Julius Köstlin: Luther, sein Leben und seine Schriften
Drittes Buch:
Das reformatorische Werk und der fortschreitende Kampf, vom Ablassbrief 1517 bis zum Wormser Reichstag 1521.
Eberfeld 1883

Fra kap. 5: Luther vor Cajetan.


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Indhold: Fra Kapitel 5: Reise über Weimar 217 a#1 -- Vorverhandlungen 218 a#8 -- Luther vor Cajetan, am 12. Oktober 1518 220 a#18 -- Verhandlungen am 13. Oktober 222 a#33 -- Schriftliche Rechtfertigung Luthers 223 a#37 -- Übergabe der Verantwortumg, am 14. Oktober 226 a#50 -- Luthers Appellation an den besser zu unterrichteten Papst 229 a#66 -- Abreise am 20. Oktober 231 a#77 --
 
1   Luther in Augsburg vor Cajetan.
         Gegen Ende des Monats September machte sich Luther nach Augsburg auf. 
2         Der Weg führte ihn über Weimar, wo damals Kurfürst Friedrich sein Hoflager hielt. Deshalb machte Luther dort Rast und predigte am 29. September, den Michaelistag, im Schlosse. Die Predigt, welche er nachher aus dem Gedächtnis niederschrieb, nahm auf die Lage, in welcher er selbt damals sich befand, gar keine Rücksicht. Wohl aber trug auch sie, ausgehend vom Texte des Tages (Matth. 18,1ff) die ernsten Warnungen vor hochmütiger Selbstgerechtigkeit und Scheinheiligkeit und den meist damit verbundenen Lastern des Neides, Geizes u. s. w. vor, welche Luthern stets so sehr am herzen lagen; er ziehlte damit speziell und ausdrücklich auf Bischöfe, welche nach Weise des Antichrists wie ein gott sich in Gottes Tempel setzen, zugleich aber auch, wie er dem Spalatin bemerkte, auf einen bestimmten Herrn gleichen Charakters am kurfürstlichen Hofe. – 
3  Ehe er weiterzog, bemitleidete ihn ein Verwalter des Klosters, in welchem er übernachtet hatte: es werde ihm schwer werden, seine Sache gegen die Welschen aufrecht zu erhalten; sie werden ihn darob verbrennen. Mit scherzlichem Humor erwiderte Luther: mit Nesseln verbrennen ginge noch an, aber mit Feuer wäre es zu heiss; er bat jenen, Gott für ihn zu bitten und für Gottes eignes liebes Kind Christum; denn seine Sache sei Sache dieses Christus; erhalte Gott diesem die Sache, so sei sie auch ihm erhalten; wollte Gott sie diesem nicht erhalten, so könne er sie ihm freilich auch nicht erhalten, und so müsste Gott die Schande tragen. (n217a
4             Luther hatte einen andern Wittenberger Augustinermönch, den Bruder Leonhard Beier (vgl. oben S. 187), zum Reisegefährten. Der Kurfürst gab ihm, der selbst immer noch nichts besass, einiges Geld zur Reise; nach einer spätern Tischrede waren es zwanzig Gulden. Luther machte die Reise wieder zu Fusse. In Nürnberg, wo er am 5. Oktober durchkam, borgte er statt seiner eignen Kutte eine bessere bei seinem Freunde Link. 
5  Dieser begleitete ihn nach Augsburg. Kurfürst Friedrich hatte gewünscht und beim Nürnberger Magistrat sich dahin verwendet, dass auch Scheurl, der geschickte und angesehene Jurist, mit Luther gehen und ihm dort zur seite stehen möge; Scheurl hatte jedoch davon und von dem Termin, wo Luther in Nürnberg eintreffen sollte, nicht rechtzeitig Nachricht erhalten und war, als dieser ankam, auf einer amtlichen Reise abwesend. 
6  Kleinmütige Freunde warnten Luther unterwegs noch, Augsburg zu betreten; er sagte hierzu (in dem uns erhaltenen Bruchstück eines Briefes): "auch in Augsburg, auch inmitten seiner Feinde herrscht Jesus Christus; Christus lebe, Martinus sterbe". Zur innern Spannung kan bei ihm leibliche Schwäche, namentlich heftige Magenschmerzen. So nahm er mit seinem Reisegefährten drei Meilen vor Augsburg noch einen Wagen; da – erzählt er – sei es ihm vollends recht heiss geworden, ein Dämon habe ihn mit vielen argen Gedanken gequält. (n218).
7         In Augsburg langte er am 7. Oktober an und stieg, da kein Augustinerkloster dort war, in dem der Karmelitermönche ab. Der Prior desselben, Johann Frosch, welcher in Wittenberg 1516 Lizentiat geworden war, war ihm bereits befreundet und bewirtete ihn aufs beste. (n218a
8       Die Stadt war schon voll des Geredes von ihm: alles, sagt er, habe den Herostratus sehen wollen, der einer so grossen Brand angeregt habe. – Auch mehrere einflussreiche Gönner erwarteten ihn, an welche eer Empfehlungen vom Kurfürsten mitbrachte: so der städtische Patrizieer und städtische und kaiserliche Rat Dr. Konrad Peutinger (der Nachwelt als Altertumsforscher bekannt), der Kanonikus Christoph Langemantel, Mitglied einer angesehenen Familie, und ein Dr. Johann Auer, Jurit und Ratsherr. Ferner waren die kursächsischen Räte Dr. Rühel und Philipp von Feilitzsch mit ihm in Augsburg. (n218b
9         Cajetan hatte in der letzten Zeit mit gelehrten Arbeiten über die obweltenden dogmatisch-kirchlichen Fragen sich beschäftigt. Er liess zwischen dem 27. September und 29. Oktober mehrere Traktate darüber erscheinen. – Den Luther verhiess er mit aller Milde behandeln zu wollen. (n218c
10       Sobald Luther angekommen war,liess er sich durch Link beim Kardinal anmelden. 
11       Alle die deutschen Ratgeber in Augsburg aber, an die er empfohlen war, hielten ihn zurück, sich vor demselben zu stellen, ehe er vor einer (219) hinterlistigen Gefangennahme durch einen kaiserlichen Geleitbrief gesichert sei, und trafen Anstalt, ihm einen solchen zu erwirken. Da der Kaiser der Reichgeschäfte halber noch nicht weggezogen, jedoch auf der jagd in der Nähe der Stadt abwesend war, zog sich dies noch einige Tage hin. 
12         Anders freilich wollte es ein italienischer Freund Cajetans, Urbanus von Serralonga, haben, der als Gesandter eines Grafen von Monserrat nach Deutschland und im Jahre 1517 auch an den kurfürstlichen Hof gekommen und an welchen Luther gleichfalls von seinem Kurfürsten gewiesen worden war. Dieser erschien wiederholt bei Luther, um ihn zu Cajetan zu rufen und über sein Verhalten zu beraten. Sein Rat ging einfach dahin, dass Luther durch Widerruf sich wieder zu Gnaden bringen solle. 
13 Er nahm die Sachen überaus leicht, – als ein echter Italiener, wie Luther sagt. Es handle sich, so meinte Urban, ja nur um die sechs Buchstaben: revoca, revociere. Als Luther erst sich verteidigen und Belehrung empfangen wollte, erwiderte jener: "Wollt Ihr ein Spiel, ein Ringelrennen, anstellen?" dabei spracu er offen aus: unwahre Sätze (wie die der Ablassprediger) dem Volke vorzutragen sei schon erlaubt, wenn sie nur gut Geld einbringen. 
14 Zuletzt fragte er: "Wie? Meint Ihr, der Fürst Friedrich würde Euretwegen zu den Waffen greifen?" darauf Luther: "Das möchte ich gar nicht". Jener: "Und wo wollt Ihr dann bleiben?" Luther: "Unter dem Himmel". Urban: "Was würdet den Ihr thun, wenn Ihr den Papst und die Kardinäle in Eurer Gewalt hättet?" Luther: "Ich würde ihnen alle Reverenz und Ehre bezeigen". Darauf sagte jener mit einer welschen Gebärde: "Hem" – ging weg und kam nicht wieder. – Luther schrieb an Spalatin, die Albernheit dieses Vermittlers mache ihm immerhin Mut. – Bereits aber stand sein Entschluss fest, im Notfall an ein Konzil zu appellieren. (n219
15        Während dieser Tage desWartens vergass Luther auch die Sorgen für seine Universität nicht. Er besorgte Aufträge an Johanne Böschenstein, einen der wenigen damaligen Kenner des Hebräischen, bisherigen Ingolstädter Dozenten, in welchem jetzt endlich für Wittenberg ein Lehrer jener Sprache gewonnen worden war und mit welchem er in Augsburg zusammentraf; er fand in ihm einen ängstlichen, zurückhaltenden Mann, empfahl ihn jedoch dem Melanchthon um so mehr zu einer herzlichen Aufnahme. Über sich selbst schrieb er an Melanchthon: Nichts falle ihm so schwer als der Gedanke, den schönen Umgang mit seinen Wittenberger Freunden auf immer entrissen zu werden; ehe er jedoch widerrufe und dadurch den besten Studien Schaden bringe, wolle er lieber umkommen und für seine Freunde und die studierende Jugend geopfert werden. (n219a
16        Auch mit Eck hat er damals oder an den nächstfolgenden Tagen in Augsburg verhandelt; er traf mit ihm Verabredung wegen einer Disputation, welche dieser mig Carlstadt in Leipzig oder Erfurt halten wollte. (n219b) (220)
17         Am 11. Oktober traf endlich der Geleitsbrief ein. Cajetan, mit welchem die kaiserlichen Räte sich vorher darüber ins Vernehmen gesetzt hatten, hatte ihnen erwidert, sie mögen nach Belieben handeln, war aber sehr gereizt über das geringe Vertrauen, welches man ihm schenke. Er schrieb nachher dem Kurfürsten: wenn dieser ihm nicht getraut habe, so hätte er den Luther nicht zu ihm "als einem Vater" schicken dürfen. (n220
18         Gleich am Tag darauf, am Dienstag den 12. Oktober, erschien Luther vor Cajetan. Er traf bei diesem jenen Urban und andere Italiener. Ihm selbst begleiteten der Prior Frosch mit zwei andern Mönchen des Karmeliterklosters und sein Freund Link nebst einem andern Augustinermönch, wohl dem Reisegefährten Leonhard. (n220a
19          Luther hatte sich vorher über die Formen der Ehrerbietung vor einem Kardinal und päpstlichen Legaten unterweisen lassen. Er warf sich vor Cajetan zuerst aufs Angesicht nieder, blieb auch, als dieser ihn aufstehen hiess, noch kniend und stand erst auf einen neuen Wink ganz auf. Demütig bat er um Verzeihung, wofern er etwas Unbedachtsames gelehrt oder gethan habe, und erklärte sich bereit, Belehrung und Leitung auf den rechten Weg anzunehmen. 
20 Cajetan empfing ihn gnädig und höflich, erwähnte auch, dass er von Luthers Gelehrsamkeit und vielen Schülern gehört habe, erklärte aber, er wolle nicht etwa mit ihm disputieren, sondern seiner Sache väterlich beilegen, und forderte zu diesem Behuf von ihm kurzweg ein Dreifaches, was der Papst verlange: nämlich er solle fürs erste seine Irrtümer widerrufen, fürs zweite versprechen, sich ihrer künftig zu enthalten, fürs dritte sich auch aller anderen Dinge enthalten, welche den Frieden der Kirche stören könnten. Das päpstliche Breve, worin dies verlangt werde, wolle er Luthern, der ihn darum ersuchte, nicht vorweisen. 
21        Luther bat, ihm seine Irrtümer anzuzeigen; er selbst sei sich keiner bewusst. 
22        Darauf hielt ihm der Kardinal diejenige seiner 95 Thesen vor, in welcher er die Identität des Schatzes der Ablässe mit den Verdiensten Christi leugne und hiermit der (schon oben von uns erwähnten) Bulle des Papstes Clemens VI. widerspreche, – und fürs zweite seine Erklärung in den Resolutionen, dass ein heilbringender Empfang des Sakramentes durch den Glauben des Empfängers bedingt sei. 
23        Der erste Punkt war für Cajetan der wichtigste. Klüglich hob er vor allen den in den Thesen angeregten Fragen nur ihn aus. Er wusste ja, wie viel von ihnen auch unter den scholastischen, römischen Theologen noch unsicher und streitig sei. Für diesen Punkt dagegen lag ein feierlicher päpstlicher Ausspruch vor, dessen Bestreitung ein Angriff auf die Autorität des Statthalters Christi und auf die Geltung des kirchlichen Rechtkodex war; 
24 und mit diesem Punkt war die Kraft der Ablässe jedenfalls dem (221) Prinzip nach festgestellt und dem Papst eine Vollmacht zuerkannt, kraft deren er über die höchsten geistlichen, himmlichen Güter nach Gutbefinden verfügen konnte. Er meinte, Luther könne jene Bulle nicht gelesen haben. – Hinsichtlich des zweiten Punktes behauptete er, Luther trage eine ebenso neue wie irrige Lehre vor; jeder, der zum Sakrament herzutrete, sei vielmehr ungewiss, ob er die Gnade wirklich erlange oder nicht. 
25         Dagegen wurde Luther der hohen Bedeutung, welche dieser sein Satz vom Glauben habe, nur immer stärker sich bewusst. Er hielt ihn jetzt gegen Cajetan aufs entschiedenste fest und berichtete nachher auch seinem Kurfürsten: an dem andern Satz, über den Schatz der Kirche, sei weit nicht so viel gelegen, zu diesem aber werde er sich bis in den Tod bekennen, denn er würde sonst Christum verleugnen. 
26 Es handelte sich für ihn um die Zusicherung derjenigen vergebenden Gottesgnade überhaupt, nach deren Gewissheit er unter den schweren inneren Anfechtungen immer neu sich sehnte: wie sollte der Sünder sich ihrer getrösten können, wenn sogar beim Sakramente, wo sie ihm speziell zugesagt und dargeboten wurde, er dennoch ungewiss bleiben musste, ob sie ihm wirklich zu teil werde? 
27 und wie sollte er ihrer ungewisse bleiben müssen, da ja nach der Heilslehre, die Luther im Evangelium und besonders bei Paulus fand, Gott selbst die Erfüllung seiner Zusage nur eben davon abhängig machte, dass man sie gläubig, mit herzlichem Vertrauen, aufnehme? Cajetan aber hatte, wie man auch aus einem noch im September verfassten Traktate desselben sieht, weder für dieses Interesse Luthers noch für seine Idee des Glaubens ein Verständnis. 
28 Für wahr halten sollte man, wie er dort ausführt, freilich, dass die priesterliche Absolution an sich kräftig sei und in einem würdigen Empfänger Gnade wirke; aber eben diese Bedingung der eignen Würdigkeit brachte wieder Unsicherheit mit sich: Niemand weiss nach Cajetan sicher, ob nicht dem Wirken der Gnade in ihm selbst noch ein Hindernis entgegenstehe, ein Mangel an der erforderlichen Zerknirschung, eine noch nicht gebeichtete, vielleicht dem eignen Gedächtnis entschwundene Sünde u. s. w. 
29 Vergebens berief sich Luther vor Cajetan für seine Lehre auf die heilige Schrift und ihre Aussagen über den Glauben. Der Kardinal kam diesen gegenüber immer wieder auf die scholastischen Auslegungen und Theorieen zurück und die Italiener an seiner Seite kicherten und lachten über die ihnen seltsame Lehre. Als Luther beharrlich erklärte, in diesem Punkt nimmermehr nachgeben zu können, erwiderte Cajetan: "Du wirst heute revocieren müssen, ob Du willst oder nicht willst; sonst werde ich schon um dieses Punktes willen alle Deine Sätze verdammen". 
30         Der Streit über den Schatz der Kirche führte sogleich zu entscheidenden Erklärungen beider über den Wert und die Autorität päpstlicher Aussprüche in betreff der Glaubenswahrheiten und des Sinnes der heiligen (222) Schrift. Luther ging, nachdem er den Inhalt jener Bulle unklar und zweideutig genannt hatte, zu der Behauptung weiter: sie verdrehe den Sinn der heiligen Schrift. Das erregte Cajetans höchsten Unwillen. Er selbst erklärte dagegen, man habe einer päpstlichen Auslegung sich einfach zu unterwerfen, und stellte die Gewalt des Papstes über Schrift, Konzil und Kirche, verdammte auch den Gerson und dessen Anhänger wegen ihrer Lehre von der Autorität der Konzilien. Luther hinwiederum erlaubte sich jetzt, die vor kurzem erfolgte Appellation der Pariser Universität an ein Konzil ihm vorzuhalten. 
31          Cajetan, der von dem "Brüderlein", wie er Luther nannte, nur einfachen Widerruf mit "väterlichen" Ermahnungen zu fordern beabsichtigt hatte, wurde so durch seine ungescheuten Entgegnungen doch in einen ordentlichen Disput hineingezogen, in welchem dann die Rede auch noch auf andere Lehrpunkte in betreff der Buss u. s. w. kam. Luther aber schloss endlich mit der Bitte, ihm noch Zeit zu weitere Überlegungen zu gewähren. 
32         An nämlichen Tage traf Staupitz in Augsburg ein. Dieser hatte kurz zuvor in einem Brief an Spalatin sich sehr entschieden zu Luthers Sache bekannt und jenen gebeten, den Kurfürsten Friedrich zu ermutigen, dass er eine Stätte für die Wahrheit frei halten möge ohne Angst vor dem Gebrüll des Löwen (Leo). Für Augsburg hatte er Luthern seine persönliche Gegenwart zugesagt und dieser ihm jetzt sogleich von seiner Ankunft Nachricht gegeben. 
33        Der folgende Tag zeigte dann, dass inzwischen bei Luther und seinen Freunden nach den Erfahrungen jenes ersten Tages beschlossen worden war, wie er nun mit aller Förmlichkeit und Vorsicht seine weiteren Äusserungen gegen Cajetan abgeben sollte. 
34        Er erschien vor diesem am Mittwoch mit Peutinger, von Feilitzsch und zwei anderen kaiserlichen Räten, mit Staupitz und mit einem Notar, um vor allem eine feierliche Verwahrung zu verlesen – des Inhaltes: er folge der römischen Kirch in allen seinen gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Worten und Handlungen; was anders gesagt worden sein sollte, möge für nicht gesagt gelten; was aber jene dreifache Forderung betreffe, die der Legat im päpstlichen Auftrag gesucht habe, deshalb nicht zum Widerruf gezwungen werden, ohne erst gehört und überwiesen zu sein, sei sich auch jetzt nicht bewusst, irgend etwas gegen die heilige Schrift, die kirchlichen Väter, die päpstlichen Dekretale oder die gesunde Vernunft gesagt zu haben, unterwerfe sich jedoch als ein Mönch, der irren könne, einer rechtmässigen Entscheidung der heiligen Kirche, erbiete sich überdies, an diesem oder einem andern Ort öffentlich über seine Aussagen Rechenschaft zu geben, und sei, wenn dies dem Legaten nicht beliebe, bereit, auch (223) schriftlich den Einwendungen desselben zu antworten und darüber das Urteil der Basler, Freiburger, Löwener, oder, wenn das nicht genüge, auch der Pariser Universität zu hören. 
35         Cajetan aber lächelte über diesen Akt Luthers und ermahnte ihn, von solchen eitlen Gedanken zu lassen und vielmehr in sich zu gehen und umzukehren; denn es werde ihm schwer sein, wider den Stachel zu löcken; er aber wolle ihn mit der Kirche und dem Papst wieder versöhnen. 
36        Luther bat wiederholt, ihm noch eine schriftliche Erwiderung zu gestatten, nachdem sie gestern genug mit Worten gefochten haben. Über diesen Ausdruck wurde Cajetan sehr böse: "Mein Sohn", sagte er, "ich habe nicht mit Dir gefochten und will nicht mit Dir fechten, sondern ich bin nur bereit, aus Rücksicht auf den durchlauchtigsten Fürsten Friedrich Dich väterlich und gütig zu hören, zu ermahnen und zu belehren". Als jedoch Staupitz jene Bitte unterstützte, ging Cajetan endlich darauf ein, -- als Vater, wie er sagte, nicht als Richter. Eine Disputation wollte er auf keinen Fall zulassen. 
37        Sogleich setzte Luther eine ausführliche Rechtfertigung jener beiden Hauptsätze auf, wegen deren ihn Cajetan der Ketzerei bezichtigte. 
38          Eingehend besprach er jetzt die Bedeutung jener Bulle des Papstes Clemens, wonach Christus durch die Vergiessung seines kostbaren Blutes, von welchem schon ein einziger Tropfen zur Erlösung der Menschheit genügt hätte, seiner Kirche einen Schatz erworben hat, welchen Petrus, der Träger der Himmelsschlüssel, und dessen Nachfolger den Gläubigen ausspenden und den Büssenden behufs des Nachlasses ihrer zeitlichen Strafen zuteilen sollten. 
39 Von dem aber, was er mündlich über die Geltung einer solchen päpstlichen Erklärung gesagt hatte, wich er auch jetzt nicht; es war vielmehr, als ob jedes Verweilen bei dieser Frage ihn zu immer schärferen und weitgehenden Äusserungen fortrisse. Er wiederholt, dass die Bulle den Sinn der Schrift auf den Ablass ziehe. (act-a01#31) Er spricht allgemein aus: die Möglichkeit sei konstatiert, dass päpstliche Dekretale irren und gegen die heilige Schrift und die christliche Liebe streiten; fordere gleich das kirchliche Rechtsbuch, dass man auf die Stimme des Papstes als auf die Stimme des heiligen Petrus höre, so gelte dies doch nur von denjenigen Aussprüchen, welche mit der heiligen Schrift zusammenstimmen. (act-a01#32)
40 Ja er fährt fort: sogar Petrus selbst sei einst (nach Galat. 2,11ff.) wegen einer Abweichung von der Wahrheit zurechtgewiesen worden; um so weniger könne es befremden, wenn einer seiner Nachfolger sich verfehle. (act-a01#33) Dann nimmt er eben hier bestimmter, als wir bisher von ihm gehört haben, auch für jeden einzelnen Christen das Recht und die Pflicht in Anspruch, solche päpstliche Entscheidungen zu prüfen. Er führt hierfür einen Satz des schon früher von (224) ihm citierten Erzbischof von Palermo an, wonach nicht bloss ein allgemeines Konzil über dem Papste stehe, sondern ein jeder Gläubige, falls dieser bessere Beweisstellen und Gründe als der Papst für sich habe; und er beruft sich dafür weiter auf das Wort des Paulus 1. Kor. 14,30, wo dieser mit Bezug auf alle in einer Gemeindeversammlung lehrenden Christen gleichermassen sagt: "so aber einem andern, der da sitzt, geoffenbaret wird, so schweige der erste". (act-a01#34)
41 Dann beweist er mittelst eines andern paulinischen Ausspruchs und zugleich mit Berufung auf Augustin, dass ebendieselbe Bulle ganz offenbar Falsches enthalte, indem sie auch die Verdienste der Heiligen einen Schatz nenne: denn auch die Heiligen seien Sünder und werden nicht durch eignes Verdienst, sondern allein durch Gottes Barmherzigkeit selig. (act-a01#36f) -- So sehr schärft Luther eben jetzt fort und fort seinen Gegensatz gegen den ganzen kirchlichen Standpunkt des Legaten und des Papstes, den dieser vertrat. 
42         Übrigens will er, wie er weiter sagt, doch versuchen, den Sinn, den die Bulle haben könnte, mit den von ihm für wahr erkannten Sätzen in Einklang zu bringen. (act-a01#40) Er kommt hier auf seine schon früher vorgetragene Erklärung zurück, dass die Verdienste Christi nicht eigentlich, jedoch wenigstens uneigentlich der Schatz der Ablässe heissen können, sofern nämlich Christus durch sein Verdienst der Kirche die Schlüsselgewalt erworben habe, vermöge deren der Papst Ablass erteile. So möge es der Papst in jener Bulle meinen. Auch sage diese ja selbst: der Schatz sei dem Petrus und seinen Nachfolgern von Christus übertragen; Christus aber habe dem Petrus nichts übertragen als eben jene Schlüssel. (act-a01#45)
43 Schliesslich behauptet er vollends geradezu, der Text der Bulle spreche direkt für seine Auffassung, indem er dies mit allen Scharfsinn aus ihrer Aussage folgert, dass Christus den Schatz, aus welchem der Ablass komme, durch sein Verdienst "erworben" habe. Er folgert nämlich: habe Christus den Schatz der Ablässe durch sein Verdienst erworben, so sei Christi Verdienst nicht selbst dieser Schatz, sondern die Ursache desselben. (act-a01#46) -- 
44 Für uns kann freilich keine Frage sein, dass der Sinn der Bulle dennoch ein anderer war; nach ihrem ganzen Zusammenhang wollte sie eine unmittelbare Austeilung der Verdienste Christi durch den Papst lehren; der Schatz, welchen Christus der Kirche erworben, ist ihr die Summe seiner eignen Verdienste, sofern er sie der Kirche jetzt zur Verfügung stellen kann und will. Auch Luther hätte, wenn er die Worte unbefangen zu deuten in der Lage gewesen wäre, hieran nicht wohl zweifeln können. Die Mühe aber, welche er sich für seine Auslegung giebt, zeigt uns, wie gern er doch noch eine Form gefunden hätte, um mit dem Ausspruch des Papstes sich zu vertragen. 
45        Er fügt dann dieser seiner Ausführung noch die Erklärung bei: "meine Sache ist es nicht, die päpstlichen Kanones auszulegen, sondern (225) meine eignen Sätze zu vertreten, damit sie nicht gegen die Kanones zu streiten scheinen, indem ich darauf, ob der Papst seine Meinung anders erklären wird, demütig warte, demselben zu gehorchen bereit". (act-a01#53) Seine vorangegangenen Erklärungen aber über sein Recht, päpstliche Aussprüche ihrem Inhalt nach an der heiligen Schrift zu prüfen, liess bei ihm natürliche doch nur einen Gehorsam erwarten, vermöge dessen er in der bevorstehenden Auslegung des Papstes dem wirklichen Sinn der Bulle anerkannte, keineswegs mehr einen Gehorsam, vermöge desse er diesen Inhalt der Bulle aufs päpstlichen Wort hin trotz der Worte der heiligen Schrift für Wahrheit hätte gelten lassen. 
46          Für seinen zweiten Hauptsatz über den Glauben, legte er eine Reihe von Schriftaussagen über des Glaubens Kraft und Notwendigkeit vor. Da wird denn die Rechtfertigung seines Satzes über das Erfordernis des Glaubens beim Sakrament vollends zu einem lauten Zeugnis für die Bedeutung des Glaubens überhaupt: "nur der Glaube an Christi Wort rechtfertigt, macht würdig, macht lebendig, bereitet recht zum Sakramente vor; ohne ihn ist alles andere ein Bestreben eigner Anmassung oder ein Bestreben der Verzweiflung; denn -- der Gerechte lebt seines Glaubens." (act-a01#62)
47 cAuch Stellen des Heiligen Augustin und Bernhard führt er hierfür noch an. Dann schliesst er: "Diese und viele andere Beweisstellen zwingen mich, nehmen mich gefangen, führen mich zu der Lehre,die ich ausgesprochen habe; darum, hochwürdiger Vater in Christo, bitte ich demütig, milde mit mir zu handeln, mit meinem Gewissen Mitleid zu haben, mir ein Licht zu geben, dadurch ich dies anders verstehen könnte, mich nicht zum Widerrufe desjenigen zu nötigen, von dem ich nach dem Zeugnis meines Gewissens nicht anders halte, als dass ich ihm zustimmen müsse; so lange diese Beweisstellen feststehen, kann ich nichts anderes thun und weiss nur, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen;
48  auch wolle Euer väterliche Hochwürden bei unserem heiligsten Herrn Leo X. Fürsprache thun, dass er nicht mit so ungnädiger Strenge in die Finsternis meine Seele hinausstosse, die nur das Licht der Wahrheit sucht und ganz bereit ist, alles nachzugeben und zu widerrufen, wenn sie eines Besseren belehrt sein wird; ich bin nicht so anmassend oder nach eitler Ehre begierig, dass ich deshalb mich schämen sollte, über Gesagtes zu widerrufen, ja meine grösste Freude wird sein, dass die Wahrheit siegreich werde: nur dass man mich nicht nötige, etwas wider mein Gewissen zu thun; denn ich glaube ohne jegliche Zweifel, dass jenes die Lehre der heiligen Schrift sei". (act-a01#80ff)
49         Der Augenblick, in welchem Luther diese seine Erklärungen vor wenigen Zeugen dem Kardinal zu überreichen hatte, war für ihn wohl schon so wichtig und innerlich ergreifend als derjenige, in welchem er später zu Worms vor Kaiser und Reich sein: "Ich kann nicht anders, Gott helfe (226) mir" aussprach. Zum Bruche mit den höchsten kirchlichen Gewalten, ja mit dem ganzen römischen Kirchentum, dessen echter Vertreter Cajetan war, musste er schon dort sich entschliessen, wenn er gleich noch immer hoffte, derselbe werde nicht unabwendbar sein. Auf Grund des göttlichen Wortes und treu seinem Gewissen hat er schon dort ihn gewagt. 
50         Am Donnerstag, den 14. Oktober, übergab Luther dem Cajetan seine Schrift. Auch diesmal begleiteten ihn von Feilitzsch und Rühel. 
51        Cajetan nahm die Schrift verächtlich auf, versprach sie übrigens nach Rom zu schicken. Dann befahl er ihm aufs neue den Widerruf, hielt ihm jedoch zu seiner Widerlegung noch einen langen Vortrag in Sätzen der thomistischen Theologie. Er sprach jetzt heftig und herrisch; den Luther donnerte er, wie dieser erzählt, wohl zehnmal nieder, ehe derselbe zum Vort kommen konnte. Endlich hub auch Luther zu schreien an; er vergass sogar die Formen der Höflichkeit gegen einen Kardinal und redete ihn einfach mit "Ihr" an; Cajetan rief ihm auf italienisch zu: "Bruder, Bruder, gestern warst Du recht gut, heute bist Du ganz verkehrt". --
52 cIn betreff jener päpstlichen Bulle brachte Luther mit seiner Auslegung den Cajetan, der auf diese ohne Zweifel gar nicht gefasst war, in eine augenblickliche Verlegenheit. Luther rief: wenn man ihm zeigen könne, dass die Bulle der Verdienste Christi für den Schatz der Ablässe erkläre, so wolle er revocieren. Hierüber erhob sich ein Gelächter gegen ihn. Cajetan schlug hastig die Bulle auf und las sie eifrig und schnaubend vor bis zu der Stelle, wo es heisst: Christus habe einen Schatz erworben. Da rief Luther: "erworben" heisse es ja, -- also sei der Schatz nicht das Verdienst selbst, sondern die durch Christi Verdienst erworbene Schlüsselgewalt. 
53 Cajetan wurde verwirrt und sprang schnell auf etwas anderes über. Luther aber brach noch los: "Euer Hochwürden meine nicht auch noch, dass die Deutschen keine Grammatik verstehen; es heisst etwas andere, ein Schatz sein und einen Schatz erwerben". -- Luthers biblische Beweisstellen deutete Cajetan nach seinem Sinn um. Gegen Luthers ganze Berufung auf die höchste, eitscheidende Autorität der heiligen Schrift liess er, wie Luther später einmal mündlich erzählte, die merkwürdige kritische Bemerkung fallen: Matthüs selbst irre ja doch einmal im Nennen von Propheten (vgl. Matth. 27,9, wo Jeremia statt des Zacharia genannt ist). Er liess jedoch darüber Luther nicht weiter zum Wort kommen, sondern rief: "es ist genug, revociere!" (n226
54        Während Luther den ihm abgeforderten einfachen Widerruf beharrlich verweigerte und flehentlich bat, den Papst so, wie er es schon am Schlusse seiner schriftlichen Antwort ausgesprochen hatte, seines guten Willens zu versichern, kündigte ihm Cajetan an: er werde, wenn Luther nicht sofort jene Forderung erfülle oder in Rom sich seinen Richtern stelle, über ihn und alle, die ihm gewogen seien, den Bannfluch, und über alle, zu welchen (227) er etwa sich hinwenden möchte, das kirchliche Interdikt verhängen; zu diesem allem habe er bereits ein genügendes Mandat vom päpstlichen Stuhle. 
55          Endlich erhob sich der Kardinal mit den Worten: "Geh! widerrufe oder komm mir nicht wieder vor die Augen". 
       So ging Luther hinweg. 
56          Cajetan aber beschied am Nachmittags desselben Tag noch den Staupitz nebst Link zu sich, um durch sie noch auf Luther einzuwirken. Er that gegen Staupitz sehr schön, versicherte ihm auch, dass gegen Luther verhandelten freundlicher als er selbst gesinne sei. Mehrere Stunden lang verhandelten sie noch miteinander; auch Urban von Serralonga  nahm daran teil. Nach einem Berichte Cajetans an den Kurfürsten was es ihm darum zu thun, das "Ärgernis" abzuthun, ohne dass der Ehrfurcht vor dem päpstlichen Stuhl Eintrag geschehe und ohne das Bruder Martin einer Rüge verfalle. 
57 In Wahrheit jedoch lief alles bei ihm bur wieder darauf hinaus, dass Luther zum einfachen Widerruf gebracht werde. Staupitz, der ihm hierzu bei Luther behülflich sein sollte, lehnte dies ab; denn, sagte er, zur Unterwerfung unter die Kirche habe er Luthern schon bisher geraten; an Gelehrsamkeit und Scharfsinn sei er diesem nicht gewachsen; Cajetan, als Stellvertreter des Papstes, möge selbst ihn überreden. Da fiel (nach einem Berichte des Myconius) der Kardinal aus seinem anfänglichen freundlichen Ton heraus und antwortete: "Ich mag nicht weiter mit dieser Bestie reden, denn er hat tiefe Augen und wundersame Spekulationen in seinem Kopfe". -- 
58 Nachher kam Link noch einmal zum Kardinal, um sich für Luther zu verwenden. Cajetan wollte sich jetzt dazu herbeilassen, dass vom zweiten Streitpunkt, über den Glauben, abgesehen werde, wenn Luther nur seine Aussagen über den Schatz der Ablässe revociere: wir haben zwar über diese Privatverhandlung zwischen jenen beiden nur einen Bericht von dem damals nicht in Augsburg anwesenden Spalatin; die Angabe stimmt aber ganz zu dem besonderen Wert, welchen Cajetan auf eben diesen Punkt auch nach Luthers Bericht legte. So äusserte dann hierauf Staupitz: man sehe daraus, dass es denen in Rom mehr um Geld, zu welchem die Lehre von der Zuteilung des Verdienstes Christi dienen sollte, als um Glauben und Seligkeit zu thun sei. Übrigens beruhigte Cajetan den Link, er wolle Luther noch nicht in den Bann thun, sondern erst neue Befehle aus Rom abwarten, wohin er bereits Luthers Antwort durch einen expressen Boten geschickt habe. 
59         Luther schrieb noch am Abend des 14. an Spalatin, er werde keine Silbe widerrufen. Das Wort Cajetans vom Nichtwiederkommen liess er sich gesagt sein. Doch blieb er ruhig in Augsburg, obgleich dort das Gerücht (228) ging, der General des Augustinerordens habe bereits gestattet, dass er festgenommen und, wenn er nicht widerrufe, in Fesseln gelegt werde. 
60          Staupitz ermunterte ihn: "gedenke, Bruder, dass Du dieses im Namen unseres Herrn Jesu Christi angefangen hast;" Luther nahm das, wie er später einmal dem Staupitz schrieb, als ein Wort, welches ihm nicht von Staupitz, sondern von oben her durch Staupitz gesagt sei. Auch entband ihn Staupitz, als sein Ordensvorgesetzter, vom Ordensgehorsam, damit er, wenn ihm von seiten des Papstes Stillschweigen geboten würde, die Entschuldigung habe, er sei nicht mehr zum mönchischen Gehorsam verpflichtet, und damit der Augustinerorden bei seiner Sache nicht mit ins Spiel komme. Staupitz that es mit den Worten: "Ich absolviere Dich von meiner Obedienz und befehle Dich Gott dem Herrn." (n228
61          Staupitz und auch Link kamen indessen dem Verlangen Cajetans, auf ihren Freund Luther einzuwirken, insoweit nach, dass dieser ihnen dann in einem (sogleich weiter zu erwähnenden) Brief an Cajetan bezeugen konnte, sie, welche ihm die liebsten Vermittler seien und in deren Hand er ganz stehe, haben mit ihm darüber verhandelt, wie er demütig gesinnt sein und von eigner Meinung weichen sollte: dass sie ihm jedoch nicht etwa den von Cajetan geforderten Widerruf, noch einen diplomatischen Rückzug von seinem Bekenntnis zur Schriftwahrheit zumuteten, sieht man, wie aus ihrem bisherigen Verhalten, so eben auch jetzt daraus, dass er bei der Erklärung seiner innigsten Gemeinschaft mit ihnen doch von jener Wahrheit keinen Schritt zurückwich. --
62 Laut einer Angabe des ihnen damals nahe verbundenen Scheurl gingen sie jetzt, nach des Kardinals rauhem Abschied, mit einem merkwürdigen Plane um, den sie nicht wohl ohne Kurfürst Friedrichs Mitwissen haben fassen können: Luther nämlich sollte sich nach Paris, auf die dem päpstlichen Absolutismus noch immer widerstrebende Universität, zurückziehen. Sie fuchten deshalb von namhaften Augsburger Kaufleuten Wechsel zu erhalten, konnten jedoch, weil sie das Geld dafür nicht bereit hatten, keine bekommen. Was Luther dazu sagte, erfahren wir nicht. (n228a
63        Am 16., einem Sonnabend, eilten dann jene beiden aus Augsburg weg, ihrer eignen Sicherheit halber von anderen gewarnt; zu Cajetans grossen Ärger gab ihm Staupitz nicht einmal davon Kenntnis. Tags zuvor hatte Staupitz an Kurfürst Friedrich gemeldet, dass Cajetan sage, es sei eine Schrift vom Genera (Ordensgeneral) im Lande wider Luther, und noch weiter: "Dr Peuting (Peutinger) lässt sich hören, es sei auch wider mich, dass man uns im Kerker werfen solle und Gewalt mit uns über; Gott sei der Beschirmer!" 
64 cIn der That besitzen wir noch einen damals nicht weiter bekannt gewordenen Erlass des Ordensgenerals Gabriel Venetus vom 25. August an Gerhard Hecker, den Vorgesetzten oder (229) Provinzial des Augustinerordens für die Provinz Sachsen (zu underscheiden von dem "Vikar", der über die Kongregation der reformierten Klöster oder der "Observanten", oben S. 60, gesetzt war): dieser solle den trotzigen, rebellischen, in der Sünde schon so weit fortgeschrittenen Luther festnehmen, fesseln und in Gewahrsam halten lassen, auch, soweit er es in diesem Auftrag nötig finde, Bann und Interdikt kraft päpstlicher Vollmacht verhängen. (n229
65       Aus Cajetans Mund vernahmen wir schon vorhin auch den Hinweis auf ein Mandat, das er selbst in Händen habe. Wir werden davon bald weiter zu hören bekommen. 
66          An jenem Sonnabend und wohl noch in Anwesenheit jener beiden legte nun Luther mit aller Förmlichkeit vor einem Notar und Zeugen eine Appellation nieder, -- nicht, wie er schon beabsichtigt hatte, an ein Konzil, sondern nur erst von dem nicht gut unterrichteten Papst an den besser zu unterrichteten Papst. Luther hatte sie mit Dr. Auers Hülfe ausgearbeitet; der Notar gab ihr die solenne Form und versah sie mit seinem Siegel. -- 
67 Die Absicht der Appellation geht dahin, dass ihm, der wegen seiner auf noch zweifelhafte Punkte bezüglichen und nur auf Prüfung der Wahrheit hinstrebenden Thesen zu schnell der Ketzerei verdächtigt worden sei, die Citation vor die in Rom für ihn eingesetzten Richter, von denen der eine, Prierias, schon vorher als sein Gegner aufgetreten und auch nur in der thomistisch-scholastischen Theologie und nicht in der heiligen Schrift bewandert, der andere aber kein gelehrter Theologe von Fach und deshalb voraussichtliche in den dogmatischen Fragen von jenem abhängig sei, durch den besser unterrichteten Papst erlassen, dass ihm auch überhaupt sein persönliches Erscheinen in Rom, wo er sich nicht sicher fühlen und wohin er bei seiner schwachen Leibesbeschaffenheit und bei den ihm unterwegs drohenden Nachstellungen nur mit grosser Gefahr reisen könnte, nicht fernerhin anbefohlen, dass ihm vielmehr seiner schon durch den Kurfürsten Friedrich ausgesprochenen Bitte gemäss eine Vernehmung durch gelehrte, rechtschaffene, päpstliche Kommissäre an einem sichern Ort gewährt werden möge. 
68 Hinsichtlich der Unsicherheit, der er in Rom für sich fürchten müsste, erlaubte er sich auf Lebensgefahren hinzudeuten, denen sogar der "beste Papst" Leo X. selbst dort schon ausgesetzt gewesen sei; in der That war erst im Januar des vorigen Jahres ein Mordanschlag entdeckt worden, welchen gegen Leo ein Kardinal unter Mitwissen anderer Kardinäle gemacht hatte. Dabei wiederholte Luther die bei seinen Resolutionen abgegebene Erklärung seiner völligen Unterwürfigkeit unter den Papst, in dessen Ausspruch er die Stimme Christi anerkennen werde. 
69          Luther veröffentlichte jedoch diese Appellation noch nicht. Auch wandte er sich noch an Cajetan in zwei Briefen vom 17. und 18. Oktober. – Der erste derselben zeigt, wie er jenes Zureden des Staupitz und Link zu (230) möglichster Nachgiebigkeit verstand und aufnahm. Ja – jetzt bekennt er, sich sehr verfehlt zu haben und bittet demütig um Verzeihung: sofern er nämlich im Streit über den Ablass zu heftig und unbescheiden sich benommen und sich nicht genut davon gehütet habe, in der Antwort gegen einen Thoren den Thoren ähnlich zu werden. (br171018#8
70 Weiter verspricht er, den Streitgegenstand des Ablasses nicht weiter verfolgen zu wollen, falls auch der Gegenpartei Schweigen auferlegt würde. Aber hinsichtlich des Inhalts seiner Sätze bleibt er fest dabei, dass ein Widerruf gegen sein Gewissen wäre und dass keines Menschen Gebot, Rat oder Gunst ihn bestimmen dürfe, etwas gegen sein Gewissen zu thun. – (br171018#10)
71 Tags darauf kündigte er im zweiten Brief dem Cajetan an, dass er nicht mehr länger in Augsburg warten könne, und bat ihn, seine Appellation gnädig aufzunehmen. Dabei äusserte er, er hätte, wenn es nur auf ihn angekommen wäre, diese lieber unterlassen und nur den Ausspruch der Kirche abgewartet. So hatte er auch schon im ersten Brief gewünscht, die "Stimme der Braut", d. h. der Gemeinde Christi, hören zu dürfen, da man in ihr gewisslich die Stimme des Bräutigams höre. Der Kirche, sagt er, wolle er folgen. Und zwar bittet er den Cajetan, die Sache dem Papst vorzutragen, damit eben dann durch die Kirche über die zweifelhaften Punkte entschieden werde.
72 Fraglich aber blieb hierbei, von wem er dann die endgültige kirchliche Entscheidung annehmen wolle, indem ja nach seinen bisherigen Äusserungen diese für ihn mit einer blossen Entscheidung des Papstes nicht identisch sein konnte; ja fragen müssen wir schon ob er denn laut seinen übrigen Erklärungen überhaupt noch von einem sichtbaren kirchlichen Tribunal eine unfehlbar wahre Entscheidung habe erwarten können. 
73 Und eben in jenen zweiten Brief an Cajetan erklärt er doch zugleich hinsichtlich der ihm von dort her drohenden kirchlichen Zensuren: "Durch Gottes Gnade bin ich so beschaffen, dass ich Zensuren weit weniger fürchte als Irrtum in Glaubenssachen, dieweil ich weiss, dass mir eine Zensur nicht schadet, sondern nützt, wenn der rechte Glaube und die Wahrheit mit mir ist". 
74          Man kann es dem Cajetan hiernach wahrlich nicht verübeln, wenn er in allen den Demutsbezeugungen, welche Luther in sehnlichem Verlangen nach Frieden mit der Kirche und immer noch in Hoffnung einer höhern orts möglichen glücklichen Lösung aussprach, dennoch von seinem Standpunkt aus keine Wiederannäherung an die kirchlichen Autoritäten sah und an dem Erfolg jeder weitern Behandlung mit ihm verzweifelte; er gab ihm auf seine Briefe keine Antwort mehr. 
75 Luther selbst meinte zwar später noch: (n230) wäre der Kardinal in Augsburg gemässigter mit ihm verfahren, so wäre es nimmermehr dahin gekommen, wohin es hernach gekommen sei; er habe damals noch sehr wenige Irrtümer des Papstes gesehen; hätte dieser still geschwiegen, so hätte auch er leichthin geschwiegen; sonst sei’s (231) wohl des Papstes eigner Brauch gewesen, verworrene Streitsachen an sich zu ziehen und tot zu machen; jetzt gäbe der Papst wohl viel darum, wenn "es noch in dem Fasse wäre, darin es dazumal war". Allein der Gegensatz der Prinzipien war viel zu laut an den Tag getreten, als dass er durch Schweigen wieder hätte verhüllt werden können. 
76 Leo und Cajetan fühlten und durchschauten ihn schärfer als bis dahin Luther. Wie hätte da der Papst und die ganze mächtige Anhängerschaft des römischen Kirchentums und päpstlichen Absolutismus – auch abgesehen von allen materiellen Interessen des Ablasses – um des deutschen Mönches willen auf die bestimmte Anerkennung derjenige Grundsätze verzichten sollen, welche über die letzten Vertreter der älteren freieren Richtung und über die Versuche der grössten weltlichen Monarchen auf dem jüngsten sogenannten ökumenischen Konzil einen so stolzen Triumph gefeiert hatten? Und wie hätte Luther selbst auf die Dauer schweigen können, ohne eines inneren Zwiespalts aufs peinlichste inne zu werden? Wie Luther sich dort auf sein Gewissen berief, sop musste er zur Klarheit, deren er für sein Gewissen bedurfte, eben durch Cajetans Verfahren weiter gefördert werden. 
77         Noch bis zum folgenden Mittwoch, den 20. Oktober, hielt Luther sich in Augsburg auf, vergeblich auf eine weitere Äusserung Cajetans wartend. Um so banger wurde seinen Freunden, was dieser im Stillen mit ihm vorhabe, – ob er ihn aus seinen Händen werde entweichen lassen. In der Nacht liess ihm Freund Langemantel einkleines Pförtlein der Stadtmauer öffnen. Der Rat der Stadt gab ihm eines alten Ausreiter mit, der die Wege kannte. Nach einer späteren Tischrede von ihm wird uns berichtet: "er hat einen hart trabenden Klepper gehabt, keine Hosen angehabt, nur Kniehosen, kein Messer noch Wehr, keine Sporn". So ritt er am ersten Tag acht Meilen weit, bis ins Städtchen Monheim auf der Strasse nach Nürnberg. Als er abends im Stall abstieg, konnte er nicht stehen und fiel stracks auf die Streu. (n231
78          Auf der weiteren Rückreise traf er in Nürnberg, wohin Staupitz mit Link vorangegangen war, eine Sendung Spalatins. Sie enthielt ein päpstliches Breve an Cajetan, datiert schon 23. August, wovon ihm Spalatin auch früher schon Erwähnung gethan hatte. Da las er denn als päpstliche Erklärung und Verfügung das folgende. Ein gewisser Martin Luther habe sich erdreistet, ketzerische Meinungen in frechem, trotzigem Ungehorsam gegen den päpstlichen Stuhl zu verbreiten, sei darum vor den päpstlichen Generalauditor Bischof Hieronymus zur Untersuchung citiert worden, habe aber seither an Dreistigkeit nur noch zugenommen und weitere häretische Schriften publiziert. (act-a02#49
79 Deshalb werde Cajetan beauftragt, da die Sache nach dem Vernehmen und vermöge der fortbestehenden Thatsache notorisch und unentschuldbar sei, den besagten Martinus, der (232) durch den genannten Auditor bereits für einen Ketzer erklärt sei, ohne Verzug persönlich vor sich zu laden, mit Hülfe des weltlichen Armes, des Kaisers, der Reichfürsten, der kirchlichen und weltlichen Potentaten in seine Gewalt zu bringen und in sicherer Haft zu halten, bis der Papst über seine Einlieferung weiter verfüge. (act-a02#53)
80 Cajetan erhalte ferner die Vollmacht, alle Anhänger Luthers durch öffentliche Edikt zu exkommunizieren und zu verfluchen. Alle die Prälaten und nicht minder die Herzöge, Städte, Universitäten, Potentaten, nur den Kaiser ausgenommen, solle er ferner unter Androhung des Bannes auffordern, ihn und seine Anhänger festzunehmen. Über alle Städte, Länder und Orte, wohin etwa Luther sich wenden möchte, solle nach drei Tagen das kirchliche Interdikt verhängt werden. – 
81 So war Luther längst vor Ablauf der Frist, binnen welcher er in Rom zum Verhör erscheinen solte, als ein erklärter Ketzer bezeichnet, – so wäre es wirklich nur der Vollzug des bestimmtesten päpstlichen Befehles gewesen, wenn Cajetan in Augsburg die Hand an ihn gelegt hätte. Es sei, schrieb Luther an Spalatin, unglaublich, dass so etwas Monströses vom Papst und gar von Leo X. ausgehen sollte. Er sprach jetzt (und auch noch später) die Vermutung aus, das Bree sei bösartige Fälschung, – wohl in Deutschland fabriziert, nach Rom geschickt und von dort durch irgend einen vornehmen Herrn wieder nach Deutschland herausgesandt: er lasse sich durch so etwas nicht schrecken; sollte abeer dennoch das Breve aus der päpstlichen Kurie kommen, so werde er diese Leute über ihre Schamlosigkeit belehren. – 
82 Die Echtheit des Breve und ebenso die des Erlasses vom 25. August an Hecker (S. 228 = #64) ist wirklich auch in neuerer Zeit bezweifelt worden. Allein die Ausdrücke desselben stimmen auffallend überein mit den Ausdrücken jener Drohungen, welche Cajetan (laut den Angaben Luthers in seiner Appellationsschrift) in Augsburg gegen Luther ausgesprochen und für welche er sich dort, wie wir oben hörten, auf ein in seinen Händen befindliches päpstliches Mandat berufen hat. Die Heftigkeit, mit welcher der Papst hier schon über den Angeklagten denStab bricht, entspricht der Art, wie er in dem früher erwähnten, vom gleichen Tag datierten Schreiben an Kurfürst Friedrich von ihm als einem Kinde der Bosheit redet. 
83 Der Umstand ferner, dass der Generalauditor auf Grund dessen, was notorisch vorliege, den Luther schon für einen Ketzer erklärt hatte, schliesst nicht aus, dass Leo es ratsam fand, nachher doch noch in ordentlicher Form ihm den Prozess machen zu lassen. Das scheinbar Unglaubliche ist so ein echtes Denkmal der päpstlichen Leidenschaftlichkeit, welche Luther jetzt über sich losbrechen sah, und des masslosen päpstlichen Selbstgefühles, das gegen den kühnen Mönch über alle Gewalten der deutschen Nation verfügen zu können meinte. Das war der Papst Leo, zu welchem Luther, wie wir eben auch noch aus seiner Äusserung gegen Spalatin sehen, (233) das Vertrauen bis jetzt wahren zu dürfen vermeint hatte. Wie sehr musste Luther jetzt vollends seine nächtliche Flucht aus Cajetans Nähe gerechtfertigt finden. (n233) 
84          Aus Nürnberg weiter geeilt, stiess Luther später in Gräsenthal bei Saalfeld auf jenen ihm wohlgesinnten Grafen Albrecht von Mansfeld; dieser, erzählt er, "lachte meiner Reiterei und ich musste da sein Gast sein". 
        Von Leipzig aus verirrte er sich noch auf den Wegen. 
85         Am Tage vor Allerheiligen, dem Tag seines Thesenanschlags, kam er wohlbehalten von der gefahrvollen, fast abenteuerlichen Fahrt in Kemberg bei Wittenberg an; er las dort sogleich eine Messe: "so heilig", sagt er später, "war ich damals noch". An demselben Tage erreichte er vollends Wittenberg. Des Abends meldete er es Spalatin mit den Worten: "Durch Gottes Gnade bin ich gesund hier angekommen, ungewiss, wie lang ich bleiben werde; denn meine Sache steht so, dass ich zugleich fürchte und hoffe;" noch weiter aber: "ich bin voller Freude und Friede, so dass ich mich wundere, wie die über mich gekommene Prüfung vielen als etwas Grosses erscheinen möge". 
86         In Augsburg hatte er den Bruder Leonhard zurückgelassen, um durch ihn förmlich mit einem Notar und Zeugen dem Kardinal seine Appellation an den Papst insinnieren zu lassen. Am 22. Oktober wurde sie durch den von ihm angenommenen Notar auch an der Thüre des dortigen Domes angeschlagen. 
87         In eben jenem Brief an Spalatin aber erklärt er auch schon, er bereite für den Fall, dass der Papst sie abweise, eine Appellation an ein Konzil vor. 
88 Videre til Koestlin3,6
89 c
90 c

Noter:

n217a:  Sermo die S. Michael. Op. 1, 226sqq. Br 1,200. -- Mykon. 31 (Rz. 50) verlegt den Vorfall auf die Reise nach Worms 1521. Schultet. Annal. 1,29.
n218:  Br 1. 169 (vgl 144,52). Scheurl, Briefbuch, 2, 53f. 58. -- C. 2. 175. Eric. 178. -- Seid. Br. 1. -- Op. 2, 368. Br 143. -- T. R. Wernigeroder Handschr. Zd. 77f. 117, -- St. u. Krit. 1882 S. 692.
n218a:  Kolde Aug. cong. 319. Br. 167. L. Dec. 17sq.
n218b:  Br. 145f. 175. Op. 1, 17. -- Peutinger Br 143 (Kaiserlicher senator Op. 2, 370). -- Langemantel: Kanonikus Br 6,7 (Löscher 2, 452 Meurer 121 ohne Begründung: Ratsherr). -- Johann Awer Br 6,7f.; die Angabe EA 64,362, dass Heinrich Auerbach aus Leipzig (Seidemann, Leipziger Disputation S. 22) Luthern in Augsburg zurseite gestanden, beruht wohl auf Missverstand der Überlieferer der T. R.
n218c:  Jäger a. a. O. 442ff. Br. 1,143.
n219:  Löscher 2,453. Tzl. 2,165. Br. 1, 142f. Op 1, 18. EA 64,263.
n219a:  Br 1, 144ff. Litteratur über Böschenstein: Prantl. Geschichte der Ludwig Maximil. Universität 2, 486.
n219b:  Br. 1, 170.
n220:  Op. 2,406.
n220a:  Zu den Verhandlungen mit Cajetan: Br. 1,145ff Luthers Acta Augustana Op. 2, 349sqq. EA 64, 361ff. Eric. 177bsqq. Laut. 71sq. Spalatin in WW 15,675f. 679ff. Mykon. 30. Löscher B 2 Kap 11. -- Briefe von Staupitz bei Grimm, Ztsch. f. h. Th. 1837 S. 119f. 122f. -- Luther setzt Br 1,182 seine letzte Vernehmung durch Cajetan irrtümlich auf Freitag anstatt auf Donnerstag (Br 1,149; Bericht Rühels Op. 2, 365; -- unrichtig de Wette Br 1, 146 Anm.) -- Über Staupitz Weiteres bei Grimm a. a. O. Kolde a. a. O.
n226:  Eric. a. a. O.
n228:  Br 1, 541. Diet. 158. St. u. Krit. 1878 S. 705 Anm. Val. Bav. 1, 265. Eric. 174.
n228a:  Scheurl, Geschichtsb. d. Christenheit (Knaake, Jahrb. d. deutschen Reichs) 1,125.
n229:  Kolde, Zts. f. K. Gesch. 2, 476; Aug cong. 411.
n230:  C. 2, 174f. TR 4,436
n231:  Monheim: natürlich nicht Mannheim (Kahnis 1,228). -- Obenander St. u. Krit. 1878 S. 705. Zu Luthers Pferd: Br 1, 279? (Kolde a. a. O. 322 Anm.)
n233:  Vgl. besonders Op. 2, 357 mit 403: Cajetan droht, wie Luther sagt, diesem mit berufung auf ein Breve, er werde "quoscunque ad quos me (Luther) declinare contigerit" mit dem interdictum ecclesiasticum belegen; und in dem Breve heisst es: "loca, ad quae praedictum Martinum declinare contigerit, ecclesiastico subjicimus interdicto". Dass Luther an die Echtheit der Breve nicht glauben will, beweist nichts gegen sie (er erklärt EA 24,27 nicht minder die Echtheit der gegen ihn ergangenen Bannbulle für unglaublich); dabei bezweifelt auch er nicht, dass das Breve, wenn gleich in Deutschland fabriziert, jetzt aus Italien hergeschickt worden sei. Als Grund zu Zweifeln kann man nur das geltend machen, dass das Verfahren des Papsts gar zu unerhört gewesen wäre (so Ranke 6,62); aber jedenfalls noch weniger glaublich wäre, dass Cajetan sich erdreistet haben sollte, selbst das Breve zu verfertigen (Ranke S. 63). Dass Cajetan das Breve Luthern nicht zeigen wollte (was Plitt, Einl. i. d. Augsb. Conf. 1, 124 gegen die Echtheit anführt, ist bei dem masslosen Tone desselben natürlich. für die Echtheit ist auch Scheidemann Br. 6, 599 Anm. 6, und Kolde, L. Stellung etc. 115ff. Aug. cong. 412.