1 Der ander Predigt.
Am Montage nach dem Sonntage Invocavit. |
Ein ander Sermon D. M. Luther am Montage nach Invocavit. |
|
2 Lieben
Freunde; ihr habt gestern gehört, was fur Stücke ein Christenmensch
an ihm haben soll, nämlich wie das ganze christliche Leben und Wesen
sei, gläuben und lieben. Der Glaub ist gericht gegen Gott; die Liebe
aber gegen den Menschen und Nähsten: so dass wir uns gegen den Menschen
erzeigen in der liebe mit Wohlthun, mit Rathen, mit Helfen, wie wir Wohlthat
und Hülfe von Gott empfangen haben, ohn unser Verdienst und Werk,
umbsonst, aus lauter Gnaden und Barmherzigkeit. |
Lieben Freund! ihr habt
gestern gehört die Hauptstück eins christlichen Menschen, wie
das ganze christliche Leben und Wesen sei gläuben und lieben. Der
Glaub ist (E258) gegen Gott gerecht; die Liebe gegen den Menschen und Nächsten
an der Liebe mit Wohlthon; wie wir empfangen haben von Gott ohn unsern
Verdienst und Werk. |
|
3
So sind nu zwei Ding, darauf ein Christenmensch soll und muss Achtung haben.
Das eine, das da nöthlich ist, nämlich dass es also geschehen
muss und nicht anders: das andere, das da frei ist und unnöthig, das
man halten mag oder nicht, ohn Gefahr des Glaubens und der Seelen Seligkeit.
In diesen zwei Dingen muss die Liebe handeln mit dem Nähsten, wie
uns von Gott geschehen ist, und also die rechte Strasse wandeln, und nicht,
weder zur Linken noch zur Rechten, fallen. |
Also seind zwei Ding:
das eine, das da nöthlihest, dass also geschehen muss, und nicht anders:
das ander, das da frei ist und unnöthig, das mag man halten oder nicht,
ohn Gefahr des Glaubens und der Höll. In den zwei Dingen muss die
Liebe handlen mit dem Nächsten, wie uns von Gott geschehen; und muss
also die rechte Strasse gehen, weder zu der linken noch zu der rechten
Seiten fallen. |
|
4
In den Dingen, die da mussen sein, oder vonnöthen sind, als das ist,
dass man in Christum gläube, handelt die Liebe dennoch also, dass
sie nicht zwinget noch allzu strenge fähret. Als, die Messe
ist ein böse Ding, und Gott ist ihr feind, indem dass sie geschehen,
als wäre sie ein Opfer und verdienstlich Werk; derwegen mussen sie
abgethan sein. |
In den Dingen, die da mussen
und vonnöthen seind, als da ist, in Christum glauben, handelt die
Liebe dennoch also, dass sie nicht zwinget, oder zu strenge fährt.
Also, die Mess ist ein bös Ding, und Gott ist ihr feind, in dem also
sie geschähe, als wäre sie ein Opfer und verdienstlich Werk;
derhalb mussen sie abgethan sein. |
|
5 Hie ist kein Fragen oder Zweifeln,
so wenig du fragen sollt, ob Gott anzubeten sei. Wiewohl wir nu hierinne
der Sachen ganz eins sind, da die sonderlichen Messen mussen und sollten
abgethan sein; wie ich auch davon geschrieben habe, und wollt, dass sie
in der ganzen Welt abgethan wären, und allein die gemeine evangelische
Messe gehalten würde; dennoch soll die Liebe in diesem Stück
nicht gestrenge fahren und dieselbigen Messen mit Gewalt abreissen. |
Hie ist kein Frag oder Zweifel: als wenig du fragen sollt, ob
Gott anzubeten sei? Hierin seind wir der Sachen ganz eins, da die sonderliche
Messe müssen abgethan sein; wie ich auch davon geschrieben hab, und
wollt, dass in der ganzen Welt wären abgethan, und alle die gemeine
evangelische Messe gehalten. Dennoch soll die Liebe hierinne nicht gestrenge
fahren und mit Gewalt abreissen; |
|
6 Predigen soll mans, (E217)
schreiben und verkündigen soll mans, dass die Messe, auf solche Weise
gehälten, sündlich ist; aber niemand soll man mit den Haaren
davon reissen, sondern mann soll es Gott heimgeben und sein Wort allein
wirken lassen, ohne unser Zuthun oder Werke. |
aber predigen soll mans, schreiben und verkündigen,
dass die Messe in der Weise gehalten, sonderlich ist. Doch soll man niemands
mit dem Haar darvon ziehen oder reissen; dann Gott soll mans herin geben,
und sein Wort allein wirken lassen, nit unser Zuthon und Werk. |
|
7 Warumb? darumb, denn ich hab
nicht in meiner Hand die Herzen der Menschen, als der Töpfer den Thon,
mit ihnen zu schaffen nach meinem Gefallen; wie Gott aller Menschen Herzen
hat in seiner Hand, sie zu bekehren oder zu verstocken, Jer. 18.6. Röm.
9,21. |
Warumb? Dann ich hab nit in meiner Gewalt oder Hand ihr Herzen
der Menschen, als der Häffer den Leimen, mit ihm zu schaffen nach
meinem Gefallen. |
|
8 Ich kann mit dem Worte nicht weiter kommen,
denn in die Ohren; ins Herz kann ich nicht kommen. Weil man den Glauben
ins Herze nicht giessen kann, so kann noch soll auch niemand darzu gezwungen
noch gedrungen werden: denn Gott thun solchs alleine, und macht das Wort
lebendig in der Menschen Herzen, wenn und wo er will, nach seinem göttlichen
Erkenntniss und Wohlgefallen. |
Ich kann nit weiter kommen, denn zu den Ohrn: ins Herze kann
ich nicht kommen. Dieweil ich dann den Glauben ins Herz nit giessen kann:
so kann noch soll ich niemands darzu zwingen noch dringen; wenn Gott thut
das alleine, und macht, dass er vor im Herzen lebt. |
Jeg kan ikke komme længere end til øret; ind til
hjertet kan jeg ikke komme, eftersom jeg jo ikke kan indgyde troen i hjertet,
derfor kan eller skal jeg ikke tvinge eller nøde nogen, for det
gør Gud alene og bevirker, at han i forvejen lever i hjertet. (??) |
9 Darumb soll man das Wort frei gehen
lassen, und nicht unsere Werke dazu thun. Wir haben ius verbi und
nicht executionem, das ist, das Wort sollen wir predigen, aber die
Folge Gott heimgestallt sein. |
Darumb soll man das Wort frei lassen, und nicht unsere Werke
dazuthon. Wir haben wohl (E259) jus verbi aber nicht executionem:
das Wort sollen wir predigen, aber die Folge soll Gott allein in seim Gefallen
sein. |
|
10
So ich nu drein falle, und will solchen Missbrauch der Messen mit Gewalt
ablegen, so sind ihrer viel, die das mussen mit eingehen, und wissen doch
nicht, wie sie dran sind, obs recht oder unrecht sei; sprechen denn: Ich
weiss nicht, wie ich dran bin; ich hab der Gemeine, dem Haufen, und der
Gewalt folgen mussen; haben davon denn ein irriges unrugiges Gewissen,
dess sie schwerlich darnach können los werden. |
So ich nun darein falle, und wollt es mit Gewalt ablegen: so
seind ihr viel, die das müssen eingohn, und wissen nit, wie sie darinnen
seind, ob es recht oder unrecht ist; sprechende: weiss nicht, wie ich daran
sei; ich habe der Gemeine und Gewalt folgen müssen. |
|
11 Und wird aus dem Zwangsgebot allein
ein Spiegelfechten, ein äusserlich Wesen, ein Affenspiel, und ein
menschliche Satzung; daraus denn scheinende Heiligen, Heuchler und Gleisner
kommen. Denn da ist kein Herz, kein Glaube, noch keine Liebe. Wo diese
drei Stücke nicht zu einem Werk kommen, es sei so recht und gut, als
es immer wölle, so wird nichts draus; ich wollt nicht ein Birnstiel
drauf geben. |
So wird dann aus dem Gezwang oder Gebot allein ein Spiegelfechten,
ein äusserlich Wesen, ein Affenspiel; und wird also ein menschliche
Satzunge, scheinende Heiligen oder Gleisner; dann da ist kein gut
Herze. da gebe ich dann nichts überall darauf. |
|
12
Man muss der Leute Herz zum ersten fahen, wel- (E218) ches denn geschieht,
wenn ich Gottes Wort treibe, predige das Evangelium, verkündige den
Leuten ihren Irrthum, und sage: Lieben Herrn, lieben Pfaffen, lieben Papisten,
tretet abe von der Messe: es ist nicht recht euer Messehalten, ihr sündiget
dran, und erzürnet Gott damit; das will ich euch gesagt haben. Wollt
ihnen aber keine Satzunge machen, auch auf keine gemeine Ordnung dringen.
Wer da folgen wollt, der folgete; wer nicht wollt, der bliebe aussen. |
Man muss der Leute Herz zum ersten fahen. Das geschieht aber,
wenn ich Gottes Wort allein treibe, predige das Evangelium, und sage:
Lieben Herrn oder Pfaffen, tret ab von der Messe, es ist nicht recht; ihr
sündiget dran, das will ich euch gsagt haben! Aber wollt ihnen kein
Satzungen machen, auch auf kein gemeine Ordnung dringen; wer da folgen
wollte, der folgete: wer nicht wöllt, der beliebe aussen. |
|
13
Wenn man ihn also thät, so fiel heute dem das Wort ins Herz, morgen
einem andern, und wirkete also viel, dass sich einer müsste nu gefangen
geben und schüldig achten, dass er hierinne geirret hätte, und
ging hin, und fiel von ihm selbs von der Messe. |
Mit dem fiel das Wort unten in das Herze und wirket. Also wird
der nun gefangen, und schuldig gibt, gehet hin und fällt von der Messe;
morgen kompt ein ander: |
|
14 Also wirkete Gott mit seinem Wort
mehr, denn wenn du und ich und die ganze Welt alle Gewalt auf einen Haufen
schmelzeten. Denn mit dem Wort nimmet Gott das Herz ein, wenn das Herz
eingenommen ist, so hast du den Menschen schon gewonnen. Alsdenn muss das
Ding zuletzt von ihm selbs fallen und aufhören. |
also wirkt Gott mit seinem Worte mehr, wenn wann du und ich allen
Gewalt auf einen Haufen schmelzen; also wenn du das Herze hast, so hast
du ihn nun gewonnen. Also muss dann das Ding zuletzt von ihm selbs zufallen
und aufhören. |
|
15
Wenn nu aber darnach aller Muth und Sinn zusammen stimmet, und der Sachen
zugleich eins werden, so dass keine Schwacheit mehr vorhanden ist: da thue
man denn abe, was nicht recht ist. Wo aber noch nicht aller Gemüth
und Herz dabei sind: da lass es Gott walten, da bitte ich dich umb; denn
du richtest nichts Guts an. |
Und wenn darnach alle Gemüth und Sinn zusammen stimpte und
vereinigt wurd; so thue man abe, wo aller Gemüth und Herz nicht dabei
ist, da lass Gott walten. Da bitte ich dich umb; du machst nichts Guts: |
|
16
Solchs rede ich nicht darumb, dass ich die Messe wolle wiederumb aufrichten;
sondern lass sie liegen in Gottes Namen: weil sie gefallen ist, so sei
sie gefallen. Alleine darauf muss man Achtung haben, und solches allezeit
predigen, dass der Glaub nicht will gefangen noch gebunden, noch durch
irgend eine Ordnung an ein Werk geörtert sein. |
nicht, dass ich die Messe wöll wieder aufrichten; sonder
lass sie liegen in Gottes Namen. Der Glaub will nicht gefangen noch gebunden
sein, noch durch Ordnung an ein Werk geörtert sein. |
|
17 Da richte dich nach, dess und
kein anders. Mit solchem Stürmen und Gewalt werdet ihrs nicht hinausführen;
das werdet ihr sehen. Und wo ihr also verharret und euch nicht wollet lenken
lassen, so wisset, dass ich nicht will bei euch stehen; ich wills auch
dürre abgesagt haben. |
Da richt dich nach. Denn ihr werdet solchs nicht hinaus führen,
das weiss ich: werdet ihrs aber hinaus führen mit solchen gemeinen
Geboten, so will ich alles, was ich geschrieben und ge- (E260) predigt
hab, widerrufen; ich will auch nicht bei euch stohn, und will euch darumb
gesagt han. |
|
18 Was kann dirs (E219) schaden,
wenn du gleich ein Zeitlang mit solchen äusserlichen Dingen Geduld
trägest. Hast du doch deinen Glauben rein und stark zu Gott, dass
dir das Ding nicht schaden kann. Die Liebe erfodderes, dass du Mitleiden
habest mit den Schwachen, bis sie auch im Glauben zunehmen und stärker
werden. |
Was kann dirs schaden? Hast du doch deinen Glauben rein und stark
zu Gotte, dass dir das Ding nicht schaden kann.
Darumb erfodert es die Liebe,
dass du Mitleiden hast mit dem Schwachen. |
|
19 Also haben alle Aposteln gethan.
Paulus, da er einmal gen Athen kam, in eine mächtige Stadt, fand er
im Tempel gebaute Altar: da ging er von einem zu dem andern, und besahe
sie alle, und alle Abgötterei darzu; aber er rührete keinen mit
einem Fuss an, sondern trat mitten auf den Platz, und saget dem Volke,
dass es eitel abgöttlich Ding wäre. |
Also haben alle Aposteln gethon. Paulus, da er einsmal gegen
Athenis kam, Apostgesch. 17,22-23 in ein mächtige Stadt, da fande
er im Tempel gebaute alte Altar, da gieng er von einem zu dem andern, und
besach sie alle; aber er rührt keinen mit keim Fuss an, sonder trat
mitten auf den Platz, und sagte, dass es eitel abgöttlich Ding wären,
bat, sie sollten davon sein; reiss auch der keinen mit Gewalt ab. |
|
20 Da das Wort ihre Herzen fassete,
da fielen die Abgötter selbs abe, und zerging alle Abgötterei
von ihr selbs, ohn alle Gewalt und ohn alles Stürmen. Apostelg. 17,
v. 22-34. |
Da das Wort ihre Herzen fasset, da fielen sie selbs abe; darnach
und zufiel das Ding von ihm selber. |
|
21
Also sollt man hie auch gethan haben. Wenn ich hätte gesehen, dass
die Pfaffen hätten Messe gehalten, wollt ich gepredigt und vermahnet
haben, dass es Gotteslästerung wäre und Gott damit höchlich
erzürnet würde. |
Also, wenn ich hätte gesehen, dass sie hätten Messe
gehalten, so hätt ich wöllen predigen und sie vormahnen. |
Hvis jeg havde set, at de havde holdt messe, så ville jeg have
prædiket og formanet dem. |
22 Hätten sie sich dran gekehret,
so hätte ich sie gewonnen: wo aber nicht, wollt ich sie dennoch nicht
mit den Haaren und mit Gewalt davon gerissen haben; sondern wollt das Wort
haben lassen handeln, und fur sie gebeten haben. Denn das Wort hat Himmel
und Erden und alle Ding geschaffen, 1 Mos. 1,1. Ps. 33,6. dasselbige Wort
muss es hie auch thun, und nicht wir arme Sünder. |
Hätten sie sich dran gekehrt, so hätt ich sie gewonnen:
wa aber nicht, so hätt ich sie dennoch nicht mit den Haaren und Gewalt
davon gerissen; sonder das Wort lassen handlen, und für sie gebeten.
Dann das Wort hat Himmel und Erd geschaffen und alle Ding; das muss es
thun, und nicht wir arme Sünder. |
Hvis de så havde rettet sig efter det, så havde jeg vundet
dem; men hvis ikke, så ville jeg alligevel ikke have trukket dem
ved hårene med magt fra det, nej, jeg ville have ladet ordet gøre
sin virkning og jeg ville have bedt for dem. For ordet har skabt himmel
og jord og alle ting, (1 Mos 1,1; Sl 33,6) og det ord må gøre
det, og ikke vi arme syndere. |
23
Summa Summarum: Predigen will ichs, sagen will ichs, schreiben will ichs;
aber zwingen und dringen mit Gewalt will ich niemand; denn der Glaub will
willig und ungenöthiget sein, und ohne Zwang angenommen werden. |
Summa Summarum! predigen will
ichs, sagen will ichs, schreiben will ichs; aber zwingen, dringen mit der
Gewalt, will ich niemands; denn der Glaub will willig, ungenöthiget
angezogen sein. |
Kort sagt: jeg vil prædike
ordet, jeg vil sige det, jeg vil skrive det. Men tvinge, nøde med
magt, det vil jeg ikke gøre overfor nogen, for troen må man
iføre sig frivilligt, uden tvang. |
24
Nehmet ein Exempel an mir. Ich bin dem Papst, dem Ablass und allen Papisten
entgegen gestanden; aber mit keiner Gewalt, mit keinem Frevel, mit keinem
Stürmen; sondern Gottes Wort hab ich allein getrieben, geprediget
und geschrieben: sonst hab ich gar nichts dazu gethan. |
Nehment ein Exempel von mir. Ich bin dem Ablass und allen Papisten
entgegen gewesen; aber mit keiner Gewalt. Ich hab allein Gottes Wort getrieben,
geprediget und geschrieben: sonst hab ich nichts gethon. |
Tag et eksempel fra mig! Jeg var imod afladen og alle papister, men
ikke med nogen magt. Jeg har alene drevet på med Guds ord, prædiket
og skrevet, ellers har jeg intet gjort. |
25 Dasselbige Wort, wenn ich geschlafen
hab, oder bin guter Ding gewesen, hat so viel zuwege bracht, dass das Papstthumb
so schwach und (E220) ohnmächtig worden ist, dass ihm noch nie kein
Fürst noch Kaiser so viel hat konnt abbrechen. |
Das hat, wenn ich geschlafen han, wenn ich Wittenbergisch Bier
mit meinem Philippo und Amsdorf getrunken hab, also viel gethan, dass das
Papstthumb also schwach worden ist, dass ihm noch nie kein Fürst noch
Kaiser so viel abgebrochen hat. |
Ordet har, mens jeg har sovet, og mens jeg har drukket wittenbergsk
øl med min Filip og min Amsdorf, bevirket så meget, at pavedømmet
er blevet langt mere svagt end om nogen fyrste eller kejser havde ødelagt
det. |
26 Ich hab's nicht gethan; das einige
Wort, von mir gepredigt und geschrieben, hat solchs alles ausgericht und
gehandelt. Wenn ich auch hätte mit Gewalt und Ungemach hierinne gefahren,
ich sollt wohl ein solch Spiel angefangen haben, dass Deutschland wäre
dardurch in grosse Blutvergiessen kommen. Aber was wäre es? Ein Narrenspiel
wäre es gewesen, und ein Verderbniss an Leib und Seel. Ich bin stille
gesessen, und habe das Wort lassen handeln. |
Ich hab nichts gethan: das Wort hat es alles gehandelt und ausgericht.
Wann ich hätt wöllen mit Ungemach fahren, ich wollt Deutschland
in ein gross Blutvergiessen gebracht haben; ja ich wollt wohl zu Worms
ein Spiel angericht haben, dass der Kaiser nit sicher wär gewesen.
Aber was wäre es? Narren- (E261) spiel wär es gewesen. Ich hab
nichts gemacht: ich hab das Wort lassen handeln. |
Det er ikke mig, der har gjort noget, ordet har bevirket og udrettet
det altsammen. Hvis jeg havde villet fare frem med magt, så ville
jeg have bragt Tyskland ud i en stor blodsudgydelse, ja, jeg ville have
anrettet et spil i Worms, så at kejseren ikke havde været sikker
dèr. Men hvad ville det have været? Det ville have været
et narrespil. Det er ikke mig, der har bevirket det, jeg har ladet ordet
handle. |
27
Was meinet ihr wohl, dass der Teufel gedenke, wenn man solch Ding will
mit Rumor ausrichten? Er sitzt hinter der Höllen und gedenkt also:
O wie sollen mir die Narren so ein fein Spiel zurichten! also wollte ichs
haben: mir wird mein Theil aus dieser Beut wohl werden: lass sie also fortfahren:
dass ist eben ein Spiel für mich, an dem ich meine Lust habe. |
Was meint ihr wohl, was der Teufel gedenkt, wann man das Ding
will mit Rumor ausrichten? Er sitzt hinter der Höllen und gedenkt:
O wie sollen nu die Narren so ein feins Spiel machen; |
Hvad mener I vel, djævelen ville tænke. Når
man vil udrette tingene med magt, så sidder han bagved i helvede
og tænker: O hvilket fint spil skal nu ikke disse narre lave! |
28 Mit solchem Stürmen geschieht
dem Teufel kein gross Leid; sondern denn macht man ihme bange, wenn wir
das Wort treiben, und dasselbige allein wirken lassen: dasselbige ist allmächtig,
und nimmet die Herzen gefangen. Wenn das Herz gefangen ist, so muss das
Werk von ihm selbs abfallen und zu Trümmern gehen. |
aber dann so geschicht ihm Leid, wann wir allein das Wort treiben,
und das allein wirken lassen. Das ist allmächtig, das nimpt gefangen
die Herzen; und wenn die gefangen sein, so muss das Werk hinnach von ihm
selbs zufallen. |
Men så sker det, at det gør ham ondt, når vi alene
driver på med ordet og alene lader det virke. Det er almægtigt,
det tager hjerterne til fange, og når de er taget til fange, så
må gerningen bagefter komme af sig selv. |
29
Es waren vorzeiten auch Secten unter den Jüden und Heiden umb das
Gesetz Mosi, und sonderlich der Beschneidung halben: etliche wollten das
Gesetz halten, etliche nicht. Da kam Paulus und predigte, man möchte
das Gesetz Mosi halten, oder nicht halten; denn daran wäre keine Macht
gelegen, und sollten kein Müssen draus machen; sondern frei lassen
sein, und ohne Gefahr, man halte es oder nicht. |
Ein grob Exempel. Es waren
vor Zeiten auch Secten unter den Juden und Heiden, umb des Gesatz Mosi
willen der Beschneidung halben: jene wolltens halten, die nit. Da kam Paulus,
predigte, man möchts halten oder nit; wenn daran wäre kein Macht
gelegen, und sollten auch kein Müssen daraus machen, sonder frei lassen;
man halts oder nit, wäre ohn Gefähr, |
|
30
Solch währete bis zu Hieronymus Zeiten: der kam und wollt ein Mussen
draus machen, wollt's in eine Ordnung und Satzung fassen, und zwingen,
man solle das Gesetz gar abthun. Da kam Augustinus, und war auch der Meinung,
wie St. Paul, und sagets: man möcht es halten oder nicht halten. |
bis zu der Zeit Hieronymi; der kam, und wollt ein Müssen daraus
machen, und ein Ordnunge und Satzunge daraus machen: man sollts abthon.
Da kam St. Augustinus, und was der sanct Paulus Meinunge: man möcht
das halten oder nicht. |
|
31 St. Hierony- (E221) mus war wohl
hundert Meilen von St. Paulus Meinung. Allda liefen die zweene Doctores
gar hart mit den Köpfen zusammen, und wollt keiner dem andern weichen. |
Sanct Hieronymus war wohl hundert Meilen von sanct Paulus Meinunge:
da liefen die zween Doctores gar hart mit den Köpfen zusammen. |
|
32 Aber da nu Augustinus starb, brachte
es Hieronymus dahin, dass man es musste abthun. Darnach kamen die Päpste,
die wollten auch etwas darzu thun, und macheten Gesetze; da erwuchsen aus
des einigen Gesetz Abethun viel tausenderlei Gesetz, so, dass sie uns mit
Gesetzen nu haben uberschuttet. |
Da nun sanct Augustinus starb, da bracht es sanct Hieronymus
dahin, dass man es müsste abthon. Darnach kamen die Päpste: die
wollten auch etwas darzu thon, und machten auch Gesetze. Da wuchsen aus
des einigen Gesetzes Abthonunge tausenderlei Gesetz, dass sie uns ganz
mit Gesetz überschüttet hand. |
|
33
Also wird es hie auch zugehen, wenn man das Ding will mit Gesetz fassen.
Denn ein Gesetz macht ihr bald zwei, zwei machen ihr drei, und so fortan,
dass zuletzt der Gesetze kein Ende werden würde. |
Also wird es hie auch zugohn, dass ein Gesetze macht balde zwei, zwei
machen ihr drei etc. |
|
34 Das sei auf diessmal davon
genug. Lasst uns nur zusehen, lieben Freunde, dass wir die schwachen Gewissen
mit unserm Freveln nicht verwirren noch verführen, umb welcher willen
Christus auch gestorben ist, gleich sowohl als umb unsernwillen; wie St.
Paul zun Römern c. 14,1 klärlich lehret; wollen Gott loben und
danken. |
Das ist iztunder genung von den
Dingen, die da nöthig sein. Lasst uns zusehen, dass wir nit die schwachen
Conscientien verführen. |
|