Tilbage til oversigten!
Inhalt: Forderung der Laienkelch 313 #2 -- Anklage
Herzog Georgs und Urteil des Bischofs von Meissen 314 #6
-- Verhandlungen mit dem Kurfürsten 315 #12 -- Beruhigende
Erklärungen Luthers 316 #20 -- Abfertigung des Stolpener
Erlasses 317 #26 -- Gegen die Löwener und Kölner
Fakultät 319 #44 -- Gegen Alveld über das Papsttum
320 #48 -- Neuer Angriff des Prierias 323 #72.
2 In seinem Sermon vom Sakrament des Leibes Christi hatte Luther den Wunsch ausgesprochen, dass die Kirche durch Konzilsbeschluss den Laien wieder den Genuss des Abendmahlskelches gestatten möge. | |
3 Die wenigen Sätze, in denen er davon redete, treten für uns dem grossen dogmatischen und praktischen Inhalt des Sermons gegenüber ganz zurück; ihr Gewicht wird dadurch, dass Luther sie mit seiner Bemerkung über das völlige Untertauchen der Täuflinge zusammenstellte, viel mehr verringert als erhöht. | |
4 Eben sie aber wurden sofort von Luthers Gegnern leidenschaftlich aufgegriffen, unter Absehen von allem andern, was seine damaligen Schriften neues für den Glauben aufstellten, was aber freilich nicht so leicht zu seinem Verderben verwendet werden konnte. | |
5 Denn war er nicht mit jenem Wunsch vollends ein offener Patron der Böhmen geworden, die (314) ihres Laienkelches wegen die Einheit der Kirche zerrissen und wütende Kriege führte? Auch Leute, die bis dahin noch in ihrem Urteil über ihn schwankten, konnten, wenn man ihnen dies vorhielt, von Ärgernis und Entsetzen ergriffen werden. | |
6 Vor allem erhob sich in Leipzig und den Herzogtum Sachsen, dem nächsten Nachbarlande der Böhmen, der Lärm darüber. -- Herzog Georg wurde sogleich auf den Sermon aufmerksam gemacht. | |
7 Er hatte noch bei der Leipziger Disputation aufrichtig sich bemüht, näher mit Luthers Sache bekannt und über sie urteilsfähig zu werden. Jetzt beeilte er sich, seinem Vetter, dem Kurfürsten, über den gefährlichen Mann, welchen dieser in Wittenberg hege, Vorstellungen zu machen. | |
8 Er schrieb ihm am 27. Dezember: Luther Sermon laute fast pragisch und werde, da er deutsch abgefasst sei, besonders unter den gemeinen, armen Mann Ketzerei und Ärgernis bringen; schon werde glaublich berichtet, dass ein Pfarrer und einige Bürger aus Böhmen bei Luther gewesen, ja dass auf seine Predigt hin über 6000 Menschen neuerdings in Böhmen den Utraquisten zugefallen seien; der Wittenberger Luther sei wie ein Bischof und Häresiarch zu Prag; Friedrich, der älteste und christlichste Kurfürst, werde diesen Handel wohl verstehen und bedenken; er möge Verfügung treffen, dass nicht ein böses Gerücht über die sächsischen Lande und schwerer Schaden über sie und die ganze Christenheit komme. -- | |
9 Luther vernahm wütende Äusserungen Meissener Priester: es wäre keine Sünde mehr, wenn man ihn ohne weiteres umbrächte. -- Es wurde die Angabe verbreitet, dass er nach einem Bekenntnis seines eignes Vaters in Böhmen geboren und in Prag erzogen und in den Büchern des englischen Ketzers Wiclif, an welchen die Hussiten sich bildeten, unterwiesen worden sei; er musste deshalb sogar dem Spalatin Notizen über seine Geburt und Jugend schicken. | |
10 Der Bischof von Meissen erliess unter dem 24. Januar ein Dekret des Inhaltes: da jener Sermon mit seiner Aussage über die Austeilung des Sakramentes gegen die Beschlüsse des jüngsten Konzils streite und auch sonst den Einfältigen, welche im Genuss der einen Gestalt sich der katholischen Kirche treu halten, sehr viel Anlass zu Zweifeln hinsichtlich des Sakramentes und solchen Genusses gebe und mannigfaltiges Ärgernis und Schisma hervorrufen könnte, so solle derselbe überall mit Beschlag belegt werden und das Volk sorgfältig darüber belehrt, dass unter jeder der beiden Gestalten des Sakraments der ganze Christus enthalten sei und dass die heilige katholische Kirche auf einen ordentlich versammelten Konzil unter Eingebung des heiligen Geistes beschlossen habe, den Laien nur die Gestalt des Brotes zu reichen. | |
11 Das Dekret war die erste öffentliche, amtliche Erklärung eines deutschen Bischofs gegen Luther. Es erging aus der bischöflichen Rezidenz zu Stolpe, mit den Siegel des bischöflichen Offizialates (315) oder Kommissariats für kirchliche Gerichtbarkeit, unter dem Namen des Bischofs und mit der ausdrücklichen Erklärung, dass es von ihm mit Rat und Zustimmung seines Domkapitels verfügt sei, und es wurde überall durch öffentlichen Anschlag verbreitet. | |
12 Da wuchs auch beim Kurfürsten und seinem Hof die Sorge über die Zunahme und Verschärfung des kirchlichen Konflikts und das Bestreben, Luther von weiteren Ausbrüchen zurückzuhalten. Dem Herzog Georg zwar entsprach Friedrich nicht. | |
13 Er wies in einer schleunigen Antwort auf jenen Brief ein Einschreiten seinerseits ab: denn Luthers Handel unterliege einem Erkenntnis päpstlicher Kommissäre, und seine Lehre werde doch von manchen verständigen Männern für christlich gehalten. | |
14 In jenem Sinn aber suchte Spalatin auf Luther einzuwirken, der überhaupt die Beziehungen zwischen ihm und den Fürsten vermittelte, und damals im regsten, zum Teil täglichen Briefwechsel mit ihm stand. Dieser legte ihm jetzt überhaupt die Frage ans Herz, ob sich denn die heilige Theologie nicht auch ohne Verletzung der Kirchenfürsten vortragen lasse, ja ob er sich nicht zum Frieden erbieten könne. | |
15 Luther antwortete auf solche Räte: er verstehe sie nicht. Die heilige Schrift bekämpfe zumeist den Missbrauch der christlichen Heiligtümer, was jene nicht werden ertraten können. Gott habe ihn nun einmal zum Doktor gemacht; reue es den, so möge derselben ihn wieder abthun. | |
16 Ihm müsse die Sache anheimgeben, von ihm sich führen lassen, wie Wind und Wellen sein Schiff treiben. Wohl merke er, dass ein besonderer Sturm im Anzug sei, wenn Gott nicht dem Satan Einhalt thue. Aber das Wort der Gottseligkeit könne nie ohne Sturm, Unruhe und Gefahr getrieben werden; entweder müsse man es verleugnen oder auf Frieden und Ruhe verzichten. Der Krieg sei des Herrn, der nicht gekommen sei Frieden zu bringen. -- | |
17 In betreff dess Hus, zu dessen Nachfolger man ihn machte, erklärte er jetzt, nachdem er jene Schrift desselben kennen gelernt hatte: "Ich habe unbewusst bisher alle sine Lehren vorgetragen und behauptet; -- wir sind alle Hussiten, ohne es zu wissen; | |
18 ich weiss vor starrem Staunen nicht, was ich denken soll, indem ich die schrecklichen Gerichte Gottes in der Menschheit sehe, dass die ganz offenbar evangelische Wahrheit schon über hundert Jahre lang öffentlich verbrannt ist und für verdammt gilt, und man darf dies nicht bekennen; wehe dieser Erde!" -- (br140220#1) | |
19 Daneben war es ihm tröstlich, ja eine besondere Wohlthat Gottes, dass man ihm nicht wegen einer würdigen, wichtigen Sachen, wie wegen der Lehre von der Gnade oder dem freien Willen oder den Schlüsseln der Kirch den Untergang bereite, sondern dass man in diesen Stücken an ihm zu verzweifeln scheine und so etwas Geringes und Lächerliches ausfindig mache, wie seine Sätze vom Abendmahlskelch, welchen zu nehmen er weder geboten, noch verwehrt habe. (n315) (316) | |
20 Nach dem Wunsch seiner Freunde gab jedoch Luther schon in der Mitte Januar, also noch vor dem Stolpener Dekret, eine Erklärung über die angefochtenen Sätze seines Sermons und gegen das Gerede von seinem böhmischen Ursprung heraus. Gegen seine Ankläger zeigt sie aber nur Zorn und stoltze Verachtung: ihnen, sagt er, die nach seinem Blute dürsten und ihn jetzt im Sack zu haben vermeinen, habe er erst gar nicht antworten, sondern ihr Geschrei wie das Rauschen einer dürren Schweinsblase halten wollen; nur des gemeinen Volkes Frömmigkeit, dem jene vorschwatzen, bewege ihn, einen kurzen Unterricht über seine Worte zu geben. | |
21 Er erinnert dann, dass nach seinen Sätzen ja in dieser Sache kein Bischof willkürlich etwas vornehmen solle, es habe denn ein Konzil neue Verordnung getroffen. Er giebt auch, obgleich Christus beide Gestalten eingesetzt habe, doch den Böhmen noch immer darin unrecht, dass sie deshalb von der Kirche sich absondern; denn ein Gebot habe Christuc auch aus dem Sakramentsgenuss überhaupt nicht gemacht. | |
22 Er will aber, dass man sie, wenn sie in ihrem Gewissen schwach seien freundlich unterweise und sich im Geiste der Einigkeit, welche das Sakrament bedeute, gegenseitig verständige, wiederholt auch, dass allerdings "wohl fein wäre beide Gestalt". (n316) | |
23 Es waren ihm ferner durch Spalatin unter den deutschen Kirchenfürsten der Erzbischof Albrecht von Mainz und Magdeburg, jener einmalige Urheber des Tetzelschen Ablasshandels, und der Bischof von Merseburg, der ihm einst während seines Erfurter Mönchtums sich freundlich erzeigt, gegen die Leipziger Disputation aber protestiert hatte und jetzt gegen ihn besonders aufgebracht war, als solche bezeichnet worden, bei welchen er beruhigende Erklärungen abgeben möge. | |
24 An beide verfasste er Briefe unter dem 4. Februar, legte dieselben dem Spalatin vor und liess sie endlich etwa am 20. Februar in eleganter Reinschrift abgehen, obgleich er, namentlich nach dem inzwischen erschienenen bischöflich Meissenschen Dekret, bezweifelte, dass sie etwas nützen werden. | |
25 Sie besagten in männlicher, übrigens durchweg massvoller Sprache nur, dass man den bösen Nachreden gegen ihn nicht Raum geben, seine Schriften wenigstens vorher lesen und die Wahrheit zum Wort kommen lassen möge. Dem Erzbischof gegenüber stellte er es als seine Pflicht hin, den hochgestellten Hirten so vieler Seelen vor der Gefahr zu wahren, dass bei ihm die evangelische Wahrheit als Gottlosigkeit verschrieen würde. (n316a) | |
26 Unbezähmbar aber wallte er auf gegen jenen Erlass aus Stolpen. Am meisten empörte ihn, dass darin der Schein erzeugt werde, als ob er die Gegenwart des ganzen Christus unter der den Laien gereichten Einen Gestalt des Sakraments geleugnet hätte: das wäre vielmehr auch nach seiner Überzeugung freilich eine Ketzerei gewesen; einer solchen also wollte man ihn, wie er sagte, jetzt heimtückischer und verleumderischer Weise vor (317) den Volke schuldig machen. Schon am. 11. Februar hatte er eine deutsche Entgegnung fertig und arbeitete an einer grösseren lateinischen. Spalatin, dem er jene mit der Bemerkung zuschickte, dass sie wohl etwas "animos und stolz" laute, mahnte schleunigst ab; sie war aber schon unter der Presse. | |
27 Ihr Titel lautet: "Antwort auf die Zettel, so unter des Offizials zu Stolpen Siegel ist ausgangen". Für einen wirklichen Erlass des Bischofs wollte nämlich Luther den Zettel gar nicht ansehen; er sagt, dieser sei viel zu gelehrt und fromm, um eine solche böswillige Schmähschrift ausgehen zu lassen, und will nur gegen den unbekannten Urheber des Zettels sich wenden. | |
28 Es war dies ein Verfahren, das Luther auch in mehreren anderen ähnlichen Fällen versuchte; er wollte vor dem Vorwurf der Unehrerbietigkeit gegen den Bischof selbst durch einen Kunstgriff sich sichern, der freilich gar grob ausfiel, wie denn die Wege feiner Klugheit überhaupt nie Luthers Sache waren; und er hielt es daneben sogar für möglich, dass am Ende doch noch der Offizial oder der Bischof selber die Echtheit des Schriftstücks verleugnen würden. | |
29 So schlug er denn um so derber und verächtlicher auf den "mehr tolpischen denn stolpischen" Zettel los, der recht passend in der Fastnachtszeit erscheine, und auf den "Zettelmeister", der wohl "sein Gehirn in Gecksberg verloren habe". -- | |
30 Seine lateinische Gegenschrift legte er dem Spalatin noch vor dem Drucke vor, um diesmal seine begütigenden Ratschläge anzunehmen, geriet aber darüber erst recht mit ihm in Zwiespalt. Er selbst meinte, er habe sich schon bisher sehr der Schonung gegen seine Feinde befleissigt und es wäre jetzt Spalatins Sache, sie zu kluger Vorsicht gegen ihn zu ermahnen, damit nicht der Kot, den sie anrühren, noch ärger stinke. |
31 Spalatin dagegen geriet in grosse Aufregung über die Tollkühnheit seines Freundes. Wiederholt schrieb ihm Luther: seine Sache sei ja nicht auf das Urteil von Menschen hin unternommen, gebe daher auch keine Ursache zur Angst, wenn sie nicht nach Ratschlägen menschlicher Weisheit geführt werde; grösser sei vielmehr die Gefahr seiner Gegner, welche des Evangeliums, des Rechtes und der natürlichen Vernunft vergessen haben. | |
32 Wiederholt beschwört er ihn zu bedenken, dass die Sache des Evangeliums sich nicht ohne Ärgernis, Tumult und Aufruhr führen lasse. Seine Reden zeigen an, wie er jetzt vollends den heftigsten Bewegungen und Kämpfen entgetensieht und entschlossen entgegengeht. Das Wort Gottes, sagt er, ist ein Schwert, und aus einem Schwert wirst Du keine Feder machen; es ist Krieg, Umsturz, Ärgernis, Gift; "es begegnet, wie der Prophet Amos sagt, gleich einem Bären auf dem Weg und einem Löwen im Walde den Kindern Ephraims". | |
33 Er beruft sich auf Gott, der ihyn fortreisse, während er selbst nichts von dem, was er jetzt thun müsse, gesucht habe, sondern durch fremdes Wüten dazu genötigt werde, -- auf Jesus, der die Juden ein ehebrecherisches Geschlecht, (318) Heuchler, Teufelskinder nenne, ohne darum ein Schmähredner zu sein, -- auf Paulus, der von den Gegnern des Evangeliums als von "Verführern, Hunden eitlen Schwätzern" rede. | |
34 Zugleich bekennt er von sich, dass er heftiger sei als not thue; die Gegner, welche seine Heftigkeit kennen, hätten "den Hund nicht reizen sollen"; es sei so schwer, in der Hitze Mass halten, und er sei deswegen immer nur mit Widerstreben vor die Öffentlichkeit getreten; die Angriffe gegen ihn und Gottes Wort seien so arg, dass ein Herz aus Felsen dadurch bewegt werden müsse, wie vielmehr er, der ein heisses Blut und eine nicht stumpfe Feder habe; übrigens sei er wenigstens einfältig und offen, -- jene hinterlistig und lügenhaft. | |
35 Wir finden in diesen Worten Luthers gegen Spalatin alles zusammengefasst, was er über die Heftigkeit zu sagen hatte, die jetzt überhaupt seine polemischen Ergüsse kennzeichnet und die auch noch für andere Freunden als Spalatin en Gegenstand des Bedauerns geworden ist. -- | |
36 Als dann seine lateinische Entgegnung auf das bischöfliche Dekret erschien, zeigte sie doch nicht so viele geringschätzige und höhnische Wendungen, wie die deutsche, sprach auch den Mitgliedern des Domkapitels wie dem Bischof mit Ausnahme von zweien oder dreien, welche hinterlistige Ränkeschmiede seien, eine Anerkennung ihres Charakters und Lebens aus, wies aber die offenen und versteckten Anklagen des Dekrets, das eben darum nicht von ihnen herstammen könne, nicht minder scharf zurück. | |
37 Sie lehnte ferner die Berufung desselben auf jenes jüngste Konzil, das der päpstlichen Hoheit über alle wichtig und wert war, mit der Bemerkung ab, dass darüber die Römer selbst und fast alle Welt sich lustig mache. | |
38 Und während sie das Dekret verlacht, dass es einen blossen Wunsch zum Verbrechen mache, legt sie kühn mit einem Mal einen neuen Gegenstand möglicher -- in den Augen der römischen Kirche höchst gefährlicher Wünsche vor: "Wie?" sagt Luther, "wenn ich sagen würde, es dünke mir fein, dass ein Konzil den Priestern im Pfarramt wieder Eheweiber gäbe? siehe, die griechischen Priester haben Ehefrauen, -- und welcher brave Mann möchte nicht heute den unsrigen aus Mitleid in anbetracht der sie umstrickenden Gefahren und Ärgernisse die gleiche Freiheit wünschen?" Wir werden bald sehen, we er anderswo diesen Gedanken weiter verfolgte. (n318) | |
39 Übrigens hatte Luthers grobe Erwiderung nicht so gefährliche Folgen, wie Spalatin gefürchtet hatte. Zufällig haben wir noch eine Erzählung des Miltitz über das Eintreffen der deutschen Erwiderung in Stople: er sei dort gerade mit dem Bischof nach dem Abendessen "ganz leichtsinnig beim Trunk gewesen", da habe (schon am 16. Februar) ein erzbischöflich Mainzischer Sekretär dem Bischof die Schrift gebracht und dieser sie sogleich vor ihm und dem bischöflichen Offizial gelesen; der letzere sei ganz übel zufrieden gewesen, je mehr aber der geflucht habe, destomehr habe er selbst gelacht, wiewohl der Bischof "solches auch nicht wohl zufrieden gewesen sei". (319) | |
40 Einen öffentlichen Schritt that dieser gegen die neue Schrift nicht; wir haben von ihm nur Erlasse darüber an sein Domkapitel. Weiter berichtet Miltitz: als er tags darauf in des Bischofs Auftrag das Büchlein dem Herzog Georg gebracht habe, habe dieser es ganz gelesen und "zur Massen darüber gelacht". (n319) | |
41 Der Erzbischof von Mainz und der Bischof von Merseburg beantworteten, nachdem wenigstens dem ersteren ohne Zweifel auch schon Luthers Schrift gegen den Stolpener Zettel zugekommen war, doch seine Briefe mit allen Formen gnädiger Höflichkeit. | |
42 Sie bedauerten den Ton seiner Schriften und das Gefährliche ihres Inhalts für den gemeinen Mann, enthielten sich jedoch eines verdammenden Urteils. Der Mainzer sagte, er habe noch nicht Zeit gehabt, seine Bücher auch nur obenhin anzusehen, und äusserte schliesslich: wenn Luther, wie er vorgebe, die Wahrheit lehre und dies mit Gottesfurcht und Sanftmut thue, ohne Ursache zu Ungehorsam gegen die Kirche zu geben, so sei sein Werk aus Gott und niemand werde es dämpfen; gehe aber sein Werk aus Hochmut, Neid und Schmähsucht hervor, so werde es von selbst untergehen. | |
43 Der Merseburger sprach die Hoffnung aus, persönlich einmal mit Luther über die Streitfragen sich unterreden zu können. Luther durfte sich hiernach sagen, dass so hohe Häupter der deutschen Kirche doch keineswegs schon diejenige Stellung zu ihm sich geben wollten, welche die bisher von ihm bekämpften Feinde forderten und welche man in Rom offenbar längst gegen ihn annahm. Freilich musste er auch sehen, wie wenig der erste Kirchenfürst des Reiches um die wichtigsten Lebensfragen der Kirche bis jetzt überhaupt sich bekümmert hatte. (n319a) | |
44 Weit weniger als durch den Erlass des Meissener Bischofs liess Luther durch jenes Verdammungsurteil der "Löwener und Kölner Esel" (wie er sie gegen Spalatin nannte) sich anfechten, das erst jetzt um die Mitte des März, samt dem Briefe des Kardinals Hadrians gedruckt an ihn gelangte (oben S. 284 = 3,8#71). | |
45 Sogleich schrieb er eine Antwort für sie, diese vortrefflichen Magister voll stolzer Zuversicht, die nur nach Belieben etwas aussprechen, damit es ein Evangelium sei, mit nachten Worten etwas verdammen, damit es eine Ketzerei sei. Ja, sagt er, er sei durch ihr Urteil so gebrochen, dass er lieber weinen möchte als schreiben. Aber er will es nicht glauben, dass Theologen, ja ein Kardinal, so unsinnig die Rücksicht auf Anstand und Wahrheit verleugnen sollten, zumal da er wisse, dass wenigstens nicht alle Mitglieder der Löwener Fakultät dem Urteil beigestimmt haben (er meinte ohne Zweifel den dortigen Theologen Dorp, der wirklich andern Sinnes war). (lutloev2#14) | |
46 Dann hält er diesen zuversichtlichen Richtern eine Reihe älterer Fälle, wo Universitäten ähnlich über würdige Männer abgeurteilt, als Beispiels für die Eitelkeit und Nichtigkeit solcher Machtsprüche vor; namentlich (320) erinnert er an die Schmach, mit welcher gerade die Kölner und Löwener gegen Reuchlin sich beladen haben und für welche sie jetzt wohl an ihm sich schadlos halten möchten. | |
47 Er beharrt bei seinen Sätzen, die übrigens von ihnen teilsweis nicht einmal richtig wiedergegeben seien, ob sie auch seine Bücher ins Feuer oder Wasser werfen, so lange sie dieselben nicht wirklich widerlegt haben. Das, sagt er, wollen sie leisten, wie sie es versprochen haben. Bis dahin werde er auf ihr Verdammungsurteil nicht mehr geben als aufs Fluchen eines betrunkenen Weibes. (n320) | |
48 Während Luther auf diese Weise sich jener einst so angesehenen theologischen Fakultäten erwehrte, hatte gegen ihn in Leipzig bereits ein neuer Gegner, der Franziskanermönch Augustin aus Alfeld (meist kurzweg Aug. Alveld genannt), für das göttliche Recht der päpstlichen Monarchie die Waffen ergriffen. | |
49 Er verfasste eine lateinische Schrift "über den apostolischen Stuhl", die zu Anfang Mai erschien. Gross war das Selbstgefühl, womit er über Luther zu triumphieren sich vermass, gross auch die Grobheit, worin er diesen noch weit zu überbieten suchte, gar schwach aber waren seine Gedanken und platt seine Ausfälle. | |
50 Mit sieben Schwertern, d. h. Beweisen, wollte er kämpfen, teils mit Gründen der Vernunft wie dem, dass jedes Gemeinwesen auf Erden zu seinem Bestand ein leiblich Haupt nötig habe, teils mit Beweisstellen aus der heiligen Schrift. Darauf hin erklärte er jeden, der das göttliche Recht des Hohenpriestertums Petri und des hiermit identischen apostolischen Stuhles leugne und den Nachfolger Petri nicht für Christi Stellvertreter anerkenne, feierlich "vor Gott und vor Jesus Christus, dem Richter über die Lebendigen und Toten, und vor der gesamte Kirche für einen verkehrten Ketzer". | |
51 Dem Luther kündigte er überdies in einem Briefe an, dass er ihm, der bisher gegen keinen Lehrer die gebührenden Bescheidenheit beobachtet, dies zu vergelten beschlossen habe und dass Luther, falls er auch gegen ihn wie ein Höllenhund kläffen werde, in ihm bei Gott einen nicht bloss bellenden, sondern auch beissenden Hund finden solle. | |
52 Luther, der damals rüstig an seinem Sermon über die guten Werke arbeitete, fand Alvelds Produk zu albern, als dass er auch nur eine Stunde sich damit verderben möchte. Er liess seinen Schüler und Famulus Lonicerus eine lateinische Entgegnung abfassen. Als aber Alveld sein Werk auch deutsch herausgab oder, nach Luthers Ausdruck, "sein Affenbüchsle ins Deutsche gab, die armen Leute zu vergiften", da antwortete ihm auch Luther, und zwar gleichfalls deutsch, mit dem rasch noch im Monat Mai geschriebenen und im Juni gedruckten Buch "Von dem Papsttum zu Rom wider den hochberühmten Romanisten zu Leipzig". | |
53 Es sei ihm, sagt er, eine willkommene Ursache, auch den Laien "Etwas von der Christenheit zu (321) erklären". Zum erstenmal setzte er jetzt auch ihnen jene besonders durch die Leipziger Disputation angeregte Frage auseinander. Und als Grundlage gab er ihnen eine Erklärung über die "Christenheit" oder das Wesen der christlichen Kirche überhaupt; er erklärt ihnen hierin noch weiter seine Grundanschauung von der Kirche, die er namentlich in seinem Sermon vom Bann ihnen bereits vorgetragen hatte. Seine Streitschrift wird so zugleich zu einer seiner wichtigsten allgemeinen Lehrschriften aus jener Zeit. | |
54 Wir heben vor allem eben jene entscheidende Grundleher Luthers vom der Kirche hier aus. Alveld hatte aus der Analogie irdischer Gemeinden gefolgert. Hiergegen erklärt Luther: die Christenheit ist im Unterschied von jenen nach der durchgängigen, einfachen Redeweise der heiligen Schrift vielmehr eine nicht leibliche Versammlung der Herzen in einem Glauben, Liebe und Hoffnung; so sagt Paulus Ephes. 4,5: "Eine Taufe, Ein Glaube, Ein Herr;" nichts anders meint das kirchliche Bekenntnis: "ich glaube an den heiligen Geist, eine Gemeinschaft der Heiligen". | |
55 Diese geistliche, innterliche Christenheit ist die Kirche im gründlichen, wesentlichen, wahrhaftigen Sinne des Wortes. Daneben redet man wohl auch von einer leiblichen, äusserlichen Christenheit, welche verfasst ist in einer Pfarrei, in Bistümern, in Papsttum, mit äusserlichen Formen des Singens, Lesens, der Messgewänder u. s. w. | |
56 Diese soll von jener nicht geschieden werden, -- so wenig als der Leib oder äusserliche Mensch vom innern Menschen. Aber die Teilnahme an ihr macht einen noch nicht zum wahren Christen und die wahre Christenheit ist an eine solche Verfassung und solche Formen nicht gebunden: das Reich Gottes ist nicht an Rom gebunden, sondern ist überall wo der Glaube ist. | |
57 Etwas Äusseres gehört nun allerdings auch zu jener eigentlichen, wesentlichen Kirche, -- aber nicht Rom oder die päpstliche Gewalt, -- sondern allein die Taufe, das Sakrament des Leibes Christi und das Evangelium; denn durchs Evangelium entsteht ja eben jener Glaube, durch Taufe und Evangelium werden jene Christen. | |
58 So sind Taufe, Sakrament und Evangelium die Zeichen, dabei man äusserlich merken kann, wo jene Kirche in der Welt ist. Auch so aber sieht man in einzelnen doch nicht, wer wirklich heilig oder gläubig sei. Die rechte Kirche als Gemeine der Heiligen im Glauben ist daher nicht Gegenstand des Sehens, sondern des Glaubens. | |
59 Und so sagt ja auch das Bekenntnis: "ich glaube eine heilige christliche Kirche, eine Gemeine der Heiligen;" was man aber glaubt, ist nicht sichtbar. In diesem Sinn also lehrt Luther jetzt eine unsichtbare Kirche, -- nicht als eine blosse Idee oder ein leeres Luftgebilde, sondern als den lebendigen, weit über die römischen Schranken hinausreichenden Inbegriff wirklichen, im Geiste verbundener Persönlichkeiten, -- und nicht zu einem blossen Notbehelf oder Ersatz für eine wirkliche Kirche, sondern aus dem Wesen des Christentums heraus. (322) | |
60 Hiermit war für Luther die Annahme, dass diese Kirche ein leibliches Haupt haben müsse oder auch nur haben könne, von vorne herein hinfällig; die geistliche Gemeinde, deren Gliedern kein Mensch ins Innere zu sehen vermag, kann nicht einen Menschen, sondern nur Christus im Himmel zum Haupte haben. |
61 Während es ferner zur Natur eines Hauptes gehört, dass es mit seinem Leben, Sinn und Werk in die Gliedmassen einfliesse, kann der Glaube und Christi Sinn und Wirken, woran in der Christenheit alles liegt, den Seelen nicht durch Menschen, sondern allein durch Christus selber eingeflösst werden. | |
62 Auch den Vordersatz Alvelds übrigens, dass jedes irdische Gemeinwesen ein leiblich einig Haupt haben müsse, lässt Luther nicht gelten: ein Gegenbeweis ist ihm z. B. das römische Reich, das lange Zeit ohne ein solches Haupt sich aufs beste regiert habe, und aus der neueren Zeit die schweizerische Eidgenossenschaft; auch stamme ja die ganze Menschheit als Ein Geschlecht vom Vater Adam her und stehe doch nicht under Einem weltlichen Oberherrn, sondern jede Nation habe ihr besonders Regiment. | |
63 Und überdies bemerkt er gegen jene ganze Argumentation Alvelds, welche von der natürlichen Vernunft ausgehen wolle, gleich zu Anfang seiner Entgegnung: wo es um göttliches Gesetz sich handle, sei es lächerlich, die Vernunft beizuziehen, welche von zeitlichen Dingen und Bräuchen aus schliesse. | |
64 Wie er sonst mit seinem aus Gottes Wort schöpfenden Glauben die Machtsprüche menschlicher Kirchengewalt abgewiesen hat, so erklärt er sich jetzt auch über das Verhältnis der Vernunft oder des menschlichen Denkens zu diesem Glauben und zur heiligen Schrift: "was weltliche Ordnung und Vernunft weiset, ist weit unter dem göttlichen Gesetz; ja die Schrift verbeut, man soll nicht folgen der Vernunft (nach 5. Mos. 12,8), denn die Vernunft allzeit wider Gottes Gesetz strebet (nach 1. Mos 6,5); darum mit Vernunft sich unterstehen Gottes Ordnung zu gründen oder zu schützen, sie sei denn mit Glauben vorher gegründet und erleuchtet, ist als ob ich die helle Sonne mit einer finsteren Laterne wollt erleuchten; -- Jesauas spricht: es sei denn dass ihr glaubt, so werdet ihr nicht verständig oder vernünftig sein; -- darum hätte dieser Schreiber seine verkehrte Vernunft wohl daheim behalten oder sie vorher in Sprüche der Schrift gegründet". (pave#40). | |
65 Die Sätze sind überhaupt bezeichnend für den Standpunkt, welchen Luther nach dieser Seite hin einnahm, entsprechen ja auch ganz seiner Lehre von der allgemeinen sittlich-religiösen Verderbnis des natürlichen, unerlösten Menschen; zu Alvelds Widerlegung hätte er ihrer nicht bedurft, da er, wie gesagt, dessen Beweisführung, auch abgesehen vom Rechte der Vernunft, in sich grundlos und unvernünftig fand. | |
66 Nicht zu übersehen ist ferner, wie sie, während sie jenen Vernunftgebrauch zurückweisen, doch einem im Lichte des Glaubens sich bewegenden und auf die Schrift sich stützenden mensch- (323) lichen Denken Raum geben wollen; einem solchen Denken gestattete dann Luther auch weitere logische Argumentationen, deren Gegenstand und Ergebnis nicht direkt in ausdrücklichen Worten der heiligen Schrift gegeben sein musste: in diesem Sinne werden wir es zu erklären haben, wenn er, wie wir sehen werden, damals doch Schriftbeweise und Vernunftgründe zugleich bei seinen Gegnern vermisste. | |
67 So hat dort Luther die Folgerung Alvelds widerlegt, dass die kirchliche Gemeinde der Christenheit so gut als jede andere Ein Haupt haben müsse. | |
68 Indem er sodann die Hauptaussagen der Schrift, mit welchen auch Alveld kämpfen wollte, erörtert, sind hier besonders die Erklärungen von Bedeutung, welche er über die sogenannte Schlüsselgewalt den Laien giebt: sie sei überhaupt nach Christi Sinn nicht eine Gewalt des Regimentes, sondern eine gnädige Zusage göttlicher Vergebung und Barmherzigkeit an trostbedürftige Gewissen, und sie sei nicht bloss dem Petrus und dessen angeblichen Nachfolgern, sondern der ganzen Christenheit laut Matth. 18,18 erteilt. | |
69 Daneben sehen wir in dieser Schrift wie damals überall den steigenden Groll Luthers gegen die Römlinge, deren lästerlicher Büberei der Papst selbst allerwärts durch die Finger sehe, ja in deren Schmutz er stets mit seine Hand im Spiele habe, -- insbesondere seinen Groll über ihre Habsucht und Dieberei. | |
70 Und zwar redet er so namentlich als ein Deutscher: die "trunkenen Deutschen" wolle man betrügen; sie halte man dort wie Bestien; in Rom sei ein Sprichwort: "Man soll den deutschen Narren das Geld ableckern, wie man kann". "Werden", sagt er, "die deutsche Fürsten und der Adel nicht mit tapferen Ernst in der Kürze dazu thun, so wird Deutschland noch wüst werden oder sich selbst fressen müssen". (pave#29) | |
71 Gegen Alveld aber will er, wie er schliesslich erklärt, eben nur darum geschrieben haben, um vor seinem Gift die Laien zu bewahren: denn der habe ohne Beruf sich in diese Sache gelegt; das grosse Müllerstier könne ja noch nicht sein Ika Ika singen: der arme Frosch werde, wenn er sich auch bis zum Besten aufblase, doch keinem Ochsen gleich werden. Von sich versichert er, er wäre gern aus der Sache heraus, in welche andere so sich hineindrängen; er hoffe, Gott werde beite Teile erhören, -- ihm heraushelfen und sie darin lassen. "Allein Gott sei Ehr und Lob in Ewigkeit. Amen". (n323) (pave#214) | |
72 Luther hatte indessen eben jetzt über die Hoheit und Gewalt des päpstlichen Stuhles von Silvester Prierias, seinen alten, in Rom so hochgestellten Gegner, noch ganz andere Dinge als von dem unbedeutenden Leipziger Franziskaner zu hören bekommen. | |
73 Jener hatte es nämlich unternommen, in einer neuen und grossen Schrift die "unwiderlegliche Wahrheit von der römischen Kirche und dem römischen Pontifex" gegen Luthers Irrtümer darzulegen. | |
74 Eigentümlicherweise liess er diesem Buche eine Epitome (324) oder ein Abriss seines Inhaltes vorangehen, der eigentlich an den Schluss desselben kommen und alle Sätze, welche in diesem bewiesen seien, nur kurz wiederholen sollte. Da war nun mit den stärksten Ausdrücken die Lehre von dem Einen obersten Hierarchen hingestellt, der für sich allein mit göttlicher Autorität als unfehlbarer Richter der Wahrheit alle Streitfragen und Zweifel in Sachen des Glaubens und Lebens zu entscheiden habe und von welchem alle geistliche Gewalt in der Kirche ausgehe. | |
75 Diesen Inhalt also erhielt hier das göttliche Recht des Papstes, für welches ein Alveld verhältnismässig noch sehr bescheiden gestritten hatte. Von da aus wandte sich Prierias namentlich auch speziell gegen Luthers Berufung an ein Konzil: denn von jenem höchsten Richter aus könne nicht appelliert werden. Ja Luther vermutete, seine ganze Arbeit sei aus Furcht vor einem Konzil hervorgegangen. | |
76 Die Epitome des Prierias, obgleich noch i. J. 1519 erschienen, scheint doch erst im Mai 1520 zu Luthers Kenntnis gekommen zu sein. Er hielt es für die beste Widerlegung, sie selbst in ihrer ganzen Nacktheit mit nur wenigen Randglossen aus seiner Feder und einem kurzen Vor- und Nachwort abdrucken zu lassen. | |
77 So gab er sie zu gleicher Zeit mit seinem Buch gegen Alveld heraus. Ihrem Inhalt gegenüber verdrängte bei ihm die Entrüstung sogar den Spott, zu dem er sonst so sehr geneigt war und zu welchem sie reiche Anlässe darbot: so fand Luther gleich auf ihrem Titel einen barbarischen Sprachfehler, ohne doch vor den Lesern davon Gebrauch zu machen. | |
78 Jene aber spricht sich heftig gleich in seinem Vorwort aus: Wenn man, was er freilich nicht hoffen wolle, in Rom mit Willen des Papstes und der Kardinäle solches lehre, so erkläre er hiermit frei, dass dort der wahrhafte Antichrist in Gottes Tempel sitze. Ja sie reisst ihn im Nachwort zu der Erklärung fort: Wenn die Romanisten, welche ein Konzil, dieses Rettungsmittel für die verwüstete Kirche, um jeden Preis verhindern und den Papst zur untrüglichen Regel der Wahrheit machen, ihr Wüten fortsetzen, so sehe er kein anderes Mittel mehr, als dass Kaiser, Könige und Fürsten mit Waffengewalt diese Pest der Menschheit angreifen und die Sache nicht mehr mit Worten, sondern mit Eisen zur Entscheidung bringen. (epitome2#19) | |
79 Da weiss er auch nichts mehr von einer besseren Hoffnung in betreff des Papstes und der Kardinäle: "Strafen wir", sagt er, "die Räuber mit dem Schwert und die Ketzer mit Feuer, warum greifen wir nicht diese Kardinäle, diese Päpste und diese ganze Rotte des römischen Sodom, welche die Kirche Gottes ohne Ende verderbt, mit allen Waffen an und waschen unsere Hände in ihrem Blut, um uns und die Unsrigen wir vor dem gefährlichsten allgemeinen Brande zu errette?" (epitome2#21) | |
80 Er selbst will übrigens sein Gewissen frei machen, indem er so viel bezeuge und mahne: des Papstes Autorität reiche, ob sie nun göttlichen oder menschlichen Rechtes sei, keinesfalls weiter als das vierte Gebot mit der darin geforderten Ehrfurcht vor den Eltern; auch der Papst unterliege demnach, wenn er gegen die drei ersten der zehn Gebote handle, der Zurechtweisung durch jeden gläubigen Bruder nach Jesu Weisung Matth. 18,15ff. | |
81 Er schliesst mit dem Satze: "Ich bin hiermit entschuldigt und erkläre mit diesen Worten Christi: wenn Fürsten, Bischöfe und jegliche Gläubige den in ein Verbrechen verfallenden Papst nicht zurechtweisen, anklagen und als einen Heiden halten, so sind sie alle (nach 2 Petr. 2,2) ewiger Verdammnis würdig; ich habe gesprochen". (n325) (epitome2#26) | |
82 Videre til koestlin3,11! | |
83 c | |
84 c | |
85 c | |
86 c | |
87 c | |
88 c | |
89 c | |
90 c |
Noter:
n315: Löscher 3, 920ff. Br. 1, 383. 388ff.
424f. Op. 4, 139ff.
n316: EA 27,70ff. Br 1,395f.
n316a Br. 1, 397ff 406. 419. Die beiden Briefe
an den Bischof und Erzbischof gingen ab zwischen Luthers Brief v. 18. Febr.
S. 413 und dem v. 23. (nicht 24.) Febr. S. 419. -- Seid. St. u. Krit. 1880
S. 436.
n318: EA 27,77. Op. 4, 136sqq. Br. 1, 405f
408 (Luther schickt hier, was de W. mit Unrecht bestreitet, dem Spal. schon
seine "Antwort auf d. Zettel" -- nämlich in Manuskr.) 412. 414. 416ff.
n319: Tzl. 1, 420. Seid a. a. O. S. 337. ff.
n319a: WW 15, 1644. 1652. Br. 1 423.
n320: Op. 4, 172 sqq. Br. 1 427. 429. 431ff.
437. Schon die oben angeführten Sätze der Schrift gegen die Löwener
genügen zum Beweis, wie grundlos die Bemerkun von Kampsch. Erfurt
2, 77 ist: jene Streitschrift sei noch "durchaus ernst und ruhig gehalten",
im Unterschied von der späteren gegen Latomus, in deren Ton sich Crotus'
Einfluss zeige. -- Dorp: Br. 1, 432. Op. 4, 187. 308. 310. Hutt. 1, 339.
344.
n323: Tzl. 2, 157ff. Seck. 1, 106, Br. 1,
445, 447f. 451. 453. 459 (Druck am 26. Juni fertig). EA 27, 85ff.
n325: Op. 2, 79sqq. Br. 1, 452 (das Buch des
Prier. war betitelt: brevissimum epitoma). 454. 459. Luthers Schrift gegen
Prier. war hiernach schon am 13. Juni im Druck und sollte den 26. Juni
fertig sein, ist also nicht gleichzeitig mit der an den Adel (Kampsch.
2,77) herausgegeben. Knaake a. a. O. 343. Zur Schrift des Prierias: Brief
Luthers vom 7. Juni in "Theolog. Arbeiten des rhein. Pred. Vereins" 1874
B. 2, S. 88. Brief Melanchthons C. R. 1, 201.