlichem Gebet versammelt werde. | |
99 Bei der Ausführung der zweiten Tafel ist besonders reichhaltig die des vierten Gebotes. Sie umfasst nicht bloss die Pflichten der Kinder und zugleich der Eltern, sondern auch die Stellung der kirchlichen, obrigkeitlichen und hausherrlichen Gewalt, die Pflichten der Träger dieser Gewalten, wie die Pflichten der Untergebenen. Innerhalb des Standes, den hier jeder einnimmt, lehrt Luther jeden das Seinige wirken. Hier lehrt er jeden in der Stille an guten Werken reich werden, statt dass man sonderlicher Heiligkeit halber aus der Welt fliehe und in ein Kloster laufe. -- Indem er aber auf die geistliche Gewalt zu reden kommt, predigt er nun ohne Bedenken auch vor den Laien laut von den Schäden der Gegenwart und fordert Reform wider die gegenwärtigen Gewalthaber. | |
100 Man solle der geistlichen Mutter, der heiligen Kirche und geistlichen Gewalt wie leiblichen Eltern Ehre und Gehorsam erweisen in allen Dingen, die nicht wider die drei ersten Gebote gehen. Jetzt aber lasse die geistliche Obrigkeit ihr eigen Werk, die Pflege der Frömmigkeit und Zucht liegen, wie eine Mutter, die von ihren Kindern weg einem Buhlen nachlaufe, und nehme wie Eltern, die etwas wider Gott gebieten, fremde und böse Werke vor. Vornehmlich werde von Rom aus mit geistlichen Gütern, Ablass, Pfründenverkauf, u. s. w. ein schamloser Markt getrieben; was zu Gottesdiensten gestiftet sei, müsse den römischen Buben und Huren dienen. Da, sagt Luther, sollten wir thun wie fromme Kinder, deren Eltern toll und wahnsinnig sind worden. | |
101 Er sieht nur noch das eine Mittel übrig, dass Könige, Fürsten, Adel, Städte und Gemeinden selbst anfingen und der Sache einen Einbruch machten, damit dann auch die Bischöfe und Geistlichen, die jetzt zu furchtsam seien, veranlasst würden, nachzufolgen. (Erl.20,267) -- Das erste, was er bei dieser Forderung kirchlicher Reform ins Auge fasst, ist also eben jene Pflege des christlich sittlichen Lebens. Weiter dehnt er endlich, zur bürgerlichen Obrigkeit (312) übergehend, seinen Ruf nach Reform auch schon auf solche Gebiete des sittlichen Lebens, welche unter ihr stehen, aus; er fordert namentlich ein Abthun des argen "Fressens und Saufens", des grossen Kleiderluxus, des wucherischen Zinskaufs und der "gemeinen Frauenhäuser" (d. h. Bordelle). | |
102 Über die Werke der andern Gebote redet Luther weit kürzer, macht aber jedesmahl wieder besonders auf ihren Zusammenhang mit dem Glauben aufmerksam. Dem Glauben, sagt er, der nicht daran zweifelt, einen gnädigen Gott zu haben, wird's auch gar leicht werden, dem Nächsten gnädig und günstig zu sein und die zornigen und rachsüchtigen Begierden zu überwinden. In solchem Glauben zu Gott lehret uns der Geist, alle unreinen, unkeuschen Gedanken zu meiden und so das sechste Gebot zu erfüllen. So das Herz auf göttliche Huld sich verlässt, kann es nicht nach dem zeitlichen Gut anderer trachten, noch am Gelde kleben, sondern braucht dies mit fröhlicher Milde dem Nächsten zu Nutz. | |
103 Wo diese Zuversicht ist, da ist auch ein mutig, trotzig, unerschrocken Herz, das überall, wie im achten Gebote liegt, für die Wahrheit einsteht, es gelte Hals oder Mantel, es sei wider Papst oder Könige. -- Eben diese Sätze Luthers mögen zugleich zeigen, wie tief und weit er den Willen Gottes, den die Worte des Dekalogs nur in Verboten aussprechen, im Geiste des Glaubens verstehen lehrt. -- Den ganzen Sermon können wir eine erste Ausführung und Begründung der evangelischen Sittenlehre durch den Reformator nennen. -- | |
104 Mit jenen Äusserungen aber über die geistliche Obrigkeit und über die Schäden des allgemein sittlichen und sozialen Lebens werden wir schon auf die Gedanken derjenigen Schriften hinübergeführt, in welchen der reformatorische Geist sich am schärfsten und umfassendsten ausspricht und von deren Anlass und Inhalt unsere folgende Abschnitte weiter handeln werden. | |
105 An jene Äusserung Luthers über seine verachtete und ihm doch so wichtige Schriftstellerei für Laien knüpfen wir endlich noch aus demselben Jahre 1520 zwei seiner unscheibarsten Arbeiten, -- wider rechte Proben dafür, wie er auch den Einfältigsten dienen wollte. | |
106 Seine ganz diesen gewidmete Auslegung des Vaterunsers (s. oben S. 123f (-)) hatte schon bisher trefflich ihren Zweck erfüllt. Sie verbreitete sich in immer neuen Auflagen. Der gelehrte Beatus Rhenanus, ein Freund des Erasmus und Zwingli, empfahl sie diesem zum Kolpertieren von Ort zu Ort, von Haus zu Haus. Nun erhielt sie auch noch eine weitere eigentümliche kleine Zugabe (die indessen auch dem Sermon vom Gebet und Prozession, oben S. 296 = #29, beigefügt erschien): nämlich eine kurze "Auslegung des Vaterunsers für sich und hinter sich", worin gezeigt ist, welchen Sinn die Ordnung der Bitten habe und wie dagegen schlechte Beter ihren Wunsch, der Übel ledig zu werden, und überhaupt ihren eignen (313) Willen zum ersten machen, an Gottes Ehre aber gar nicht oder nur von Ferne denken. (n313) | |
107 Mit der kurzen Erklärung der zehn Gebote, wie er sie schon 1518 (oben. S. 294 = #22) für Beichtende herausgegeben hatte, verband Luther jetzt 1520 eine ganz kurze, schlichte Auslegung des Glaubens (nach dem apostolischen Glaubensbekenntnis) und des Vaterunsers. Es sei, sagt er in der Vorrede, nicht ohne sonderliche Ordnung Gottes geschehen, dass für den gemeinen Christenmenschen, der die Schrift nicht zu lesen vermöge, diese drei Stücke zu lehren und zu wissen verordnet sei. Denn in ihnen sei alles, was in der Schrift stehe und einem Christen zu wissen not sei, gründlich und überflüssig begriffen und leicht verfasst. Erstlich nämlich müsse man wissen, was man thun und lassen solle, und sehen, dass man's nicht könne: so zeigen die Gebote dem Menschen seine Krankheit. | |
108 Zum andern müsse der Mensch lernen, womit er es zu thun und zu lassen vermöge, -- müsse wissen, wo die Arznei sei: das halte ihm der Glaube vor, der ihm Gott und Gottes Barmherzigkeit in Christo zeige; und zwar sei der wahre Glaube noch nicht das, dass man von Gott etwas glaube oder wisse, sondern das Glaube in Gott, da man ohne alles Zweifeln sein Vertrauen auf ihn setze und es auf ihn wage im Leben und Sterben. Zum dritten lehre das Vaterunser, wie der Mensch die Barmherzigkeit Gottes begehren und zu sich bringen solle, nämlich mit demütigen, tröstlichem Gebete. Das kleine, keine zwei Bogen starke Schriftchen ist dann mit seinen Hauptgedanken der Vorläufer für Luthers wichtigstes volkstümliches Werk, für seinen Katechismus geworden. (n313a) | |
109 |
Noter:
n292: Gal. 1 p. III sqq. 3,121 sqq. oben S.
110. -- Br. 1, 239. 256. 280. 328ff. 340. C. R. 1, 159.
n293: Op. ex. 14. Br. 1, 240ff. 279. 283.
340. 555. 565. Exc. 18 Luther über diesen seinen "Psalter": "Es ist
noch unreife Theologia drinnen, wiewohl der locus de justificatione und
wider den Papst treulich getrieben wird; aber die hebräische Grammatica
ist nicht ganz drinnen".
n293a: Br. 1, 278f. Alb. Sennert, Athenae
et inscipt. Viteberg.
n293b: Br. 1. 222. 6, 14.
n293c: Br. 1, 210. 86. 214. 254. 256. 278.
364, die Stellen über Adrian Br. 6,641 C. R. 1, 161. Brief v. Mosellan
Löscher 3, 249. Über Böschenstein: Bitte der Universität
an den Kurfürten v. 17. Jan. 1519 für den Hebraeus, welcher über
ungesunde Luft und Krankheit klage, nebst Brief Böschensteins (Neudeckersche
Abschr. in Gotha).
n294: Br. 1, 242.
n294a: Br. 1, 305.
n294b: Br. 1, 239. 378. 405.
n295: Op. ex. 12, 219 sqq. EA 36, 145ff. --
Br. 1, 87, 214. 395. 430. Op. 4. 152 sqq. -- EA 21, 244ff.
n295a: Serm. v. ehel. Stand. EA 16, 49ff.
Br. 256.
n295b: Op. 2, 322 sqq. Br. 1, 256. Knaake
Ztf. f. l. Theol. 1876 S. 339.
n295c: EA 11, 151 ff. Op. 3, 410 sqq. Br.
1, 239.
n296: Serm. v. Gebet un dProzess. etc. EA
16,67 ff, vgl. EA 7, p. XXV. Op. 3, 391 sq. 442 sqq. -- Vom Wucher: EA
16,77 ff. Br. 1, 380ff.
n298: Br. 1, 491. 565. 568.
n300: Op. 4, 84sqq. Br. 1, 336.378. Die Zuschrift
an den Kurfürsten Op. 4, 132 Br. 1, 409ff war bei der ersten Herausgabe
durch ein Versehen weggeblieben (Br. 1, 407). Der lateinische Tezt und
nicht (wie de Wette Br. 1, 407 meint) der deutsche ist der Grundtext; vgl.
besonders den Satz Op. 4, 134: "spero eam in praesenti tuae D. fortuna
maxime fore utilem", wo im deutschen Texte diese Beziehung auf den speziellen
Anlass der Schrift weggefallen ist. Zur Krankheit des Kurfürsten:
St. u. Krit. 1882 S. 693. -- Erasm. epist. 816.
n300a: EA 21, 253ff. Br. 1. 385, 342. St.
u. Krit. 1880 S. 342, Anm.
n301: Br. 1, 387: Der Sermon über die
Busse kann hiernach nicht (gegen Löscher 2, 512) schon 1518 erschienen
sein. Knaake a. a. O. 336, Plitt, theol. Litter. Ztg. 1877 S 225.
n301a: EA 16, 33ff
n302: EA 21, 327ff.
n304: Kolde, Aug. cong. 70ff.
n306: Serm. v. hochwürd. Sakrament usv.
EA 27, 25ff. Br. 1, 369. -- Serm. v. Bann. EA 27, 50ff. -- Br. 1, 378.
n307: Br. 1, 376, 366. 378. 405. 453. 563ff.
Der Brief S. 376 gehört wohl zwischen 1. Nov. (S. 352f) und 7. Nov.
(S. 364ff): S. 376 ist Luthern erst der Wunsch des Kurfürsten kund
geworden, S. 366 ist er schon an der Arbeit; vgl. ferner die Äusserungen
über seine Antwort an Eck Br. 1, 377. 353. 365.
n308: EA 16,118ff. Br. 1, 421, 431. 434. 448.
C. R. 1, 160 (der Sermon, von Luther noch nicht vollendet, ist am 17. April
schon unter der Presse).
n313: EA 45,203ff, 208ff. -- Zwingli Opp.
7,81. -- Knaake a. a. O. 340.
n313a: EA 22, 1ff, zu S. 7ff vgl. Op. ex.
12,221sqq.