Tilbage til oversigten!
Inhalt: Die Bulle in Wittenberg 396 #2 -- Ablehnung
ihres Vollzuges 397 #5 -- Stellungnahme des Kurfürsten.
Herzog Johann 398 #12 -- Die Bulle in Erfurt, Leipzig
und im sächsischen Lande 400 #20 -- Wirkung der
Bulle. Die Niederlande 401 #25 -- Abfall von Freunden;
Spengler, Staupitz 402 #28 -- Schriften Luthers gegen
die "Bulle des Endchrists" 403 #34 -- Neue Appellation
an ein Konzil 405 #42 -- Verbrennung der Bulle am 10.
Dezember 1520 406 #48 -- Rechtfertigung der That 407
#53
-- Rechtfertigung der verdammten Sätze 408 #56 --
Luther und Hutten, Reformation und Revolution 410 #66.
1 Sechzehntes
Kapitel.
Luther gegen die Bulle; Verbrennung derselben. Das Erscheinen der Bulle machte erst recht vollends offenbar, wie sehr in den Kreisen, wo Luther wirkte, die Autorität päpstlicher Machtsprüche bereits erschüttert war. Übrigens wussten auch sehr treue Anhänger der katholischen Kirche und Kirchenlehre von einer Pflicht, päpstlichen Urteilen ohne weiteres Folge zu leisten, damals noch nichts. Dazu kam, dass auch andere ebenso wie Luther in der Bulle wesentlich ein Produkt von Ecks Feindschaft und Intriguen sahen. |
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2 In Wittenberg wurde sie dem Rektor und der Universität von Eck selbst übersandt, der dabei der Universität mit einem Verlust ihrer Privilegien bedrohte und zugleich dreist versicherte, dass er den von Rom erhaltenen Auf- (397) trag nur widerstrebend übernommen habe. Die Universität aber beriet, wie sie die Bulle von sich weisen könne, und liess an den Beratungen hierüber auch Luther teilnehmen. Die gleiche Haltung nahem drei gelehrte Räte an, welche der Kurfürst bei seiner Hochschule hatte, darunter Luthers Freund Schurf. | |
3 Zu gleicher Zeit wollte Eck im Bistum Naumburg, das damals unter dem Bischof Philipp von Freising stand, durch den in Zeitz residierenden bischöfliche Offizial und Statthalter Dr. Schmidberg die Bulle publizieren lassen. Dieser aber erbat sich mit seinen Räten hierüber erst Anweisung von der kursächsischen Regierung, zu welcher Naumburg in einem Verhältnis des Schutzes und herkömmlicher Anhängigkeit sich befand. Schmidberg selbst that seine Gesinnung durch ein Legat von 100 Gulden kund, das er Luthern vermachte; er starb noch während der Verhandlungen über Ecks Ansinnen. (Das Legat teilte dann Luther mit seinem Prior). | |
4 Bei Herzog Johann, der damals den auf einer Reise abwesenden Kurfürsten Friedrich vertrat, lief auch noch ein besonderes apostolisches (wie Luther meinte: "apostatisches") Schreiben von Rom ein, das Ecks Aufträge unterstützen wollte. Allein die kurfürstliche Regierung legte die aus Zeitz ergangene Anfrage vielmehr der Wittenberger Universität und speziell dem Melanchthon zur Begutachtung vor. | |
5 Die Wittenberger Professoren und Räte fanden, dass der Bulle wirklich, wenigstend bis auf weiteres, keine Folge zu geben sei. Eck habe sich bei ihrer Übersendung nicht gehörig legitimiert. Sein Vornehmen drohe Beschwerung und Aufruhr im Volk, so dass darüber erst mit gutem Bedacht und nötigenfalls mit Anhören der Landstände verhandelt werden müsste. Sollte er auch wirklich Befehl von päpstlicher Heiligkeit haben, so sei doch noch eine Vernehmung Luthers durch unverdächtige und gelehrte Männer in Deutschland zu erfordern. | |
6 Ferner habe man, wenn Luther binnen der festgesetzten Frist nicht revoziere, nachher erst noch eine weitere päpstliche Deklaration zu erwarten. Bereits werde diese Sache durch päpstliche Botschaften wohl auch an den Kaiser und die Kurfürsten und Reichstände gelangen und solle dort zu gebührlichem, rechtlichem Verhör und Austrag kommen. Überdies sei es auch bei geringeren Angelegenheiten rechtlich zulässig, dass man bei päpstlichen oder auch kaiserlichen Geboten, ob sie gleich glaubwürdig verkündigt wären, doch noch einen gebührenden Anstand sich erlaube, bis man des Gebietenden eigentlichen Sinn und Meinung eingeholt habe: vollends bei einer so wichtigen, den heiligen christlichen Glauben betreffenden Sache. | |
7 So wurden Gründe gesucht, den Vollzug der Bulle abzuweichen, ohne dass man doch direkt einem päpstlichen Urteil widersprechen wollte. | |
8 Ganz in diesem Sinne gaben denn auch die kurfürstlichen Räte nach Zeitz Bescheid und rieten, "diesen Thun nochmals einen Anstand zu geben und damit nicht zu eilen, bis man sehe, wo die Sache hinans wolle". (398) | |
9 Der Kurfürst war zur Krönung Karls V. nach Aachen gereist, wohin der neugewählte Kaiser aus den Niederlanden, seinen Erblanden, kam; sie fand dort am 23. Oktober statt. Als Friedrich auf der Rückreise in Köln sich aufhielt, wurde er dort von den päpstlichen Legaten Aleander und Caraccioli persönlich angegangen. Sie traten am Sonntag, den 4. November, während des Messgottesdiensts an ihn heran, übergaben ihm ein päpstliches Schreiben und forderten: er solle dafür sorgen, dass Luthers Schriften sämtlich verbrannt werden, und an Luther selbst entweder die Strafe vollziehen oder wenigstens ihn gefangen setzen oder dem Papst ausliefern. | |
10 Aleaner drohte: wenn nicht dem gefährdeten christlichen Gemeinwesen rechtzeitig Hülfe geschafft werde, so werde es bald ums römische Reich geschehen sein; denn so haben dasselbe einst die Griechen verloren, da sie vom Papst abgefallen. Der Kurfürst verschob seine Erwiderung. Er liess erst noch den gleichfalls in Köln anwesenden Erasmus zu sich bescheiden und fragte ihm um sein Urteil über die gegen Luther erhobenen Anklagen. Da schmatzte Erasmus erst und antwortete dann: "in zwei Stücken hat Luther gesündigt, darin nämlich, dass er dem Papst an die Krone und den Mönchen an den Bauch gegriffen hat". | |
11 Auch setzte er dem Spalatin, der bei dieser Unterredung zugegen war und nachher mit ihm in seine Herberge ging, sofort eine Reihe von Sätzen auf, worin er den Handel mit Luther aus Hass gegen die Wissenschaft und tyrannische Anmassung ableitete, die Männer, durch die er betrieben werde, für verdächtige Persönlichkeiten erklärte und dem Luther darin recht gab, dass derselbe sich zu einer öffentlichen Disputation und zur Unterwerfung unter unverdächtige Richter erbiete. | |
12 Hierauf liess der Fürst dem Legaten am 6. November durch seine ihn begleitende Räte die wohlerwogene Antwort erteilen: er habe nie mit Luthers Sache Gemeinschaft gemacht und würde es übel ansehen, wenn dieser gegen den Papst etwas Unrechtes geschrieben habe; Luther würde aber ohne Zweifel dem Erzbischof von Trier als päpstlichen Kommissär willfähig gewesen sein, wenn dieser ihn unter sicherm Geleit zu sich berufen hätte, und gleiches wäre auch jetzt noch von ihm zu erwarten; dem Vernehmen nach sei es die Meinung vieler gelehrter und rechtschaffener Männer, dass Luther durch verschiedene verleumderische Schriften eifersüchtiger Widersacher zu Entgegnungen genötigt worden sei; | |
13 auch sei er, der Fürst, bisher von keinem, weder von seiten Kaiserlicher Majestät, noch von sonst jemanden dessen vergewissert worden, dass Luthers Schriften also widerlegt seien, um das Feuer zu verdienen; deshalb bitte er die Legaten, die Sache von dem jetzt eingeschlagenen Weg ab dahin zu lenken, dass dieselbe durch unparteiische, gelehrte und fromme Richter unter freiem Geleit für Luther an einem für ihn nicht bedenklichen Ort vorgenommen und abgeurteilt werde; werde dieser überwiesen, so werde der Fürst nimmermehr (399) ihm, dem Unwürdigen, beitreten; er zweifle aber nicht, dass nicht einmal in diesem Falle der heilige Vater ihm selbst etwas ansinnen werde, was er nicht mit Ehre leisten könnte. | |
14 Auch beschwerte er sich über Eck, dass dieser mit der Bulle eigenmächtig noch andere ausser Luther gefährdet habe. Vergebens machten die Legaten vor den fürstlichen Räten nachher noch einmal Vorstellungen, erklärten den Auftrag des Trierer Erzbischofs für erloschen und nahmen die Entscheidung für den Papst allein in Anspruch, der übrigens, wie Aleander versicherte, nicht etwa gegen Luthers Person prozediere und mit dessen Blut sich die Hände fett machen wolle. Die Räte hatten keinen Auftrag, weiteres zu antworten, und der Kurfürst, wie es hiess, vor wichtigen Geschäften keine Zeit zu einer Konferenz mit den Legaten. | |
15 Einen Bericht über diese Verhandlung und eine Abschrift dieser Antwort, die für sein Verhalten in Luthers Sache überhaupt charakteristisch ist, schickte der Kurfürst an die Wittenberger Universität und auch an den Magistrat zu Nürnberg, der sich wegen seiner beiden in die Bulle aufgenommenen angesehenen Mitbürger (oben S. 382 = 3,14#14) an ihn gewandt hatte. (n399) | |
16 Für den erbitternden römischen Übermut, mit welchem dort Aleander sogar von dem geachteten deutschen Kurfürsten sprach, hat Erasmus uns noch weitere Proben aus jenen Tagen aufbewahrt. So äusserte gegen ihn Caraccioli: "Wir werden diesen Herzog Friedrich wohl zu finden wissen", und machte dazu eine Geberde, wie wenn Schulmeister den Knaben mit der Rute drohen. Jener Aleander meinte: "der Papst hat schon oft Herzöge und Grafen zu Boden geworfen; er wird mit drei lausigen Grammatikern (den drei verurteilten Wittenberger Professoren) leicht fertig werden"; und ein andermal: "der Papst kann, wenn er will, zum Kaiser Karl sagen, du bist ein Handwerker". (n399a) | |
17 Herzog Johann widerriet seinem Bruder ebenso wie die kurfürstlichen Räte die Publikation der Bulle, und sein Sohn Johann Friedrich versicherte eben jetzt Luther sogar in einem Briefe (den dieser am 30. Oktober erwiderte) seiner besonderen Gunst und gab ihm von einem Schreiben Kenntnis, mit welchem er sich für ihn beim Kurfürsten verwendet habe. Am 20. Dezember konnte er ihm, seinem "geistlichen Vater", freudig weiter mitteilen, dass sein "gnädiger lieber Herr Vetter und Vater" den Inhalt des Schreibens "freundlich vermerkt" und ihn versichert habe: "Ich will mir die Sache, so viel möglich und sich leiden will, lassen befohlen sein". Dazu ermunterte er ihn, ohne Rücksicht auf die Bulle, mit Predigten und Schriften fortzufahren. (n399b) | |
18 Gegen den Inhalt der Bulle wurden auch von Männern, die mit den Glaubensfragen sich nicht zu thun machten, rechtliche Einwendungen erhoben. Namentlich kam bald nachher dem Kurfürsten Friedrich ein ein- (400) gehendes Bedenken zu, welches ein kaiserlicher Rat, Hieronymus von Enndorf, gegen sie aufgesetzt hatte: dasselbe wies auf ihre Eingriffe in weltliches Recht und kaiserliche Gewalt hin, indem sie mit dem Verlust aller Lehen drohe und die Fürsten mit Drohungen zum Einschreiten gegen Luther zwingen wolle, und bestritt auch die rechtliche Gültigkeit der von ihr citierten päpstlichen Verboge und Appellation an ein Konzil, welche auch vom Kaiser nicht werden zu dulden sein. (n400) | |
19 So wurde den der Bulle in Wittenberg und Kursachesen keine Folge gegeben. Bei der Universität erschrack man dann zwar einen Augenblick über ein Wegziehen der Studenten in Folge der Bulle. Aber das waren nur wenige Priester und neue Studenten traten reichlich dafür ein. Spalatin, den der Kurfürst nach seiner Heimkehr dorthin schickte, fand in einer Vorlesung Melanchthons 5-600, bei Luther gegen 400 Zuhörer; die Stadt, berichtete er, sei noch voll Studierender; ferner reichen für Luthers Predigten die Stadtkirche und Klosterkirke kaum aus, der Prior fürchte, dass das Volk ihm das Haus eindrücken werde. (n400a) | |
20 Unter den Universitäten, bei welchem Eck die Bulle zur Veröffentlichung bringen wollte, war ihm besonders an dem in spezieller Beziehung zu Luther stehenden Erfurt gelegen. Die Erfurter Professoren lehnten aber gleichfalls ab; auch sie beriefen sich darauf, dass die Bulle ihnen nicht in der gesetzlichen Form insinuiert worden sei. Vergeblich erschien er persönlich in Erfurt. Als seine Bulle durch dortige Buchdrucker verbreitet wurde, nahmen Studenten die zum Verkauf ausgestellten Exemplare weg und warfen sie ins Wasser; es ist, sagten sie, eine Blase (bulla heisst eigentlich Blase), sie muss schwimmen. Eine gedruckte Ankündigung, welche in Erfurt erschien, liess gar sämtliche Dozenten der Universität öffentlich erklären, dass Luther recht habe und man die tyrannische, mehr als teufliche Exkommunikation, sobald sie angeschlagen würde, zerreissen müsse. Das leidenschaftliche Schriftstück war nicht etwa authentisch und wird auch von Luther ni erwähnt. Der Senat schwieg auch zu diesen heftigen Kundgebungen gegen den päpstlichen Urteilsspruch. (n400b) | |
21 Eck hatte schon vorher sogar in Leipzig sich nicht mehr sicher gefühlt vor dem öffentlichen Unwillen, obgleich er die Stadtknechte dazu gebrauchen durfte, die Bulle in die Umgegend zu verbreiten. Ja eine Publikation der Bulle liess zunächst nicht einmal Herzog Georg in Leipzig vornehmen: er wollte nämlich, um nicht sich schweren Unglimpf zuzuziehen, die Bischöfe von Merseburg und Meissen darin vorgehen lassen, und weil er nicht anfangen wollte, säumten dann auch diese. | |
22 Jener über Naumburg gesetzt Bischof Philipp verzögerte auch für seine Diözese Freising trotz Ecks Andringen die Publikation noch bis zum 10. Januar des folgenden Jahrs. Sogar auf der Universität Ingolstadt (401) erfolgte diese, für welche Eckein Mandat vom Bischof von Eichstädt erwirkt hatte, nicht ohne Widerspruch, und mit der Publikation für die gesamte Diözese wollte der Bischof selbst nicht vorangehen. Dazu äusserte sich die bayerischen Herzöge sehr bedenklich wegen der gefährlichen Aufregung, die im Volk entstehen möchte. (n401) | |
23 Unter Luthers Freunden erwähnen wir noch den unter dem Bischof von Brandenburg stehenden Propst von Leitzkau (vgl. oben S. 147. 152). Dieser schrieb ihm, er wolle eher seine Propstei aufgeben, als die Bulle vollziehen. (n401a) | |
24 Bei allem dem Widerstand aber, der zu Luthers gunsten in Deutschland gegen die Bulle sich kundgab und über welchen Luther hin und wieder mit freudiger Überraschung sich äusserte, dürfen wir nicht übersehen, dass die dabei beteiligten Staatsmänner und Universitäten die Rechtfertigung für ihr ablehnendes Verhalten doch selbst wieder, so schwer dies auch wurde, auf das überlieferte kirchliche Recht zu stützen suchten und es durchaus vermieden, seine Grundlagen in Frage zu stellen. Die Stimmen von Privatpersonen, wie Hutten, welche wirklich mit der Autorität des Papstes gebrochen hatten, ermangelten ihrerseits der positiven Begründung udn liessen nicht absehen, wohin ein solcher Bruch führen müsse. Am meisten hatten die Verbreiter der Bulle von Studentenschaften, wie der Wittenberger und Erfurter, und den erregten Bürgern vieler deutscher Städte zu fürchten. Aber noch fragte sich sehr, wie viel Klarheit, Tiefe und Nachhaltigkeit die Bewegung in diesen Kreisen habe. | |
25 Und zur gleichen Zeit hatte die Bulle ihre, zwar nur langsamen, aber wie es schien, doch sicher fortschreitenden Erfolge. Mit der Verbrennung von Luthers Büchern wurde in Löwen begonnen. Der Kaiser selbst gab -- zunächst für seine Erblande -- den Befehl dazu. Kaum hatte Kurfürst Friedrich im November Köln verlassen, so kamen auch hier Luthers Bücher auf den Scheiterhaufen. Sickingen meinte, dieser Akt würde in Köln zu einer sehr gefährlichen Erhebung adeliger Anhänger Luthers geführt haben, wenn Friedrich damals noch dort gewesen wäre. | |
26 Er und Hutten waren gespannt darauf, wie es in Mainz gehen werde, wo die Papisten das Gleiche beabsichtigen. Auch hier aber setzte Aleander, obgleich der Scharfrichter den Dienst zu thun sich weigerte und er selbst vom Volk mit Steinen bedroht wurde, eine Verbrennung auf öffentlichem Markte durch. Sickingen wollte die Hoffnung auf den Kaiser nicht fallen lassen; dieser habe zwar dem Papst einen Gefallen gethan, indem er in seiner jugendlichen Unselbständigkeit sich von Priestern und schlechten Ratgebern missbrauchen lasse; eine enge Freundschaft zwischen ihm und dem Papst sei jedoch nicht auf die Dauer möglich. Allein auch Hutten musste doch endlich in einem Brief an Luther zugestehen, dass, wie dieser bereits durch Erasmus wusste, vom Kaiser (402) sehr wenig mehr zu erwarten sei, obgleich er selbst immer noch hoffte, dass ihm über die treulosen Papisten die Augen aufgehen werden. (n402) | |
27 Aus der nächsten Umgebung hörte Luther, dass Herzog Georg mit seinen Sophisten auf ihn ganz wütend und auch der Bischof von Merseburg unsäglich gegen ihn verbittert sei. Er selbst wollte die Sache dem göttlichen Willen anheimstellen und des Spieles warten, woe es hinfalle. (n402a) | |
28 Von den Männern, welche Eck bei der Veröffentlichung der Bulle neben Luther genannt hatte, beugten sich bald zwei der angesehensten, die beiden Nürnberger Pirkheimer und Spengler, obgleich Eck nicht einmal genügend über seine Befugnis, sie zu nennen, sich auswies. Pirkheimer war stets mehr ein humanistischer Gelehrter, als ein religiöser Gesinnungsgenosse Luthers gewesen und von Eck nur aus persönlichem Ärger als Verfasser des "abgehobelten Eck" hereingezogen worden. | |
29 Spengler aber war warm as Freund und Gebosse für Luther eingetreten und die Gegner konnten hoffen, dass sein Abfall ein wichtiger Vorgang für andere werde. Vergebens tröstete und ermunterte Luther. Die beiden wandten sich mit einer Schutzschrift an den Papst, nach welcher sie Luthers Lehren nur so weit bisher zugefallen sein wollten, als dieselben dem christlichen Glauben gemäss sein möchten, und den Geboten der römischen Kirche über das, was zu glauben und zu thun sei, unbedingten Gehorsam zusagten. Erst nachher ermannte sich Spengler wieder, nachdem er des Reformators mannhaftes Zeugnis auf dem Wormser Reichstag mit angehört hatte. Vorher noch holte sich der Domher Adelmann bei Eck Absolution. (n402b) | |
30 Ähnliche Nachrichten liefen zu Anfang des nächsten Jahres auch über Staupitz (vgl. oben S. 357-366 = 3,12#110) in Wittenberg ein. Vergeblich hatte Staupitz jetzt den Kämpfen, bei denen er im Herzen für Luther sein musste, sich dadurch zu entwinden gesucht, dass er sein Ordensvikariat niederlegte und nach Salzburg sich zurückzog, wohin der gelehrte, jedoch nichts weniger als evangelisch gesinnte dortige Erzbischof, Kardinal Lang, ihn einlud. Der Lärm des Streites folgte ihm auch dorthin und der Erzbischof erhielt den Auftrag, ihm eine förmliche Erklärung gegen Luthers Ketzerei abzufordern. |
31 Er wollte sie nicht geben und fand doch auch nicht die Kraft in sich zu einem offenen Bekenntnis. Jammernd wandte er sich den 4. Januar 1521 an Link um Rat und Hülfe; da bekannte er: "Martinus hat schweres unternommen und handelt mit grossem Geiste, von Gott erleuchtet, ich aber stammle und bin ein Kind, das Milch braucht". Luther rief ihm (am 14. Januar) die Worte in Erinnerung, mit denen er selbst einst in Augsburg 1518 von ihm aufgerichtet worden sei (vgl. unten s. 411 = #71). (n402c) | |
32 Luther aber nahm inzwischen ruhig und zum äussersten entschlossen den Kampf mit der Bulle auf. Er zeigte wirklich keine Spur mehr von Furcht oder Ehrfurcht vor päpstlichen Erlassen. (403) | |
33
Mit dem Verhalten seines Kurfürsten war er ganz einverstanden; es
entsprach seinem eignen Rate; der Fürst solle so wenig als möglich
in den Handel hereingezogen werden.
Schon während er seine Schrift für den Papst (S. 383) ausarbeitete und drucken liess, begann er auch mit seinem Streitschriften gegen die Bulle. |
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34 Zuerst wandte er sich, wie er es schon vor seine Zusammenkunft mit Miltitz beabsichtigt hatte, in der Weise gegen Eck, dass er die vom ihm mitgebrachte Bulle noch nicht für echt annahm: so in seinem Schriftschen "Von den neuen Eckischen Bullen und Lügen". Er erklärt hier eine Reihe von Ketzereien, welche jener ihm vorgeworfen habe, für Eckische Verleumdung, hat indessen hierbei offenbar schon den Inhalt der Bulle im Auge, welche ihm ebendasselbe vorwarf. Erst am Schlusse sagt er: wie er höre, habe Eck eine Bulle aus Rom gegen ihn mitgebracht, welche jenem so ähnlich sei, dass sie wohl auch Dr. Eck heissen könnte, so voller Lügen solle sie sein. | |
35 Er glaubte aber fest, es sei nichts mit irgend einer Bulle. Denn seine Appellation stehe ja noch fest. Ferner sei seine Sache durch den päpstlichen Botschafter Miltitz mit Willen des Kurfürsten Friedrich dem Erzbischof von Trier übergeben: der Papst werde doch nicht diese zwei mächtigen Fürsten für Ölgötzen achten oder vergeblich sich mühen lassen. Zum dritten: wer könne begreifen, dass während in keiner Streitsache die Parteien selbst handeln dürfen, der Papst über ihn dem Eck Befehl geben sollte, der seines feindlichen, offenen Hasses gegen ihn kein Mass wisse. | |
36 Viertens könne er blossen Kopien päpstlicher Bullen überhaupt nicht trauen; es werde zu viel mit gefälschten Briefen aus Rom hantiert; auch jenes angeblich päpstliche Breve des Cajetan in Augsburg 1518 sei ja erlogen gewesen, wie er in seinen Acta Augustana an den Tag gegeben habe (s. oben S. 232 = 3,5a#81). Darum wenn er der Bulle Blei, Wachs, Schnur, Signatur u. s. w. nicht mit eignen Augen sehe, wolle er nicht eine Hand breit geben auf alles andere Geplärre. (n403) | |
37 Weiter hatte er schon zu Anfang November eine kleine lateinische Schrift gegen die Bulle selbst fertig und eine deutsche bearbeitung derselben unter der Presse. Ihr Titel ist: "Wider die Bulle des Endchrists". In der lateinischen Schrift wiederholt er zuerst, dass ihm die Echtheit der Bulle unglaublich scheine. Ihren Verfasser aber redet er, wer es auch sein möge, als den Antichrist an, spricht selbst seinen Fluch über die Bulle aus als über eine verruckte Lästerung des Herrn Christus, und wendet sich dann also an den Papst: "Dich, Leo X., und euch, ihr Herren Kardinäle, und euch alle, die ihr in Rom etwas geltet, verklage ich hiermit und sag euch frei ins Angesicht: wenn in eurem Namen diese Bulle ausgegangen ist und ihr sie für euer anerkennt, so werde auch ich meiner Vollmacht gebrauchen, mit welcher ich in der Taufe durch Gottes Barmherzigkeit ein (404) Kind Gottes und Miterbe Christi geworden bin, gegründet auf den Felsen, der die Pforten der Hölle nicht fürchtet, und ermahne euch in dem Herrn, dass ihr in euch gehet und diesen teufelichen Lästerungen Einhalt thut, und das schleunig; | |
38 wo ihr das nicht thut, so wisset, dass ich und alle Diener euren vom Satan selbst eingenommenen Sitz für den Sitz des Antichrists halten, welchem wir auf keine Weise gehorsam oder verbunden sein wollen, sondern welchen wir als den Erzfeind Christi verfluchen; wir sind auch für dieses unser Urteil nicht bloss bereit, eure thörichten Zensuren zu erdulden, sondern bitten auch, dass ihr uns nimmermehr absolvieret, ja wir erbieten uns freiwillig bis zum Tode, dass ihr eure blutige Tyrannei an uns vollmachen möget; so viel der Geist Christi und die Kraft unseres Glaubens vermag, verdammen wir, wo ihr in eurem Wüten beharret, euch hiermit durch diese Schrift und übergeben euch samt jener Bulle und samt allen Dekretalen dem Verderben des Fleisches, damit euer Geist am Tage des Herrn mit uns befreiet werde (vgl. 1 Kor 5,5) im Namen des Herrn Jesu Christi, welchen ihr verfolget. Amen". (execra#64) | |
39 Zugleich ruft er: "Wo bist du, trefflicher Kaiser Karl? wo seid ihr christlichen Fürsten? Ihr habt euch Christo in der Taufe angelobt und könnet diese höllische Stimme des Antichrists ertragen? wo seid ihr Bischöfe, ihr Doktoren, ihr alle, die ihr Christum bekennet? könnet ihr schweigen zu diesem schrecklichen, ungeheuerlichen Thun der Papisten? Gekommen, gekommen ist der Zorn Gottes bis zum Ende über sie, die Feinde des Kreuzes Christi und der Wahrheit Gottes, dass sie auch allen Menschen zuwider sind und wehren dieWahrheit zu predigen, wie Paulus sagt von den Juden (1 Tess. 2,15f.)." -- | |
40 Die deutsche Ausgabe der Schrift spricht keine Zweifel mehr am ursprung der Bulle aus. Andererseits giebt sie auch jene Ansprachen an den Papst und an die Fürsten nicht wieder. Um so mehr will sie das ganze christliche Volk davor warnen und bewahren, dass es nicht durch diejenigen verführt werde, welche aus den Drohungen der päpstlichen Gewalt Aussprüche der aus allen Christen bestehenden allgemeinen christlichen Kirche machen und dabei den Satz, dass die Kirche nicht irren könne, den Leuten "ums Maul schmieren". | |
41 Auf den Vorwurf, dass er die Laien dem Papst und den Pfaffen auf den Hals lade, erwidert er, diese ringen mit einer so lästerlichen Schmachbulle nach ihrem eignen Unheil: "Was wäre es", sagt er, "nun Wunder, ob Fürsten, Adel und Laien den Papst, Bischöfe, Pfaffen und Mönche über den Kopf schlügen und zum Land ausjagten!" -- Den Urhebern der Bulle hält Luther auch den Unterschied vor, welchen sie unter seinen "ketzerischen", "verführerischen", "anstössigen" oder auch nur "für die Einfältigen unleidlichen" Sätzen machen, während sie doch alle auf einem Haufen verdammt und von keinem einzelnen Satz gesagt haben, in welche Klasse er gehöre: ihr sträfliches, schalkhaftes Gewissen (405) sei zu verzagt gewesen, als dass sie die Sätze klar und unterschielich zu erörtern gewagt hätten. -- Schliesslich bespricht er kurz die wichtigsten der Artikel, um sie teils zu rechtfertigen, teils gegen die Entstellung und Missdeutungen er Papisten zu verwahren. (n405) | |
42 Zugleich beschloss er, seine Appellation an ein Konzil vom jahre 1518 zu erneuern. Er that dies wieder in einem förmlichen Akt vor Notaren am 17. November und liess die Urkunde sofort auch lateinisch und deutsch im Druck erscheinen. Nachdem er die frühere Appellation wiederholt hat, fügt er jetzt weiter die Erklärung bei: da Papst Leo in gottloser Tyrannei beharre, ja in einer Bulle, wie man sage, ihn unverhört und unüberwunden verdamme, ein christliches Konzil abweise und sich selbst darüber stelle, ihm unverschämterweise gebiete, die Notwendigkeitdes Glaubens beim Sakramentsgenuss zu verleugnen, ferner, um nichts Antichristliches zu unterlassen, die heilige Schrift sich selbst unterthan mache und gotteslästerlich mit Füssen trete, so thue er allen hiermit kund, dass er bei seiner Berufung von dem besagten Leo auf ein künftiges Konzil stehen bleibe; | |
43 an dasselbe appelliere er als von einem ungerechten, vermessenen, tyrannischen Richter, der ihn ohne Widerlegung und Gründe mit blosser Gewalt aburteile, -- fürs zweite als von einem verstockten, durch die heilige Schrift verdammten Ketzer, der jene Notwendigkeit des Glaubens zu verleugnen befehle, -- fürs dritte als von einem antichristlichen Unterdrücker der heiligen Schrift, -- fürs vierte als von einem übermütigen Lästerer und Verächter der heiligen Kirche und eines rechtmässigen Konzils. | |
44 Luther machte so seine Appellation zu einer Gegenklage gegen den Papst; der zweite, dritte und vierte Punkt fasste ganz treffend die Prinzipien zusammen, um welche es sich ihm beim ganzen Streit handelte: die Bedeutung des Glaubens für die Aufnahme der göttlichen Gnade, die höchste und freie Geltung der heiligen Schrift und die Stellung der wahren christlichen Kirche der angemassten päpstlichen Hoheit gegenüber. Weiter bittet er in seiner Appellationsschrift den Kaiser, die Kurfürsten, Fürsten, Herren, Städte und Obrigkeiten deutscher Nation, zur Rettung der göttlichen Ehre und zum Schutz der christlichen Kirche sich ihm und seiner Appellation anzuschliessen und dem frevelhaften Vornehmen des Papstes zu widerstehen. (n405a) | |
45 Der Kurfürst, Spalatin und andere wünschten, er möchte die von der Bulle verurteilten Sätze noch alle einzeln erläutern und verteidigen. Er machte sich daran in einer neuen, grösseren Schrift, die wieder lateinisch und deutsch erscheinen sollte. Schon unter 1. Dezember schrieb er eine Dedikation an den (gleich darauf verstorbenen) kurfürstlichen Rat Fabian von Feilitzsch. welche er der lateinischen Ausgabe vorsetzte; er wolle, sagt er hier, sich jetzt an die Laien als ein neues Geschlecht von Geistlichen (406) wenden, da er sehe, wie die Wahrheit von der Geistlichkeit verdammt, von den Laien angenommen werde. Sogleich begann auch der Druck der lateinischen Schrift. Er arbeitete sie sirgfältiger aus als seine ersten gegen die Bulle gerichteten Schriften. (n406) (ass01#4) | |
46 Spalatin berichtete am 3. Dezember aus Wittenberg, wohin er selbst im Auftrag des Kurfürsten gereist war (vgl. oben S. 399 = #15): bei der Universität stehe alles gut; Luther sei fröhlich und unerschrocken, habe von dem neuen Büchlein schon einen Bogen gemacht, erbiete sich auch demütiglich, gnädigem Rate nach hinfort glimpflicher zu schreiben. Von Fürsten, Herren und hochgelehrten Leuten habe er an die dreissig tröstliche Briefe bekommen. | |
47 Daneben erwähnte Spalatin, dass Luther sich zugleich an eine erbauliche Schrift, eine Auslegung des Lobgesanges der Maria (des Magnificat, Luk. 1, 46ff.) gemacht habe, die er dem jungen Herrn Johann Friedrich dedizieren wole. Weiter aber hatte er zu berichten: Luther habe beschlossen, die päpstlichen Dekretalen zu verbrennen, sobald er glaublich erfahren, dass seine Bücher in Leipzig verbrannt worden seien, habe auch vor, die Bulle auf der Kanzel öffentlich zu verbrennen, wenn seine Feinde sich nicht mässigen würden. | |
48
Aus Leipzig erhielt Luther jene Nachrichten nicht. Er aber wartete nicht
länger: am 10. Dezember verbrannte er wirklich die Bulle samt den
päpstlichen Rechtbüchern feierlich.
Der Schritt enthielt die förmliche, schärfste, unwiderrufliche Lossagung von der Autorität des bisher bestehenden höchsten Kirchenregiments und der ganzen Gesetzgebung, welche bisher in der abendländischen christenheit galt und auf welche auch der Kurfürst und die anderen Gönner Luthers sich stets behutsam zurückbezogen. Er war, wie wir sehen, bei Luther Sache eines wohlbedachten und schon länger gehegten Entschlusses. |
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49 Hörten wir ihn doch schon am 10. Juli (oben S. 339 = 3,12#12) dem Spalatin ankündigen, dass er die ihm angedrohte Verbrennung seiner Bücher mit der Verbrennung des ganzen päpstlichen Rechtes erwidern wolle. Dem Staupitz erzählte er nachher, dass er bei seinem Schritt zueerst gezittert habe und gebetet, darauf aber fröhlicher geworden sei, als je sonst in seinem Leben. Von einer Gegenäusserung des Kurfürsten auf jene Anzeige Spalatins vom 3. Dezember, wozu ja wohl vor dem 10. noch Zeit gewesen wäre, erfahren wir nichts. | |
50 Am 10. Dezember verkündigte ein öffentlicher Anschlag von ihm der akademischen Jugend, um neun Uhr werden die antichristlichen Dekretalen verbrannt worden. Eine grosse Schar zog zu dieser Stunde nach einem Platz vor dem Elstertor hinter dem Spitale. Ein Magister errichtete den Scheiterhaufen; Luther legte auf ihn die sämmtlichen päpstlichen Rechtsbücher; jener zündete ihn an. Dann warf Luther die Bulle ins Feuer (407) mit den (lateinisch gesprochenen) Worten: "weil Du den Heiligen des Herrn (n407) betrübt hast, verzehre Dich das ewige Feuer". | |
51 Luther kehrte hierauf mit der Menge der Doktoren, Magister und anderer Genossen der Universität in die Stadt zurück. Etliche Hundert Studenten blieben beim Feuer und stimmten teils ein Te Deum an, teils Leichengesänge für die Dekretalen. Nach dem Frühmahl zogen Studenten auf einem grossen Bauernwagen, in welchem sie eine ein paar Ellen lange Bulle als Fahne aufpflanzten, mit theatralischem Anzug und allerhand ausgelassenen Possen durch die Stadt, luden Bücher Ochsenfarts, Ecks, Emsers und andere Papisten zusammen und führten Bulle und Bücher zu dem Feuer, an welchem inzwischen fortgeschürt worden war. | |
52 Am andern Tag aber ermahnte Luther in seiner Vorlesung die Zuhörer mit grossem Ernste: sie sollen sich hüten vor den päpstlichen Satzungen; am gestrigen Brande sei es nicht genug; darauf komme es an, dass der Papst, das sei der päpstliche Stuhl, verbrannt werde; "wenn ihr", sagte er, "nicht von ganzem Herzen dem Reiche des Papstes absagt, so könnet ihr eurer Seelen Seligkeit nicht gewinnen". (n407a) | |
53 Dann gab er eine kurze Rechtfertigung seiner That lateinisch und deutsch heraus. Er hebt darin aus den päpstlichen Büchern dreissig Artikel aus, um deren willen sie dieses Gericht verdient haben. Für das Verbrennen von Büchern beruft er sich auf einen altherkömmlichen Brauch gegen böse, giftige Bücher, wie auch Paulus mit den heidnischen Zauberbüchern Apstgesch. 19,19 gethan habe. Seine eigne Vollmacht dazu stützt er auf seinen Beruf als getaufter Christ und als geschworedner Doktor der heiligen Schrift und Prediger, als welcher er den verführerischen Lehren zu wehren verpflichtet sei; andere wären wohl zum Gleichen verpflichtet, seien jedoch nicht willig oder haben zu wenig Verständnis und Mut. | |
54 Auch er indessen würde eines solchen Werkes sich nicht unterwunden haben, wenn nicht der Papst und die päpstlichen Verführer sich gar so verstockt erzeigten; weil durch ihr Bücherverbrennen der Wahrheit ein grosser Nachteil und übler Wahn beim gemeinen Volke drohe, habe er -- auf Anregen, wie er hoffe, des heiligen Geistes -- zur Bestärkung der christlichen Wahrheit der Widersacher Bücher wiederum verbrannt. Sogar diesem seinem äussersten Schritt gegen das Papsttum abe glaubte er noch eine Ehren- und Vertrauenserklärung für Leo anhängen zu können. | |
55 Neben jenen Gründen nämlich führt er weiter an: er glaube auch nicht, dass jene Feinde der Wahrheit von Leo X., so viel an dessen Person liege, Befehl haben, (408) wofern er nicht sicher ein anderes erfahre; ja er hoffe, dass die von ihm verbrannten Bücher auch dem Leo selbst nicht gefallen, obgleich sie von dessen Vorfahren verfasst seien; er setzt übrigens offen und ehrlich bei: "und ob sie ihm gefielen, ist mir daran nichts gelegen". (n408) | |
56 Zu Mitte Januar 1521 erschien dann auch jene Erläuterung und Bekräftigung seiner vom Papst verurteilten Sätze in der lateinischen Ausgabe ("Assertio omnium articolorum" etc.), ferner am 1. März in der deutschen mit dem Titel: "Grund und Ursach aller Artikel, so durch die römische Bulle unrechtlich verdammt worden". (n408a) | |
57 Eingehend und klar legt er hier Gelehrten und Laien seine wirkliche Meinung und seine Gründe noch einmal dar.Er spitzt manche Sätze geflissentlich noch zu oder erinnert, dass er schon bisher noch weiter gegangen sei, als die Bulle wisse. Ja so vill er jetzt allerdings z. B. den von der Bulle verdammten Satz widerrufen, dass die Ablässe zu den nur zugelassenen Dingen gehören und eine gottselige Trügerei seien; er bekenne, sagt er, seinen Irrtum: sie gehören vielmehr zu den seelenverderblichen Dingen und seien ein höllischer, antichristlicher Betrug, Diebstahl und Raub. (assty04#43) | |
58 So widerruft er seine Äusserung, dass etliche der in Konstanz verdammten Artikel des Hus ganz christlich seien: sie seien es vielmehr alle, und der Papst und die Papisten haben dort mit Hus das heilige Evangelium verdammt und an seine Statt des höllischen Drachen Lehre gesetzt. (assty05#36) Am weitesten geht er in dogmatischer Beziehung jetzt mit seinem Widerspruch gegen jede Freiheit, die man dem menschlichen Willen der göttlichen Allwirksamkeit gegenüber beilege: kein einziger unserer Gedanken stehe in unserer eignen Gewalt. (ass04#50f) Er beschränkt sich hierbei auch nicht auf die Schwächung oder Lähmung des Willens durch die Sünde, welche in den Unerlösten herrsche und in den Wiedergeborenen noch fortwirke. Ganz allgemein spricht er aus: "Sieht man auf die Dinge hier unten, so erscheinen sie willkürlich und zufällig; sieht man aber nach oben (auf ihre Beziehung zu Gott,) so ist Alles notwendig." (ass04#66) Diese Worte übrigens hat Luther in die deutsche nicht aufgenommen. Er bemerkt überhaupt hinsichtlich der lateinischen dem Spalatin; er habe hier für die lateinischen Mägen einiges Salz einstreuen müssen. | |
59 Alle seine Ausführungen aber stützt er auf sein gutes Recht, selbständig und frei die heilige Schrift zu erforschen, auszulegen und nach ihr allein zu lehren und über Menschenlehre zu urteilen. Dem Vorwurf gegenüber, dass er, der eine Mann, so die Schrift gegen alle kirchlichen Autoritäten zu gebrauchen sie anmasse, hat er sich darüber gleich im Eingange seines Buches, vornehmlich der lateinischen Ausgabe, noch schärfer und vollständiger als in früheren Büchern geäussert. Er fragt, warum man denn die Schrift (409) nicht mehr ebenso studieren dürfe, wie in der ersten christlichen Kirche, welche noch keinen Augustin, Thomas oder andere Autoritäten gehabt habe. (ass01#13ff) Überdies seien diese mit ihre Schriftauslegung so oft im Widerspruch mit einander und thun dem Sinne der Schrift Gewalt an. | |
60 Wie soll man nun die Schrift auslegen? Niemand, sagt Luther, dürfe sie anders auslegen als in ihrem eignen Geiste. Der Geist aber, in welchem sie geschrieben sei, sei nirgends lebendiger gegenwärtiger als in ihr selbst. (ass01#15) In dieses Gotteswort selbst müsse man sich vertieren, darüber sinnend Tag und Nacht (Ps. 1,2). (ass01#17) Die eigne Offenbarung der Worte Gottes erleuchte und gebe Verständnis den Einfältigen (Ps. 119,130). Der Geist, in welchem sie verfasst seien und der in ihnen wirke, führe durch sie selbst in ihr Verständnis ein. So will Luther für sich die Schrift verstehen und üben. So will er, wie er sagt, auch für andere nicht etwa Meister sein und Herrscher über die Schrift; sondern jeder solle sie eben aus ihrem eignen Geist heraus auslegen. (ass01#26) |
61 Von der Stellung seiner eignen Person redet Luther in der deutschen Ausgabe noch weiter. Sie rücken mir vor, sagt er, dass ich einziger mich hervorthue, jedermann zu lehren. Sie aber haben mich hervorgezogen, Preis und Ehre an mir zu erlangen. Und ob es gleich wahr wäre, dass ich allein mich hätte aufgeworfen, wären sie doch damit nicht entschuldigt: wer weiss, ob mich nicht Gott dazu erweckt hat und er zu fürchten ist, dass sie nicht Gott in mir verachten. Lesen wir nicht, dass Gott gemeiniglich nur einen Propheten aufweckte im Alten Testament, -- dazu niemals einen aus den obersten Priestern oder anderen hohen Ständen, sondern gemeiniglich niedere, verachtete Personen? (assty01#10f) | |
62 Also haben die lieben Heiligen allezeit wider die Obersten, Fürsten, Priester, Gelehrten, predigen müssen und den Hals dran wagen ... Ich sage nicht, dass ich ein Prophet sei. Ich sag' aber, dass ihnen um so viel mehr zu fürchten ist, ich sei einer, je mehr sie mich verachten und sich achten ... Bin ich nicht ein Prophet, so bin ich doch gewiss für mich selbst, dass das Wort Gottes bei mir und nicht bei ihnen ist; dasselbe giebt mir auch den Mut, mich vor ihnen so wenig zu fürchten, als viel sie mich verachten und verfolgen ... (assty01#15) | |
63 Ob mich nun wohl viele grosse Haufen verfolgen, erschreckt mich nicht, ja tröstet und stärkt mich, sintemal es offenbar in aller Schrift ist, dass die Verfolger und Neider gemeiniglich unrecht und die Verfolgten recht gehabt haben und allezeit der grössere Haufe bei der Lüge, der kleinere bei der Wahrheit gestanden ist (assty01#28) ... Darum will ich die Artikel, so in der Bulle verdammt sind, mit Freuden erretten und schützen und traue sie von Gottes Gnaden vor Unrecht wohl zu erhalten; für Gewat aber ist nicht mehr hier denn ein armer Körper, den befehle ich Gott und seiner heiligen, durch den Papst verdammten Wahrheit. Amen. (assty01#30) (410) | |
64 Mit diesen Zeugnissen seines Wortes, zu welchen neben seinen Schriften ja auch seine Verbrennung der Bulle wesentlich gehörte, hat Luther dem Urteil und den Strafdrohungen Roms entgegnet. Hiermit hatte er sich und seinem Gotte genug gethan; ihm wollte er sein äusseres Los und die Lenkung seiner Sache überlassen. Wohl rief er wiederholt auch die Fürsten und Obrigkeiten an: aber nur zumj Schutz der wahren Kirche überhaupt; für seine eigne Person begehrte er nichts von ihnen. | |
65 Er wurde aber eben jetzt, als er von Rom verfolgte und exkommunizierte, erst recht vollends der Mann des deutschen Volkes, soweit dieses in seinen lebendigsten und kräftigsten Elementen gegen Rom erregt war. Aber während er dasselbe durch sein Wort vor der antichristlichen Verführung zu verwahren und aus der Knechtschaft der Gewissen zu befreien bemüht ist, verschmäht er alle Mittel, welche ihm eine äussere gewaltsame Erhebung jener Kräfte hätte darbieten können. In seinen auf die Bulle folgende Schriften findet sich sogar noch weniger als in den ihr unmittelbar vorangehenden irgend ein Schein, al ob er zu irgend einer solchen anregen wollte. | |
66 Das ihm eigne Verhalten tritt namentlich wieder neben dem des Hutten ans Licht. Sie beide zusammen waren jetzt die Männer, auf welche alle jene Glieder der Nation mit Spannung, Hoffnung und feuriger Teilnahme den Blick richtete. Öffentliche Druckschriften und fliegende Blätter verbanden ihre Namen und Bildnisse. Hutten fing jetzt auch wie Luther deutsch zu schreiben an. Aber gerade in diesem Zeitpunkt der dringendsten Gefahr und Entscheidung sieht man, wie sehr doch ihre Richtung und ihr Weg auseinander ging. | |
67 Hutten klagt voll Thatendranges, getäuschter Erwartungen und innere Unruhe dem Luther, wie sehr er in seinen Absichten sich gehemmt fühle und wie wenig Verlass er bei der Menge der scheinbaren Gesinnungsgenossen finde. Er wünschte endlich einmal loszuschlagen; sein mächtigster Freund Sickingen hielt ihn fort und fort noch mit Hoffnungen auf den Kaiser zurück. Einstweilen suchte er in der Stille weiter zu arbeiten. Namentlich hoffte er jetzt auch für seine eignen Pläne die Gunst Kurfürst Friedrichs für Luther benutzen zu können. | |
68 Er hat dem Spalatin, bei demselben zu erkunden, "wie weit er in dieser Sache vorangehen dürfe", und schrieb (den 19. Dezember) an Luther, es sei auch für diejenigen, welche den Feinden Gewalt und Waffen entgegenstellen wollen, zu wissen wichtig, auf welchen Schutz von seiten Friedrichs man rechnen könne. | |
69 Luther schickte dem Hutten, der auf ein Bündnis mit ihm so viel hielt, nicht einmal seine neuen Schriften zu. Ein Eingreifen der fürstlichen Gewalt in seine Angelegenheit wollte er garnicht haben. Über Huttens "tapfere Schriften" für seine Sachen freute er sich. Auch rief er einmal (den 13. November) auf die Nachricht von einem Anschlag, den Hutten gegen die beiden päpstlichen Legaten gemacht habe, dem (411) Spalatin gegenüber aus: "Hätte er sie nur abgefangen" (katholische Historiker machen daraus: "gemordet"). | |
70 Aber über jene weiteren Äusserungen Huttens schrieb er (am 16. Januar 1521) deen Spalatin: "was Hutten begehrt, siehst Du; icn möchte nicht, dass man mit Gewalt und Totschlag fürs Evangelium streite: so habe ich auch dem Manne geschrieben; durchs Wort ist die Welt überwunden worden, durchs Wort die Kirche errettet, durchs Wort wird sie auch wieder hergestellt werden; auch der Antichrist wird, wie er ohne Gewalt angefangen ist, so ohne Gewalt zertreten werden durchs Wort." | |
71 Bald darauf verwahrte er sich auch ausdrücklich wegen der Absichten, dass dieser nicht mit den Schwerte, sondern nur durch seine Ratschläge und durch kräftige Erlasse den Romanisten Einhalt thun solle, was auch wohl möglich wäre. Vorher und noch vor seiner Schrift an den Adel hatte er ja allerdings doch einmal (gegen Prierias, oben S. 324 = 3,10#79) heftig von Blut und Eisen geredet: hiervon also wollte er nichts mehr gesagt haben. | |
72 Er wünscht jetzt vielmehr, dass Gott die Wut jener Männer zurückhalten möge, welche der eignen Sache Schaden drohe und zu einer der böhmischen ähnlichen blutigen Erhebung gegen die ganze Geistlichkeit führen möchte; daran will er keine Schuld haben; überdies erscheint ihm der gemeine Klerus so schwach, dass ein Krieg gegen denselben ein Krieg gegen Weiber und Kinder wäre. Freilich fürchtet er zugleich fort und fort (vgl. oben S. 404 = #41), dass die Wut und Hartnäckigkeit der Romanisten sich den Edikten nicht fügen und so selbst das Unheil sich zuziehen werden. | |
73 Was jetzt weiter geschehen solle, weiss er nicht: er ahnt nur, dass, ob er auch exkommuniziert und umgebracht würde, über da Papsttum noch etwas Gewaltigeres kommen werde. An Staupitz schreibt er in dem oben (S. 402 = #31) erwähnten Briefe: "Bisher war's mit dieser Sache ein Spiel, jetzt wird's Ernst, und, wie Du einst zu mir gesagt hast, wenn's Gott nicht vollbringt, kann's nicht vollbracht werden; in Gottes mächtiger Hand steht's jetzt offenbarlich, dass niemand es leugnen kann; wer giebt hier Rat? was will ein Mensch denken? Der Tumult tobt prächtig, so dass mich dünkt, erst der jüngste Tag könne ihn stillen; so erregt sind die Geister auf beiden Seiten". (n411) | |
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Noter:
Abkürzungen (die Zahlen bedeuten Bände und Seiten).
Zu Luthers Werke E. A. = Erlanger Ausgabe (Bd. 1-20 in den 2. Aufl.).
--
Op. ex. = Opera exegetica; Gal. = comment, in epist. ad Galatas;
Op. v. a. oder einfach Op. = Opera varii argumenti, -- in der Erlangen-Frankfurter
Ausgabe. --
Schol. = Scholae ineditae de Psalmis etc., Luthers erste Vorlesungen
über die Psalmen, herausg. v. Seidemann 1876, 2 Bde. --
Br. = Briefe, herausg. v. de Wette und Seidemann. --
Seid. Br. = Lutherbriefe, herausg. v. Seidemann 1859. --
Bk. = Luthers Briefwechsel herausg. von Burkhardt. --
T. R. = Tischreden, herausg. von Förstemann und Bindseil. --
C. = Colloquia etc. ed. Bindseil. --
Laut. = Lauterbachs Tagebuch herausg. v. Seidemann 1872. --
Diet. = Collecta ex colloquiis etc. von Veit Dietrich, Handschr in
der Nürnberger Stadtbibliothek, vgl. Schrol. 1 p. VII Anm. --
Ser. = Colloquia Serotina D. M. L., secr. ex AUTOGRAFÅ Ant. Lauterbachii.
-- anno 1553, Cod. chart. Goth. 40. B. 169. --
Exc. = Excerpta -- ex ore D. M. Luth. (hauptsächlich von Mathesius),
German. Museum Nr. 20996 (Theol. Stud. u. Krit. 1878 S. 706). --
Farr. = Farrago literarum etc., Cod. ch. Goth. 402. --
Obenander = Thesaurus Theol. 1543 Christoph Obenander etc., Mscr. Dresd.
A 180d (Theol. Stud. u. Krit. 1878 S. 704)
Val. Bav. = Rhapsodiae et dicta quaedam ex ore D. M. Luth. etc. (Theol.
Stud. u. Krit. 1872 S. 13) --
Jen. = Opera ed. Jen. 1556-1558. --
W. W. = Werke herausge. v. Walch.
C. R. = Corpus Reformatorum.
Mel. = Melanchthons Vita Lutheri, Praefatio in Tom. secund. oper. Luth.
ed. Witeberg, in C. R. 6, 155sqq.
Mel. Supp. = Ph. Melanchthons epistolae etc., quae in Corp. Ref.
desiderantur, disp. Bindseil 1874.
Mth. = J. Mathesius, Historie von D. M. Luthers Anfang u. s. w. (I,
II u. s. w. = 1te, 2te Predigt.)
Rz = die handschriftl. Geschichte Ratzebergers, v. Neudecker.
Myk. = Myconii historia reformationis, herausg. v. Cyprian.
Spal. Ann. = Spalatins Annales herausg. v. Cyprian. --
Spal. Menck. = Spalatins latein. Annalen in Mencken scriptor. rer.
German. Tom. 2. --
Spal. Nachl. = Spalatins histor. Nachlass, herausgeg. v. Neudecker
und Preller B. 1.
Cochl. = Cochlaeus, Acta et scripta Luth. (Paris 1565)
Eric. = Ericeus, Sylvula.
Alb. = Album Academ. Viteberg. ed Förstermann.
L. Dec. = Liber Decanorum facultatis theolog. Acad. Viteb. ed. Försterm.
Hutt. = Epist. U. Hutten. ed. Böcking.
Seck. = Seckendorf, Historia Lutheranismi, Lips. 1694.
Tzl. = Tentzel, histor. Bericht v. Anfang, u. s. w. d. Reform, herausg.
mit Urkunden von Cyprian.
Löscher = Löscher Reformationsakta.
Niederer = Niederer, Nachrichten zur Kirchen- und Gelehrtengeschichte.
Niederer Abh. = Niederer, nützliche und angen. Abhandlungen.
Strobel = Strobel, neue Beiträge zur Litteratur. --
Strobel Misc. = Strobel, Miscellan. litterar. Inhalts.
Seid. Erl. = Seidemann, Erläuterungen z. Reform.-Geschichte. --
Seid. Beitr. = Beiträge zur Reform.-Geschichte. --
Seid. K. u. S. Bl. = sächsisches Kirchen- und Schulblatt.
Unsch. Nchr. = Unschuldige Nachrichten v. alten u. neuen theol. Sachen
u. s. w. --
Ftgs. Samml. = Fortgesetzte Sammlung von alten u. neuen theol. Sachen.
Zts. f. h. Th. = Zeitschrift für historische Theologie.
Zts. f. K. Gesch. = Zeitschrift für Kirchengeschichte von Brieger.
St. u. Krit. = Theologische Studien und Kritiken.
Zts. f. luth. Theol. = Zeitsch. für d. gesamte luther. Theologie
und Kirche.
Luthardt Zts. = Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchl.
Leben.
Ranke = Ranke, deutsche Geschichte im Zeitalter d. Reform., 4te (beziehungsw.
5te, gleich paginierte) Aufl.
Kahnis = Kahnis, die deutsche Reformation B. 1.
Lke. = Lingke, Reisegeschichte Luthers.
Jürgens = Jürgens, Luth. Leben bis z. Ablassstreit.
Meurer = Meurer, Luth. Leben, 3. Aufl.
Kolde, Stellung etc. = Kolde, Luthers Stellung zu Konzil u. s. w. 1876.
--
Kolde, Aug. cong. = die deutsche Augustinerkongregation v. Joh. v.
Staupitz, 1879. --
Kolde, Friedrich = Friedrich der Weise und die Anfänge der Reformation
1881. --
Kolde, Anal. = Analecta Lutherana 1883 (noch vor ihrer Veröffentlichung
für diese Anmerkungen gütigst zum Gebrauch gegeben).
Kawerau Agric. = Kawerau, Joh. Agricola v. Eisleben 1881.
Krafft = Krafft, Briefe u. Dokumente a. d. Zeit der Reformation 1876.
Plitt u. Pet. = M. Luthers Leben von Plitt u. Petersen, 1883.
Knaake (ohne Beisatz) = schriftliche u. mündliche Mitteilungen
v. J. K. F. Knaake.
L. Th. = Köstlin, Luthers Theologie.
Herz. Enc. Herzog, Realencyklopädie für protest. Theologie.
n399: Op. 4, 305. -- Tzl. 1, 459ff. 464ff.
477f. 2, 178. 182f. Br 1, 518. 520 (das "apostolische" Schreiben ist nicht
wie de W. vermuthet, eine Schrift des Eck, vgl. Tzl 1, 477). 524. 544.
Bk. 35. Seck. 1, 116sq. 114. Muther, aus d. Universitäts- u. Gelehrtenleben
im Zeitalter der Reform. 429f. Zts. f. K. Gesch. 2, 121ff. 3,300. Sätze
des Erasm. und Bericht über die Verhandlungen: Op. 5, 238sqq. Dieser
Bericht ist nach Op. 5, 248 (Vgl. Br. 1, 527 C. R. 1, 271) der Wittenberger
Universität offiziel übersandt worden, und auch jene Sätze
wurden, wohl durch Spalatin, den Wittenbergern zugeschickt. Beide Schriftstücke
wurden dann in Leipzig gedruckt, ohne dass Luther und seine Freunde wussten,
durch wen sie dorthin mitgeteilt worden seien: Br 1, 562. Weiter vgl. zum
Bericht und den Sätzen: Spal. Ann. 11ff. 15, 28ff; und besonders St.
u. Krit. 1882 S. 694ff. Diet. 87 (Kurfürst Friedrich äusserte
damals über Erasmus gegen Spalatin: "Es ist ein wunderlich Männlein;
man weiss nit, wo man sich gewarten kann"). C. R. 11, 967. Kolde, Friedrich
S. 21. -- Später bildete sich fälschlich die Meinung, dass der
Bericht von Heinrich von Zütphen herrühre, und zwas aus
folgendem Anlass. Die älteste uns bekannte Ausgabe (ohne Druckort
und Jahreszahl) enthält 1) die Sätze des Erasm., 2. den Bericht,
3) den kurfürstlichen Brief, dazu 4) ein kleines Stück mit der
Überschrift: "Per Henricum priorem Gundensen (= Gandensem, von Gent,
vgl. auch Br 1, 483) scripta", und noch zwei andere kleine Stücke;
auf dem Gesamttitel ist N. 4 so bezeichnet: "Per Henricum priorem Gundensem
quorundam sup. Mar. collata juditia"; es sind dies Äusserungen von
Karl V. und Erasmus gegen Caraccioli und Aleander, vom Grafen von Nassau,
von Karls Tante Margaretha (Op. 5, 239, 249). In den Sammlungen von Luthers
Werke wurde N. 2 und N. 4 aufgenommen, N. 3 weggelassen; die Überschrift
zu N. 4 (nunmehr lautend: "Per D. Henricum Zudphaniensem scripta") kam
jetzt unmittelbar unter die Unterschrift zu N. 2 (lautend: "Coloniae Agrippinae
Anno etc. MDXX") zu stehen und wurde aus Missverstand mit zu dieser gezogen.
Vgl. Krafft S. 49f.
n399a: v. d. Hardt, hist. liter. reformat.
1, 169 Gieserler 3,1,83. Unter dem DIPLÅMATOFOROS ist nicht, wie
Gieseler meint, Eck, sondern Aleander zu verstehen.
n399b: Br. 1, 518. 544. Bk. 35f. (der "Herr
Vetter und Vater" ist der Kurfürst, nicht, wie Burkhardt a. a. O.
und Kolde, Friedrich S. 26, annahmen, Herzog Johann; vgl St. u. Krit. 1882
S. 700f.).
n400: Tzl. 2, 199ff.
n400a: oben in Anm. 1 zu S,. 399.
n400b: Br. 1, 519. 522. -- Riederer, eine
überaus seltene Urkunde, Intimat. Erphurd. (Gieseler a. a. O. 85 Kampsch.
Erf. 2, 38ff.). Es ist ganz unmöglich, dass, wie es im Anschlag heiss,
alle Erfurter Professoren denselben beschlossen haben, da unter ihnen noch
genug Altgläubige sich befanden. Luther weiss vom Erfurter akademischen
Senat nur, dass derselbe wegen ungenügender Form der Insinuation die
Bille nicht publiziert habe. Der Anschlag kann auch von Andern nicht für
echt gehantel worden sein: er müsste sonst grosses Aufsehen gemacht
haben, während wir ihn bei keinem Zeitgenossen erwähnt finden.
n401: Prankl. a. a. O. 1,147. 2,163. Drussel
a. a. O. S. 573ff.
n401a: Ztf f. K. Gesch. 2,122.
n402: Br 1, 527. 542. Hutt. 1, 366. 427. 436.
Beat. Rhenau bei Krafft S. 22.
n402a: Br. 1, 522. 518. Ztf f. K. Gesch.
2, 119.
n402b: Pressel, Lazarus Spengler. Riderer
1, 319ff. 438ff. (S. 441: Spengler schreibt 30. Nov. an Pirkheimer, dass
er von Luther einen tröstenden Brief erhalten, vgl. Br. 1, 525f.).
2, 54ff. 179ff. (S. 186 Spengler an Pirkheimer: sie müssen wohl "bei
dem Unflat, Dr. Ecken, ein Bisslein über Not essen"). Zum weiteren
Verlauf von Spenglers und Pirkheimers Handel: Albert, Ztsch. f. h. Th.
1873 S 438ff.
n402c: Br 1, 342. 541f. 546ff. Ztschr. f.
h. Th. 1887 S. 123ff. Holde, Aug. cong.
n403: EA 24,14ff. Br. 1,494.
n405: Op 5, 132sqq. EA 24,35ff. Br 1, 521.
n405a: Op 5, 119 sqq. EA 24, 28ff. Br. 522.
526.
n 406: Br 1,528ff (de Wette S. 530 meint fälschlich,
Spalatin habve die Dedikation an Feilitzsch hintertreiben wollen; Luthers
Bemerkung S. 531 ist einfach durch Feilitzschs Tod veranlasst). Ztf. f.
K. Gesch. 2, 121.
n407: Selbstverständlich meint Luther
hiermit den "Heiligen Gottes" nach der heiligen Schrift (Mark 1,24;: Apstg.
2,27) und nicht, wie er neuere Römlinge ihm gedeutet haben, sich selbst.
n407a: Br 1, 466. Seck. 1, 114. Bk. 30 Br
1, 542. Op 5, 252sqq- (der Abdruck dieser Acta in den früheren Ausgaben
von Luthers Werken war unvollständig). Luthers Worte über die
Bulle waren: "Quia tu conturbasti sanctum Domini, ideoque te conturbet
ignis aeternus"; wir haben für das zweimalige "conturb." keinen angemessenen
deutschen Ausdruck. -- Vorangegangener Aufruf an die Studenten: Kolde,
Anal. 26.
n408: Op. 5, 252, 257sqq. EA 24, 150ff. Niemeyer
Neudr. N. 18. St. und Krit. 1882 S. 696.
n408a: Op 5, 154sqq. EA 24, 52ff. Br 1, 543.
545. 558. 561. 567.
n411: Hutt. 1, 435sqq. Br 1, 558. 523. ("utinam
-- intercepisset" bedeutet "abfallen", nicht "mörderische Anschläge",
wie Kampsch. Erf. 2, 80. Janssen a. a. O. 2, 107 deutet). 543. (der Hittensche
Brief, auf welchen dieser sich bezieht, ist nicht, wie Schenkel, Luther
in Worms S. 115, meint, einer vom 16. Januar an Spalatin, sondern der früheren
Hutt. 437). 563. 541. Bk. 35. Zts. f. K. Gesch. 2, 123.