Am Tage der Heiligen drei Könige. (6)

Sept. 1521


Fra Erl 10,395-419.

Indhold: Udlægning af 2 Tim 3,1-9. #6. -- Papisterne er philauti: #11. --

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Omtales Koestlin4,3#21.
 
1         Zum siebenzehnten, sind sie aufgeblasen, haben ein gross schwülstig Herz; das soll auch folgen der nächsten vorigen Untugend, dem dürstigen Frevel, wenn sie Verrätherei und alle Bosheit ausgerichtet haben aufs allerfrechste, daraus sich brüsten, pausten und sagen: Wer will uns darum strafen? Wer will's uns wehren? Wer will uns drüber richten? Wir sind befreiet und von jedermann ausgezogen; wir sollen richten und strafen, uns soll niemand richten noch strafen. Also wollen sie nicht allein Freiheit haben, alle Büberei zu thun, (E396) sondern auch trotzen denen, die es ihnen wehren wollen, und ungerichtet seyn; man soll sazu noch schweigen, und sie gnädige Junker heissen, sie lassen Schaden thun,k wie viel sie wollen, an Leib, Seele, Gut und Ehre aller Welt. 
Von diesem Laster saget auch St. Petrus 2. Epist. 2, 18: "dass sie werden ungestrafet seyn wollen, und voller aufgeblasener Worte, reden, als wäre ihnen der Hals geschwollen". Dieser Art sind viel Gesetz im päpstlichen Recht, da sich der Papst aufbläset, wie eine Otter, und trotzet aller Welt, dass man ihm in sein Spiel nicht sage, ihn nicht richte, noch die Seinen; und folgen ihm die Geistlichen, sind alle trotzig und schwülstig, wollen von jedermann ungerichtet seyn, dräuen mit Blitzen, Donnern und vier und zwanzig Höllen; wie das die Erfahrung erweiset. Denn St. Paulus saget nichts von ihnen, das nicht in öffentlichem Gebrauch bei ihnen ist: so thun sie auch nichts, denn dass sie St. Pauli Worte reichlich und überschwenglich erfüllen.   
3         Zum achtzehnten, welches im Griechischen nicht stehet, sind sie blind. Fahr schön, heiliger Apostel, fahr schön, es sind die Gelehrten und die Lichter der Welt, die Macht haben, neue Artikel des Glaubens zu machen, und ohne sie darf niemand die Schrift auslegen. Du wolltest gerne Aufruhr machen, und die Laien über die Geistlichen empören; da würde der Gottesdienst verkehret, und der Himmel fallen, der allein auf ihnen stehet. Du solltest stille schweigen, oder allein die Laien schelten; denn Geistliche schelten bringet nichts guts, machet Muthwillen im Volk und Verachtung der geistlichen Obrigkeit. So bessern sie sich auch nicht dadurch, werden zornig und ärger, sollten dich wohl in den Bann thun, und für einen Ketzer verdammen und verbrennen. 
4  Warum sind sie aber blind? Dass sie mit solchem Narrenwerk umgehen und aufwerfen, dass auch Kinder und Narren sehen, wie es nichts ist. Sehen nicht ein Fünklein von dem wahren Licht des Glaubens und Evangelii. Egyptische Finsterniss sind über und in ihnen, die man greifen mag mit Fingern; noch sind es eitel Tugend bei ihnen: Es ist auch jetzt die allerhöchste Tugend der Bischöfe, dass sie nur (E397) grosse, grobe, ungelehrte Eselsköpfe sind, und eine Schande achten, wo sie gelehrt seyn sollten. 
5          Zum neunzehnten: Sie lieben die Wohllust mehr, denn Gott. Da trifft der Apostel das gemeine Sprüchwort: Die Geistlichen haben gute Tage. Ist ein wohllüstig Leben auf Erden, so ist's ihr Leben; denn sie nähren sich ohne Arbeit, vom fremden Schweiss und Blut, gehen müssig, essen und trinken das beste, kleiden sich auch in das beste, haben die besten Land und Häuser, dazu auch die hübschsten Fräulein, oder sonst eine Lust und Ergötzlichkeit dafür, dass man gemeiniglich saget: Das Gut gehöret in die Geistlichen. 
6          Aber das heilige Kreuz, das Christus allen Seinen aufgeleget hat, welches nicht leidet die Wohllust, haben sie meisterlich betrogen: sie haben's in Silber gefasset, da ist's gut zu tragen, und thut nicht wehe, ja, es verkaufet seine Küsse und Segen, und ist ihnen ein nützlicher Diener worden zur Wohllust. Aber in das Jerze mag das liebe Kreuz nicht kommen, muss auch mit ihrem Leben nichts zu schaffen haben; denn ihre Freiheit, Durst, Trotz und Schwulst haben ihm einem Riegel vorgestecket. Doch tragen sie dem Herrn sein Kreuz ehrlich in Silber zu Lobe,, und fahren also gen Himmel von Mund auf.   
7         Wenn nun der Herr wird zu ihnen sagen: Ich habe mein Kreuz selbst getragen, und nicht geboten, dass ihr dasselbe tragen sollt, sondern ein jeglicher sein eigen Kreuz, und mir folgen; so werden sie ihn vielleicht abermal überklügen, und zweierlei Kreuz erfinden, wie sie zweierlei Werke der Barmherzigkeit erfunden haben, und sagen: Christi Kreuz sey besser, denn ihr eigenes; darum haben sie sich zum besten gehalten, und ihr Kreuz liegen lassen, auf dass sie seines ja ehrlich trügen, ja, auch ehreten und anbeteten für einen Abgott: wie sie jetzt das arme Volk, leider, führen, und das Holz, Silber oder Gold lehren anbeten, geben für ihre relation und Aufsehen, durch's Kreuz zu Gott; gerade, als vermöchte der arme gemeine Mann ihre subtile Narrheit auch also erdichten, wenn er das heilige Kreuz anrufet. Es sind die Feinde des Kreuzes Christi, das ist Summa Summarum davon. (E398) 
8         Zum zwanzigsten, und zum letzten: Sie haben den Schein des göttlichen Lebens, aber seine Macht verläugnen sie. Wie gleichzu gehet der Apostel, und kommt zuvor einer starken Frage und Einrede, wo jemand würde sagen: Wie mag das seyn? Beten und singen sie doch so viel, halten täglich Messe, und halten den Gottesdienst mit grossen Zierden und Ehren: so leben je die Geistlichen im Gehorsam, Armuth und Keuschhsit unter ihrem heiligen Orden und Regel. Hierauf, und alles, was man mag aufbringen, giebet der Apostel kurze und gute Antwort, und spricht: Es sey nur eitel Schein, Gleisssen und Farbe, darunter solche greuliche Untugend bedecket, geschmücket und gemästet werden; denn alle ihr Ding ist erwählet und von Menschen erfunden, und Gott hat es nicht geboten. 
9  So lassen sie Gottes Gebote liegen, und hangen an ihrem eigenen Tand, und sind rechte Kohrherrn, die nicht thun, was Gott will, sondern was sie erkohren haben. Der Herr Christus selbst Matth. 24,15. da er alle diese Untugend unter solchem Schein kürzlich nennen wollte, hiess er's ein Greuel, und sprach: "Wenn ihr sehen werdet den Greuel in der heiligen Stätte" etc. Denn es ist ein Greuel, davor jedermann billig grauet, dass unter solchem kleinen Schein so grosse, garstige, stinkende Untugenden sich mästen und regieren sollen. 
10        Er spricht auch gar merklich, sie verläugnen die Macht oder Kraft des göttlichen Lebens, welches ist gar viel mehr und härter gesaget, denn dass sie ohne Kraft oder That des göttlichen Lebens sind. Es ist verläugnen und widerstreiten. Was aber das sey, wollen wir hernach sehen, wenn wie weiter in den Herodem kommen, und sein Anbeten handeln werden; jetzt ist gnug, dass St. Paulus in diesem Spruch erkennet werde, wie er stimmet mit diesem Evangelio, da die Magi die Schrift suchen und haben in rechter Meinung: und Herodes sie auch hat, aber nur im Schein und falscher Meinung, sie zu verhindern, um seines Regiments willen; wie die Papisten auch thun. Darum wollen wir St. Pauli Spruch vollend ans Ende besehen. 
11        Er spricht, hüte dich, und meide dieselbigen. Darinnen er uns warnet, dass wir uns vor dem geistlichen (E399) Regiment und Stand vorsehen, und giebet Urlaub, ja gebeut heraus zu laufen, wer auf ihre Weise darinnen ist, wie wir hören werden, sperret alle Stifte und Klöster auf, machet Pfaffen und Mönche los. Wie auch Christus lehret Matth. 24,26: "Man soll von ihnen fliehen, und sie meiden". 
12         Weiter malet er etlich unter ihnen sonderlich ab, und spricht: "Aus denselbigen sind, die durch die Häuser laufen, und führen die Weiblein gefangen, welche mit Sünden beladen sind, und lassen sich führen mit mancherlei Begierden, lernen immer, und kommen doch nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit". 
13 Wer mag das anders deuten, denn auf die Bettelorden, welche der Apostel hier klärlich vergesehen hat? Sie sind es ja, die durch die Häuser laufen. Häuser nennet St. Paulus, das wir jetzt Kirchen heissen; denn zu seiner Zeit waren keine Kirchen, sondern die Christen kamen zusammen in ein Haus, als jetzt noch möchten zehen oder zwanzig Nachbarn zusammen kommen in ein Haus unter ihnen, und predigten allda, und beteten, und empfiengen das Sacrament. 
14        Also laufen jetzt die Bettelorden durch alle Pfarrkirchen, die ihr nicht seyn, und predigen ihre Predigt. Das hat ihnen der Papst gegeben, aus lauter Frevel und Gewalt. Das andere Stück ist, dass eben sie fast allein die Beichte regieren; die hat ihnen der Papst auch gegeben, eben aus derselbigen Macht, da er ihnen das Laufen durch die Häuser auch gegeben hat. Da hat der Teufel sein recht Spiel, da hangen sich die Weiber an, sonderlich die starke grosse Knoten heimlich auf ihnen haben, und, wie hie St. Paulus saget, mit Sünden beladen sind. 
15 Denn die Närrinnen, so sie ihr Gewissen beisset, und nicht wissen, wie sie ihnen helfen und rathen sollen, laufen sie hin, und schütten's in die Kutten, meinen, sie haben's getroffen. Da sind sie denn gefangen, da giebet und träget man denn zu, was man kann und hat. Und die heiligen Väter treten denn auf, und predigen von den Sünden zu beichten, sagen viel Exempel, wie etliche Weiber verdammet, nach dem Tode erschienen, bekannt haben, dass sie um Nachlassen der Beichte verdammet seyn, und lügen so päpstlich (E400) einher die allergrössten Lügen, dass die Steine zittern und schwitzen möchten. 
16         Habe acht auf ihre Exempelpredigten, so wirst du innen werden, dass gemeiniglich nur Weiber sind gewesen, diie um Nachlassen der Beichte verdammet sind, und nicht Männer; dass man greifen mag, es habe ein Erzhauptbube dieselbigen Exempel erdacht, der da gerne der Weiber Herz und Heimlichkeit erfahren hätte, und gesehen, wie das Weibervolk aus natürlichen Kleinmuth natürliche schamhaftig ist, mehr den der Mann, hat er gedacht: Ich will ihnen recht rathen, und durch Schrecken der Beichte ihr Herz erfahren; und ist ihm durch Hülfe des Teufels geglücket. Hat aber daneben viele Gewissen verstricket und verdammt, die aus unüberwindlicher Scham und Blödigkeit nicht gebeichtet haben, und doch wider ihr Gewissen damit gesündiget, dieweil sie geglaubet haben, es sey noth zu beichten, und doch nicht gethan. Denn wie du glaubest, so richtet dich Gott; glaubest du, dass du etwas schuldig bist zu thun, und thust's nicht, so sündigest du. 
17 Ich sage mein Urtheil, dass ein solcher Bube, der mit solchen Exempeln die Gewissen also mit falschem Glauben verstrickt und verdammt, würdig wäre, dass nicht allein sein Leib, sondern auch seine Seele von allen Teufeln in hundert tausens Stücken zerrissen und zerpulvert würde. Was greuliche Seelenmord begehen die höllischen Verräther und päpstliche Lügner in aller Welt? O weine, wer da weinen kann, über solch jämmerlich Verderben der armen Seelen. 
18         Wenn nun solche Predigt höret das arme zaghaftig weibische Volk, das auch natürlich albern und leichtgläubig ist, will auch andächtig und fromm werden, so fället es daher, und ist gefangen, sucheet Rath und Hülfe bei seinem geistlichen Vater; so kann denn der grobe Esel und blinde Leiter nichts vom Glauben, noch von Christo, fähret zu, und lehret sie durch Werke und Genugthuung die Sünde büssen. Da gehet denn die Marter an, davon hier St. Paulus saget, dass sie immer lernen, und nimmer zur Erkenntniss der Wahrheit kommen: so hat denn das weibische Gewissen keine Ruhe, seine Sünden drücken und martern es; dess wäre es gerne los, und (E401) kann nicht: da folget denn, wie her St. Paulus saget, dass sie sich führen lassen mit mancherlei Begierden: da fähet sie an, und fastet zu Wasser und Brod, darnach wallet sie barfuss, und wallen zu den Heiligen; etliche peitschen sich bis auf's Blut, etliche geben hier zur Kirche, da zum Kelche, und ist der mancherlei Begierden kein Ende noch Maass; was sie nur hören, das gut sey, Sünde zu büssen, da fallen sie auf, und aus ganzem Ernst begehren sie also zu thun, und finden ihnen keine Ruhe.
19 Indess sitzet der geistliche, heilige Vater, hat das arme Thier gefangen, gilt ohm wohl mehr, denn so viel melkende Kühe. Und wo die Weiber gefangen, sind die Männer bald auch gefangen, und muss also gehen, was die heimliche Beichte zwinget. 
20          Wenn man aber die richtige, freie Strafe predigte, und spräche also: Lieben Weiber, hat jemand Sünde auf ihm, mag sie beichten, ob sie will; sie beichte aber, oder sie beichte nicht, so habe sie festen Glauben, dass ihr Christus die Sünde vergebe; und beichte sie demselbigen heimlich, mit ganzer herzlicher Zuversicht auf seine Gnade, die er allen denen verheissen hat, die ihr begehren, und nicht daran zweifeln; so sind die Sünden gewisslich vergeben: lasse den auch davon, und übe sich in guten Werken gegen ihren Nächsten, die ihr bedürfen, lade arme Leute, wasche ihnen ihre Füsse, und dienen ihnen demüthiglich. 
21 Siehe, das wäre eine rechte Weise, ein sündiges Weib wieder zurechte bringen, das gienge ohne Beschwerung mit Lust und Willen zu, das Gott wohlgefället. Aber wo das geschähe, so würde den Seelenmördern und Geistäugstern der Beichtpfennig entfallen, die Milch in der Kuh versiegen, und das arme Gewissen los, nicht mehr geführet auf ihr unendlich Lehren und Predigen: das wäre dem heiligen, geistlichen Stande zu nahe, sollte wohl Hungers drob sterben. 
22 Denn der Apostel hat nicht umsonst die Weiber genennet, die mit Sünden beladen sind; denn die andern, die unschuldig sind, fechten sie an mit solchen Teufelsexempeln, Lehren ung Gefängnissen. Dass ihen nun nicht abgehe an der Milch, müsse sie solche Angst auf die Gewissen treiben, zuvor der Weiber, die leichtlich verführet werden; und denn am meisten, wenn sie (E402) schwanger gehen mit einem bösen, sündlichen Gewissen. Da ist denn nichts vorzubringen, dem sie nicht folgen, und kann ihnen nicht gnug vorgeleget werden. 
23 Das werden denn unbeständige und zuletzt verzweifelte Seelen, die da gelernet haben, nicht auf Gottes Gnaden, sondern auf ihre eigene Werke sich trösten; und die Sünde nicht durch lautern Glauben, sondern durch Genugthuung wollen ablegen; das unmöglich ist. 
24        Sie sagen viel, man soll der Geistlichen schonen, sie nicht schelten noch strafen, sondern ehren und entschuldigen. Ja, wenn sie nur für sich selbst böse wären, und allein sich verderbeten, wollte ich auch besser schweigen; aber ihr Regkiment verdetber alle Welt. Wer dazu schweiget, und nicht Leib und Leben drüber waget, der ist kein rechter Christ, liebet auch nicht seiner Nächsten Seligkeit, als seine eigene. Könnte ich nur die Seelen aus ihren Höllrachen reissen, ich wollte sie wohl mässiger schelten. Sie zünden die Stadt an und sprechen: ich soll nicht Feuer schreien noch löschen. 
25 "Vermaledeiet sey der, spricht Jeremias 48,m10., der Gottes Werk trüglich thut, und verhält sein Schwert vom Blut." Gott will, man soll frisch drein hauen mit seinem Schwert, dass das Blut darnach gehe; wer das Werk untreulich thut, der ist vermaledeiet. So wollen sie nur die Federn gelesen haben, und mit Fuschschwänzen überwedelt seyn. Nicht also, lieber Mensch. 
26          Weiter spricht St. Paulus: "Gleichwie Jannes und Jambres Mosi widerstunden; also widerstehen diese auch der Wahrheit". Das redet er nicht allein von den Bettelorden; sondern von allen vorigen Geistlichen, wie die der Wahrheit widerstehen, und nicht leiden wollen, dass die Leute aus ihrem ängstlichen Regiment zur Erkenntniss des freien Glaubens kommen. Das siehet jedermann jetzt wohl, sie fürchten, ihr Regiment und Tyrannei werde untergehen. Also, da das Volk von Israel in Egypten vom Könige Pharao unterdrücket war, und Moses von Gott geschicket, dass er sie erlösete, that er zuerst zwei Wunderzeichen, zu beweisen, dass er von Gott geschicket  wäre: da thäten die zween Zauberer des Königes Pharao, Jannes und Jambres, eben dergleichen Wunderzeichen; hielten damit den König (E403) auf, und machten Mosis Wunderzeichen zu nichte, dass das Volk bleiben musste, bis in das dritte Wunderzeichen, da konnten sie nimmer; da ward erkannt, dass ihr Ding nicht recht war, und Mosis Ding recht. 
27        Also gehet es allezeit: die Tyrannen in Gottes Volk haben allezeit den Schein, und fahren eben als die rechten Heiligen in Geberden; damit hindern sie und halten auf die Einfältigen, dass sie nicht können los werden: denn sie sind schwach im Gewissen, und können nicht frei zwischen dem Schein und Grund, zwischen dem Gleissen und der Wahrheit, urtheilen. Also muss allezeit der arme Haufe durch das Scheinen und Gleissen gefangen, und an der Wahrheit gehindert und aufgehalten werden. 
28 Also sind diese Magi zu Jerusalem auch aufgehalten durch Herodem, der sich stellete, als suchfte er die Schrift. Und jetzt, das geistliche Gepränge thutnicht mehr, denn dass die Leute am Glauben und der Wahrheit hindert, weil es so hübsch scheinet, und Gottes Dienst so gleich ist. Weiter saget St. Paulus: 
29        Es sind Menschen von verrücktem Sinn, und zum Glauben kein nütze. Da hast du, was sie im Grund sind, ihre Meinung und Dünkel ist verrückt; denn sie stehen darauf, dass solches ihr Wesen recht sey, und sey kein anders, wissen nichts vom Glauben. Der Glaube allein macht unverrückte Sinnen und geistliche Jungfrauen; der lehret einen rechten Dünkel und gute Meinung, die darauf stehet, dass allein Gottes Gnade unser Trost sey. Wer den Sinn nicht hat, der ist ein Christ, wie eine Hure eine Jungfrau ist, ob er gleich aller heilige Werke thäte. Und wo solche verrückte Meinung ist, da ist wenig Hoffnung, dass sie immer zu rechtem Glauben kommen; sonderlich, wenn sie so ferne kommen, dass sie dawider fechten, und zuvor durch die Taufe drein gesetzet sind, und sich darnach verrücken lassen. 
30         Weiter: Aber sie werden die Länge nicht bestehen; ihre Unweisheit wird jedermann offenbar werden. Also wir es dem Papst und unsern Geistlichen auch gehen, die Wahrheit wird bleiben, und ihnen zu stark seyn, ihr Gleissen und Büberei muss offenbar werden; da hilft kein Wüthen noch Toben vor, wenn sie gleich vier tausend (E404) türkische Kaiser auf ihrem Theil hätten. Schein und Lügen können endlich nicht bestehen, das ist nicht möglich, ob sie sich wohl eine Zeitlang lange errettet und wehret. Das sey gnug von dem Spruch Pauli gesaget. Nun kommen wir wieder zu dem Evangelio und seiner Deutung. 
31        Dass (n31) Herodes auch die Magos heimlich berufet, und von ihnen lerhet die Zeit des erschienenen Sterns, bedeutet, dass die geistlichen Herodisten nicht läugnen das Evangelium äusserlich, sondern lernen es von den rechten Chriten; aber nur der Meinung, dass sie sein brauchen zu ihrem Muthwillen: gleichwie Herodes hier des Sterns Zeit gedenket zu brauchen, Christum zu tödten und sein Reich zu bestätigen. 
32 Als, wenn man jetzt unsern Geistlichen das Evangelium vorhält, so läugnen sie nicht, dass es sey das Evangelium, hören es, und nehmen's auf. Aber sie sprechen, es sey nicht der rechte Verstand, es habe eine Glosse und Auslegung, der solle man bei niemand gewarten, denn bei ihnen, und jedermann soll ihrer Deutung gestehen. Damit läugnen sie nicht das Evangelium; sondern nehmen ihm nur alle seine Kraft, und unter des Evangelii Namen und Schein geben sie ihre eigene Träume vor. 
33         Das heisset St. Paulus 2. Tim. 3,5. "den Schein eines göttlichen Wesens haben, und doch seine Kraft verläugnen". Er spricht nicht, dass sie die Kraft des göttlichen Wesens nicht haben; wiewohl das auch wahr ist: sondern viel härter, dass sie auch dieselbige verläugnen. Damit giebt er klärlich zu verstehen, dass sie nicht allein im Leben und Wandel gottlos sind, sondern auch in der Lehre und Regiment, dass sie sich selbst mit dem Leben, die andern mit der Lehre aus dem Wege des Evangelii und der Seligkeit führen. 
34 Das thut jetzt der Papst mit den Geistlichen in allen Predigten, rufen fast sehr: Evangelium, Evangelium; und läugnen, verdammen, vermaledeien doch alles, was im Evangelio stehet, und seinen ganzen Inhalt. Wie Herodes den Stern erlernet, aber doch alles vertilgen will, was der (E405) Stern deutet. Dess wollen wir etliche ihre Lehre sehen, uns vor ihnen zu verhüten. -- --
35         Das Evangelium lehret, dass die Seligkeit ganz am Glauben lieget; das hören sie, und läugnen's nicht. Aber darüber nehmen sie ihm alle seine Kraft, und sagen, der Glaube ohne Werke sey kein nütze; kommen also heimlich vom Glauben auf die Werke, dass sie jetzt öffentlich den Glauben verdammen, und den Werken alle Dinge zuschreiben. Also behalten sie das Wörtlein, Glaube, nur im Schein, und verläugnen, verdammen, vermaledeien alles, was die Art ist des Glaubens, fahen an, und theilen den glauben in mancherlei Theile; etlichen machen sie den natürlichen Glauben; etlichen den geistlichen; etlichen den gemeinen; etlichen den besondern; etlichen den ausgefaltenen; etlichen den eingefaltenen; wissen selbst weniger, was sie gaukeln, die blinden leiter, denn kein natürlicher Narr. 
36 Das Evangelium weiss von solchen ihren mannigfaltigen Glauben nichts, hat nur den einigen, der auf lauter Gottes Gnade sich bauet, ohne alle Verdienst der Werke, von welchem sie nicht ein Fünklein wissen; ja, verdammen ihn als die ärgeste Ketzerei, und sagen doch, sie wollen das Evangelium und christlichen Glauben verfechten. 
37        Item, das Evangelium saget, Christus sey unser Seligmacher: das hören sie, aber sie machen daneben los und matt alle natürliche Werke, Art und Eigenschaft Christi, in dem, dass sie öffentlich lehren, der Mensch möge aus natürlichen Kräften und Werken Gottes Gnade verdienen. Verdammen also Christum mit allen seinem Werk, wie St. Petrus 2. Epist. 2,1. von ihnen verkündigt hat, da er saget: "Es werden falsche Lehrer uinter euch seyn, die den Herrn, der sie erkauft hat, werden verläugnen". Denn so die Natur mag von ihr selbst Gottes Gnade erlangen, wie jetzt alle hohe Schulen, Stift und Klöster einträchtig mit dem Papst lehren und halten, so ist Christus umsonst und vergebens geboren und gestorben. 
38 Was dürfte er sein Blut vergiessen, uns Gnade zu erlangen, so wir sie selbst durch unsere Natur erlangen mögen? Noch wollen sie Christen seyn, und heben hoch den Namen (E406) Christi, unter welches Schein sie das ganze christliche Wesen für Ketzerei schelten und verdammen. 
39         Item, das Evangelium lehret, "wie das Gesetz Gottes sey geistlich und unmöglich der Natur zu erfüllen; sondern der Geist Gottes müsse es durch den Glauben erfüllen in uns". Röm 8,2.3. So läugnen sie weder den Geist, noch das Gesetz; sondern daneben nehmen sie ihm alle seine Macht, und lehren, dass der Mensch ohne Hülfe des Geistes möge wohl Gottes Gesetz natürlich erfüllen in allen seinen Werken, ob er wohl damit nicht verdienet den Himmel. Das ist nichts anders, denn die Kraft des Gesetzes und Geistes verläugnen, und nur die Namen davon behalten. 
40        Dazu fahren sie weiter, und zerreissen Gottes Gesetz, wo sie es dünktet der Natur zu schwer seyn, machen Räthe, und überflüssige, unnöthige Dinge daraus: als, das sie lehren, es sey nicht noth, noch geboten, dass man Gott liebe aus ganzem Herzen, dass man den Mantel zum Rock fahren lasse. Item, dass man nicht vor Gericht hadern solle. Item, dass man jedermann leihen und geben soll, ohne Geniess und Aufsatz. Item, dass man Unrecht leiden, und den Feinden Gutes thun soll etc. 
41 Damit haben sie aufgehaben das ganze rechte natürliche Wesen des christlichen Standes, welches nur darinnen stehet, dass es unrecht leide, und jedermann gut thue. Darnach haben sie an solches Wesens Statt aufgerichtet ihr eigen Gebot, dass sie Platten, Kappen tragen, nicht Fleisch, Eieer, Butter, Milch essen, viel plärren in den Kirchen; und ist also nichts mehr blieben von Gottes Gesetzen. 
42         Item, das Evangelium preiset die lautere, blosse Gottes Gnade, wie dieselbige alle Sünde ablasse und vertilge. Nun läugnen sie das Wörtlein Gnade nicht, sondern führen es in hohem, grossen Schein; aber daneben lehren sie mancherlei Genugthuung für die Sünde, einsetzen Orden, Secten und Stände der Busse, der Sünden Vergebung Gott damit abzukaufen, und ihm seine Gnade zu bezahlen. Dadurch wird der Gnaden Art und Werk zu Grunde vertilget und verdammt; denn sie will lauter Gnade, oder nichts seyn. 
43         Item, das Evangelium lehret, wie durch die Erbsünde (E407) alle Menscshen sind im Zorn und Ungnaden, dass alle ihre Werke dadurch sündlich sind. So läugnen sie das Wort Erbsünde nicht; aber nehmen ihm seine Kraft, sprechen: Die Natur sey noch gut, ihre Werke sind nicht Sünde, mögen auch wohl sich selbst zur Gnade bereiten: sprechen auch, die Erbsünde habe keinen Schaden gethan der Natur, der verdammliche sey; sondern habe sie nur schwach gemacht zum Guten, und geneigt zum Bösen. Und wo sie der Neigung nicht folget, wie sie denn wohl kann aus ihr selbst, so verdienet sie die Hölle nicht, mag auch die Gnade Gottes erwerben. Siehe, das ist eben so viel gesaget: Erbsünde ist nicht Erbsünde, und unter dem Namen das Werk und Art der Sünde verläugnet. 
44        Item, das Evangelium lehret, "die Liebe suche nicht ihr eigenes, sondern diene nur den andern". Nun halten sie das Wörtlein, Liebe, wohl, und scheiden von ihm alle seine Art, da sie lehren, ordentliche Liebe hebe an ihr selbst an, und liebe sich am ersten und meisten. Darnach sprechen sie: Lieben sey genug, so einer dem andern wohl will, dürfte nicht die That dazu thun und selbst dienen; denn es wäre unehrlich, dass der Papst sich gegen einem Unteren demüthiget, sondern er soll ihm lassen die Füsse küssen, und ist gnug, dass er nur einen Gedanken bei ihm erdichte, der da sage: Ich gönne jedermann Gutes, ohne meinen Feinden. Siehe, also lieget darnieder alles Wesen und Kraft der Liebe, bleibet nur der ledige, blosse, arme Name da. 
45        Item, das Evangelium lehret, wie die Hoffnung baue sich auf blosses göttlich Verheissen; sie aber bekennen das Wörtlein Hoffnung, und lehren dabei, Hoffnung bestehe nicht auf göttlichem Verheissen, sondern auf eigenen Verdiensten. 
46        Item, das Evangelium lehret, wie Gottes Vorsehung ewiglich gewiss sey; so lehren sie, dass sie stehe auf dem freien Willen und sey ungewiss. 
47       Und kürzlich, Gott und seinen Namen bekennen sie, aber alles, was Gott ordnet, will, thut, setzt und macht, das zerreissen sie, vertilgen und verdammen es (E408) als die höchste Ketzerei, dass es offenbar ist, wie jetzt Christi Leiden geistlich erfüllet wird unter des Papsts Regiment. Siehe, also haben sie in ihrer Lehre den Schein vom Glauben, von der Hoffnung, von der Liebe, von der Gnade, von der Sünde, vom Gesetz, von Christo, von Gott, vom Evangelio; und verläugnen doch alle Kraft und Art derselbigen, verdammen auch das alles für die höchste Ketzerei. 
48         Darum hat der Apostel so hart geredet, dass er saget: "Sie verläugnen die Kraft des ganzen göttlichen Dienstes und Wandels, gehen nur im Schein daher." Ach Herr Gott vom Himmel, wo sind hier Wasserströme, ja Blutströme, die billig unsere Augen weinen sollten, in dieser letzten greulichen, schrecklichen Zeit des unaussprechlichen, unmässlichen Zorns Gottes über die Welt, um ihrer Sünde und Undankbarkeit willen. 
49         Weiter: Herodes sendet die Magos gen Bethlehem, und befiehlet ihnen, dass Kind mit Fleiss zu suchen, stellet sich, als wollte er auch kommen und ihn anbeten. Hier isst unsere Herodisten ander Stück bedeutet, dass sie auch leben, wie sie lehren. Lehren und Leben ist bei ihnen eitel Schein und Verläugnung der Wahrheit; denn das Leben muss seyn, wie es die Lehre füret. Also thut nun der Papst und geistlicher Stand jetzt, lässt wohl die Christen fromm seyn, und heisst sie Christum und die Wahrheit suchen; doch mit diesem Anhang, dass sie seine Verräther seyn sollen, und ihm dienen in solchen Suchen. 
50         Denn das giebt der Papst jetzt aller Welt unverschämt und dürsticligh vor: Es möge wohl jemand Christum suchen und wohl leben; aber wo er nicht auch seinen Befehl und Gebot halte und diene ihm, sey mit allem guten Leben seinem Gehorsam unterworfen, so möge er doch nicht selig werden: machet damit, dass die Leute meinen, es liege mehr, oder ja so viel, an seinem Gehorsam, als an Gottes Geboten. Siehe, das ist der Zusatz Herodis, dass er die Magos nicht allein gen Betlehem schicket, sondern behält sie auch ihm unthan und pflichtig nur zur Verrätherei, Christum zu vertilgen.
51        Denn alle, die also auch päpstlichen Gehorsam (E409) halten, als sey er noth zur Seligkeit, und verdammlich, so er nicht gehalten wird; was thun sie anders, denn verrathen und übergeben Christum, dass ihn Herodes finde und tödte; dieweil christlicher Glaube neben solchem Gehorsam oder Gewissen nicht mag bestehen, wie oft gesaget ist. Denn es muss der Glaube allein helfen, und solcher Gehorsam unhülflich zur Seligkeit geachtet werden; oder, so er hülflich geachtet und zugelassen wird, muss der Glaube untergehen, und also Herodes an Christi Statt regieren. Das heisst denn, wahrlich, Christum und seinen Glauben übergeben und verrathen. 
52         Das aber Herodes sagt: Ich will auch kommen, und ihn anbeten, da siehet jedermann, dass er leugt, und dass nur Worte sind und scheilich Vorgeben, darunter er doch gedenket viel ein anders, nämlich, Christum zu tödten, und sein Reich zu verstören. Hier hast du das Ebenbild aller ungläubigen Heiligen in Herode hüsch und kurz vorgeleget. Zum ersten: Herodes giebt nicht ein schlecht Werk vor, saget nicht, dass er ihm wolle schenken Gold, oder Myrrhen, auch nicht, dass er ihm wolle helfen, oder guter Freund seyn; sondern nimmt vor das allerhöchste und beste Werk im Gottesdienst, als da ist, Demuth und Anbeten; spricht: Ich will kommen als ein Demüthiger, und die höchste Ehre, das Anbeten erzeigen. 
53        Also thun jetzt auch die Herodisten, die Geistlichen, die nehmen nicht vor ein geringes Werk, sondern den Gottesdienst, das allerhöchste Wesen, das eignen sie ihnen selbst, da üben sie sich innen, dürfen frei sagen: Der andern Menschen Leben sey zeitlich und weltlich Leben; aber sie seyn im Gottesdienst Tag und Nacht, und wenn die andern arbeiten, so beten sie, und dienen Gott für die armen Leute. 
54         Glaubest du das nicht? wohlan, so frage die Glocken darum, die läuten ja zu ihrem Gottesdienst; gehen also demüthig einher, lassen sich Gottes Diener vor allen Menschen ausrufen, und mästen ihren Bauch darunter recht wohl, reissen zu sich aller Welt Güter, und bauen Häuser, als wollten sie ewig hier leben. Darum müssen wir hier setzen den Unterscheid des rechten und falschen (E410) Gottesdiensts, dass wir des Bösewichtes Herodis Herz und Meinung erkennen und meiden mögen. 
55        Keinen (n55) bessern Unterscheid mag man hierinnen haben, denn Gottes Wort: welcher Gottesdienst darinnen gelehret wird, das muss freilich der rechte Gottesdienst seyn; welcher aber neben und ausser Gottes Wort aufgerichtet ist, als durch Menschen erfunden, das muss gewisslich der falsch scheinende Herodesdienst seyn. Nun ist Gottes Dienst nirgend, denn in seinen Geboten verfasset. Denn ohne Zweifel dienet der Gott allein, der seine Gebote hält; gleichwie ein Knecht im Hause wird genannt, dass er seinem Herrn diene, wsenn er thut und wartet, was ihn sein Herr heisset: wenn er aber das nicht thut, ob er sonst der ganzen Stadt Willen thät, heisst es doch nicht seinem Herrn dienen. Also, wer Gottes Gebot nicht thut, dienet nicht Gott, wenn er gleich aller Menschen Lehre und Gebot hielte. 
56         So stehet nun Gottes Dienst darin, dass du Gott erkennest, ehrest, liebest aus ganzem Herzen, alle deine Treu und Zuversicht auf ihn setzest, an seiner Güte nimmer zweifelt, weder im Leben noch Sterben, weder in Sünden noch Wohlthun, wie das erste Gebot lehret; zu welchem allein durch Christi Verdienst und Blut wir gelangen mögen, der uns solches Herz erworben hat und giebt, wenn wir sein Wort hören und glauben, und die Natur mag ein solch Herz nicht haben von ihr selbst. Siehe, das ist der Hauptgottesdienst, und das höchste Stück, den wir nennen einen aufrichtigen, christlichen Glauben und Liebe zu Gott durch Christum. Also wird das erste Gebot von uns durch Christi Blut erfüllet, und Gott recht gründlich gedienet. 
57       Zum andern, wenn du Gottes Namen ehrest, denselben anrufest in Nöthen, und ihn öffentlich bekennest vor den Tyrannen und Verfolgern dieses rechten Gottesdienstes, fürchtest sie nicht, strafest die Herodisten, und wehrest, so viel du magst, dass sie Gottes Namen nicht unehren mit ihrem falschen Wesen und Lehren, unter Gottes Namen vorgeleget, welches gar ein gross (E411) Ding ist, und die Welt auf sich ladet. Siehe, das ist das andere Stück Gottesdiensts, gehalten im andern Gebot. 
58          Zum dritten, (n58) wenn du das heilige Kreuz trägest, und musst viel leiden um solchen Glauben und Bekenntniss, dass du Leib und Leben, Gut und Ehre, Freund und Gunst musst daran setzen; das heisst recht gefeiret, und den Sabbath geheiliget, da nicht du selbst, sondern Gott allein in dir wirket, und du nur ein leidend verfolgter Mensch bist. Das ist das dritte Stück Gottesdiensts, im dritten Gebot verfasset. Siehe, das ist die erste Tafel mit den ersten dreien Geboten, welche begriffen werden in den dreien Stücken: Glauben, Bekennen und Leiden; dadurch wird diesem Leben und der Welt entsaget, und allein Gott gelebet. 
59        Zum vierten, kommen wir in die andere Tafel, und fortan dienest du Gott, wenn du Vater und Mutter ehrest, unterthänig und gehorsam bist, ihnen hilfest, wo sie es bedürfen, vor allen Menschen auf Erden; dass du ohne ihren Willen auch nicht geistlich werdest, zuvor wenn sie dein bedürfen, oder anders gebrauchen wollen. 
60       Zum fünften, dass du niemand Schaden thust am Leibe; sondern jedermann wohl thust, auch deinen Feinden, besuchest die Kranken und Gefangenen, und allen Dürftigen deine Hand reichest, zu allen Menschen ein gut süsses Herz tragest. 
61       Zum sechsten, dass du keusch und mässig lebest, oder je deine Ehe recht haltest, und andern helfest halten. 
62       Zum siebenten, dass du niemand betrügest, noch beschädigest, noch vortheilest in zeitlichen Gut; sondern jedermann leihest, gebest, wechselst, wo du magst, und deines Nächsten Schaden verwahrest. 
63       Zum achten, dass du deine Zunge bewahrest, niemand schändest, berüchtigest, beleugest; sondern jedermann bedeckest, entschuldigst und verschonest. (E412) 
64        Zum neunten und zehnten, dass du niemands Weib noch Gut begehrest. 
65        Siehe das sind die Stücke göttliches grundguten Diensts; den fordert er von dir, und sonst keinen; was du darüber thust, das achtet er nicht. Es ist auch klar und leichte genug zu verstehen bei jedermann. Nun siehest du, dass der rechte Gottesdienst muss allen Ständen, allen Menschen gemein seyn, und nur dieser einige in Gottes Volk erfunden werden. Und wo ein anderer Gottesdienst erfunden wird, der muss gewisslich falsch und verführisch seyn; als da ist, der nicht gemein seyn will, sondern hält sich in etlichen sonderlichen Ständen und Menschen Das sey von dem rechten, gemeinen, einigen Gottesdienst gesaget. Nun lasst und sehen den falschen, sonderlichen, parteiischen, manchfaltigen Gottesdienst, da Gott nichts von geboten hat, sondern vom Papst und seinen Geistlichen erdichtet ist. 
66        Da siehest du mancherlei Stift, Orden und Klöster, der keines mit dem andern etwas gemein hat: der träget eine grosse, der eine kleine Platten; der träget grau, der schwarz, der weiss, der wöllen, der leinen, der hären Kleider an: der betet diese Tage udn Zeit, der andere andere Tage und Zeit; der isset Fleisch, der Fische; der ist ein Carthäuser, der ein Barfüsser; der hat solche Ceremonien, der solche; einer betet mit dem Stuhl zu Rom, der andere mit der Bank zu Jerusalem; der hält so Messe, der andere sonst; der ist in diesem Kloster gebunden, der im andern; der blärret hier im Chor, der im andern, und schwärmen die Kirchen voll Gemurres. Sie leben auch in der Keuschheit, und haben mancherlei Disciplinen: und wer mag die unzähligen, parteiischen, ungemeinen, sectischen Stücke alle erzählen? 
67        Nun, dieser Gottesdienst hat ausgebrochen, und noch einen grössern geboren von sich; da ist kein Ziel noch Maasse, Kirchen, Kapellen und Klöster, Altar bauen, Messe und Vigilien stiften, Horas aufrichten, Messgewand, Chorkappen, Kelch, Monstranz, silbern Bild und Kleinod, Leuchter, Kerzen, Lichte, Weihrauch, Tafeln, Glocken zeugen. Hui welch ein Meer und Wald ist des Dinges! Hieher ist gegangen alle der (E413) Laien Andacht, Zins, Geld und Gut; das heist Gottes Dienst mehren, und Gottes Diener versorgen, wie es der Papst nennet in seinem heiligen Recht. 
68         Nun halt diese Stücke gegen den rechten Gottesdienst, und sage mir, wo hat Gott je einen Buchstaben von der Stücke einem gesaget? Zweifelst du dennoch, das der ganze geistliche Stand unter dem Papst eitel Herodis Dinge, Gleissen und Trügen sey, dass nur die Leute hindert und abwendet von dem rechten Gottesdienst? Das sine die Altar und Haine, davon die Propheten klagen über das Volk von Israel, dass keine Stadt war, sie richteten einen eigen Hain und Altar auf, und liessen den einigen Tempel Gottes fahren. Also hat dieser abgöttische, abergläubische, päpstische, herodische Gottesdienst alle Winkel der Welt erfüllet, und den rechten wahren Gottes dienst vertrieben und vertilget. 
69        Du siehest dich vielleich um, und denkest: Ei, sollten so viel Leute allzumal irren! Siehe dich vor, und lass dich die Menge nicht anfechten; halt fest an Gottes Wort, der kann dir nicht lügen, alle Menschen mögen lügen, und wie die Schrift Ps. 116,11 saget: "Alle Menschen sind Lügner". Lass dich's nicht wundern, dass so viel jetzt irren: waren doch zu Eliä Zeiten nur sieben tausend Mann fromm im ganzen Volk Israel. 1. Kön. 19,18. Sage mir, was waren sieben tausend Mann gegen ganz Israel, dass mehr denn zwölfmal hundert tausend streibare Männer waren, ohne Weib und Kind? Was war auch das ganze Volk gegen die ganze Welt, die allzumal irret? 
70        Was sollte den jetzt seyn; sintemal Christus und die Apostel so grausame Dinge von diesen Zeiten gesaget haben, dass auch Christus selbst saget Luc. 18,8: "Meinest du, dass der Sohn des Menschen werde auch Glauben finden auf Erden, wenn er kommen wird?" Es muss grausam gross seyn, und müssen grosse und viele Leute irren, und die am meisten, die man am wenigsten meinet, soll der Endchrist regieren und die Welt verführen. Wir wollen sicher seyn, Gottes Gericht nicht achten, und seinen Zorn nicht zu Herzen (E414) nehmen, dass es nicht Wunder wäre, ob er kaum einen Menschen auf Erden fromm behielte. 
71        Es ist die letzt und ärgste Zeit, der alle Schrift schrecklich gedräuet hat. Darum danke Gott, dass du sein Wort siehest, welches recht oder unrecht Gottesdienst ist. Da siehe zu, dass du dabei bleibest, und nicht folgest dem Haufen, der ohne Gottes Wort fähret. Wenn die kaum bleiben, die Gottes Wort haben und daran hangen; wo wollen die bleiben, die ohne Gottes Wort ihrer eigenen Nase folgen? Darum zweifele wer da will, Gottes Wort und rechter Gottesdienst überzeuget gnugsam, dass der Papst der Endchrist, und die geistlichen Stände seine Jünger sind, die alle Welt verführen. 
72        (A:  Nun siehe, ist's nicht fein geordnet? Der herodische Gottesdienst hat ehernen Glocken, und der viel und gross, damit man zu solchem Gottesdienst das Volk locket. Wie der Gottesdienst ist, so sind auch die Glocken der Reizungen. Dem rechten Gottesdienst hat Gott andere und rechte Glocken gegeben, das sind die Prediger, die solchen Gottesdienst in das Volk läuten und klingen sollen. Aber wo sind sie jetzt? Jenes sind todge, unvernünftige Glocken, wären nützer, dass man Töpfe und Kannen daraus machete; also ist der Gottesdienst auch todt und unnütze, wäre besser, dass man solch Wesen auf dem Gaukelplan triebe.)
73         Siehe, das ist der Gottesdienst Herodis, der sich stellet, als wollte er Christum anbeten und Gott dienen, und ist nichts dahinten. Noch gleisset er so hübsch, dass er auch viel heilige, fromme Leute betreugt täglich, und oft betrogen hat, wie Christus Matth. 24,24. saget, "dass sie in den Irrthum führen werden auch die Auserwählten;" sie denn geschehen ist St. Bernhardo, Francisco, Dominico und dergleichen: wiewohl sie nicht im Irrthum ersoffen, noch drinnen geblieben sind; denn ihr richtige Glaube hat sie schadlos durch solchen Irrthum behalten und ausgeführet. 
74       Also geschah auch diesen frommem Magis: sie hatten einen guten, rechten Glauben und Meinung; noch irreten sie an Herode, hielten sein Vorgeben recht, und glaubten seiner Lügen, waren auch bereit, ihm darinnen zu folgen und gehorsam seyn, wo sie nicht vom (E415) Himmel wären anders unterrichtet worden. Also gehet es jetzt auch, und ist so gangen, dass viel dem Papst gehorsam, einfältiger Meinung glauben, sein Wesen sey recht und gut, irren also hinein; aber ihr christlicher Glaube hilft ihnen, dass ihnen solcher Gift endlich nicht schadet, wie Christus Marc. 16,18. saget: "Wenn sie etwas Tödtliches trinken, soll es ihnen nicht schaden, so sie glauben in meinem Namen". Was ist aber vergiftiger Trank, denn solche Lügen und Gelisnerei falscher Lehre von unrechtem Gottesdienst. 
75        Haben wir nun Herodis Gottesdienst erkennet, und sein falsch, tückisch Gleissen ersehen, so lasset uns nun auch sehen seine falsche Meinung und Bosheit, damit er gedenket, nicht allein den rechten Gottesdienst, sondern auch den König, Christum, und sein ganzes Reich vertilgen. 
76       Dreierlei Weise unterstehet er sich das zu thun. Zum ersten, mit demselben gleissenden Vorgeben dieses falschen Gottesdienstes; denn solcher Scheingottesdienst ist eine starke und ohne sondere Gnade eine unüberwindliche Reizung vom rechten Gottesdienst, dass ihn wohl St. Paulus nennet, energiam erroris, eine kraftige Wirkung des Irrthums; und das Volk kann sich solcher Verführung nicht erwehren, wo nicht wackere Bischöfe und Prediger da stehen, und allein den rechten Gottesdienst wohl predigen, das Volk bei dem lautern Gottes Wort behalten, und den falschen Gottesdienst versprechen; wie der Propheten thaten im Volk Israel, und alle darob erwürget wurden. Denn solche Predigt gilt den Hals, und mag nicht erlitten werden von Herode, Papst und geistlichen, heiligen Leuten. Sie thut so grossen Schaden im Beutel, und zu viel Frommen an der Seelen; das ist dem Teufel, ihrem lehrer, nicht leidlich. 
77        Zum andernmal, vertilget er ihn durch seine Lehre, davon droben gesaget ist. Wie er lehret Werke anstatt des Glaubens, wider das erste Gebot, Gottes Ehre und Werk; im andern und dritten Gebot verdrücket er und lehret eigene Werke und Vermessenheit, verbeut auch den Glauben und Gottes Namen bekennen. Lehret Vater und Mutter ungehorsam seyn, wider das (E416) vierte, wie droben gesaget ist. Lehret, es sey nicht noth, den Feind lieben und wohl thun, wider das fünfte. Zerreisset die Ehe, wider das sechste. Raubet und stiehlet unrecht Gut, und erlaubet dasselbe, wider das siebente. Lehret auch, es sey nicht noth, Leihen und Geben: Summa Summarum, er lehret, es sey nicht noth, Gott und den Nächsten aus Herzen lieben. Das heist freilich die ganze Schrift und Gottesdienst vertilget. 
78        Zum dritten, ist ihm nicht begnüget an solchem giftigen Exempel und tödtlicher Lehre, fähret zu, und über auch zweierlei Gewalt an ihnen: verbannet und vermaledeiet geistlich die Seelen, die ihm nicht folgen; dazu leiblich verbrennet, verjaget, vefolget ihre Leiber, Gut und Ehre auf's aller schmählichste. Was soll er mehr thun, das böse seyn mag? Ich meine, er sey ein Herodes; dennoch muss er Christum lassen bleiben, und mag seinen Willen nicht vollbringen: Er verderbet ihrer viel: aber der Glaube bleibet bis ans Ende der Welt, wiewohl verborgen, flüchtig und unbekannt. 
79         Hier (n79) fragen mich aber vielleicht: Wie ihm denn thun sollen, die jetzt geistlich und unter Herode in falschem Gottesdienst gefangen, in Klöstern und Stiften sind? Antworte ich: Du kannst ihm nicht anders thun, du musst den falschen Dienst ablegen, und dich an Gottes Wort und rechten Dienst halten; oder thun wie die Magi, den Gift im Glauben trinken, dass er dir nicht schade. Du wirst kein ander Mittel finden, Gottes Word wird sich nicht ändern ewiglich. Wiewohl aber ich droben im andern Evangelio auch davon gesaget, muss ich doch aber davon sagen. 
80       Wohlan, wir setzen einen vor uns, der hart drob hält, und streitet wider uns, dass ein Priester, Mönch oder Nonne, oder sonst ein verlobet und gegeben Mensch, sey pflichtig, seine gethane Gelübde zu halten, und möge sie in keinem Weg lassen oder wandeln sein Lebenlang; und gründe sich auf die Schrift: die da saget: Man solle halten, was man gelobet. Wir wollen aber reden von denen Gelübden, die Gott nicht geboten hat, sondern die der Mensch freiwillig thut. Denn, dass wir (E417) in der Taufe Gott geloben zu dienen,und seine Gebote zu halten, solch Gelübde fordert Gott von allen Menschen, davon die Schrift saget Ps. 22,26: "Ich will meine Gelübde Gott erfüllen". Und Ps. 116,18: "Ich will meine Gelübde Gott bezahlen vor alle seinem Volk", und dergleichen; aber der Geistlichen Gelübde hat er nicht geboten. 
81       Mit diesem Gegenpart wollen wir auf zwo Weise handeln. Zum ersten, gründlich schliessen, da kein Zweifel noch Dispitatuion an sey. Zum andern, mit ihm disputiren, forschen und suchen die Wahrheit. Auf's erste, kann und soll nieman daran zweifeln, dass alles, was wider Gottes Gebot gehet, es sey Leben oder Sterben, verdammlich und allerdinge zu lassen, zu wandeln, und zu meiden sey. Denn göttlicher Wille soll oben schweben, und geschehen im Himmel und Erden, wie beten, wenn gleich ein Mensch könnte alle Wunder thun. Das ist je klar und gewiss genug. So ist nun kein Zweifel noch Disputation, sondern gewisslich beschlossen: So jemand ein Pfaff, Mönch, Nonne, oder sonst begeben wird, wider Gottes Gebot, dass solche Pfafferei und Möncherei ganz nichts ist, und allerdinge verdammlich, und er schuldig, dasselbe auch zu lassen und zu wandeln. 
82 Als, so jemand ein Pfaff oder Mönch würde, nur der Meinung, dass er einen Kelch oder Kleinod stehlen wollte, der ist gewisslich wider göttliche Gebote geistlich worden, hat auch daran gesündiget, und sein Gelübde bindet ihn nichts, und soll und mag wieder frei weltlich werden, oder muss von neuem recht aus Herzen und aus guten Grunde geloben. Denn seine Meinung ist nie gewesen, dass er wollte geistlich werden; sondern, wo die Dieberei ihn nicht hätte getrieben, hätte er gewisslich nichts gelobet, und den Stand nicht angesehen; darum kann Gott das Gelübde nicht annehmen, ist's auch vor ihm nicht schuldig zu halten. 
83        Aber vor den Menschen gehet es anders zu; denn da muss halten, wer etwas gelobet, ob er's gleich nicht meine mit dem Herzen. Denn der Mensch siehet des andern Herz nicht, darum nimmt er das Gelübde an (E418) als rechtschaffen, und glaubet, es seyn aus Herzen gegangen; darum hat er Recht, dasselbe zu fordern, und mag vorwenden redlicht, dass der Verlober sey nun anders Sinnes worden, und habe ihn gereuet, welches er ihm nicht schuldig ist zu glauben: hat jener zuvor gelogen, so sey der Schade sein. Aber Gott kann nicht betrogen werden, und er richtet nur nach dem Herzen; darum gilt bei ihm ein solch Gelübde nichts, fordert es auch nicht, sondern zürnet, dass man ihn also versuchet. 
84        Wenn nun jemand geistlich würde, wider das höchste, erste Gebot Gottes in der ersten Tafel, der wäre je so viel mehr schuldig, sein Gelübde zu lassen, denn dieser Dieb, der wider das siebente Gebot in der andern Tafel gelobet hat, so viel die erste Tafel und das erste Gebot höher ist, denn die andere Tafel und das siebente Gebot. Denn wer da stiehlet wider das siebente Gebot, der raubet nur zeitlich Gut, die allergeringste Kreatur. Wer aber wider das erste Gebot handelt, der raubet und verläugnet Gott selber, das höchste Gut und Schöpfer aller Kreatur; das gar unmässlich ärger Pfaffen und Mönche sind, die wider das erste Gebot werden, denn diser diebische Schalk wider das siebente Gebot. 
85 Wie, wenn wir nun beweisen könnten, dass fast alle Pfaffen und Mönche wider das erste Gebot geistlich werden, und wohl so wenig recht göttlich geistlich werden, oder vielleicht weniger, denn solche diebiesche, falske Schälke geistlich werden? O, das hiesse Stifte und Klöster aufgethan, Mönche und Pfaffen ausgeschoren. Nun wohlan, schaue darauf, und höre zu. 
86         Das erste Gebot hält in sich den christlichen Glauben; denn, wer nicht glaubet, der mag keinen Gott haben noch ehren: aller Unglaube ist Abgötterei. Nun ist christliche Glaube, der da sich nur auf Gottes Gnaden ergiebet, durch Christi Blut uns erworben und gegeben, also, dass kein Werk nütze oder gut sey, Gottes Gnade zu erlangen. Denn das ist der Natur zu hoch, die nur in Sünden empfangen und geboren ist, lebet, wirket und stirbet auch drinnen, wo ihr nciht Christus zu Hülfe kommt, welcher allein durch sein Wirken, nicht durch unser Wirken, uns Gottes Hulde erwirbet; und also durch ihn erfüllen wir das erste Gebot, und haben (E419) einen Gott, auf welches Gnaden wir uns verlassen mit aller Zuversicht, dass ohne unser Verdienst er uns in Christo alle Sünde vergiebet und selig machet, wie ofte droben gesaget ist. 
87 Darum ist's unmöglich, dass dieser Glaube leiden sollte neben sich ein Vertrauen auf Werke, als sollte durch sie jemand der Sünden Vergebung und Gnade erlanden, fromm und selig werden; denn solches eignet allein Christo, der durch sein Wirken solches alles thut, und wir nur das glauben, und uns dess tröstlich zu ihm versehen sollen. 
88        Darum ist keine Busse, kein Genugthun für die Sünde, kein Gnadeerlangen, kein Seligwerden, denn nur glauben an Christum, dass er allein für unsere Sünde genug gethan, Gnade erworben, und uns selig gemacht hat. Darnach allererst die Werke frei umsonst thun, ihm zu Ehren, dem Nächsten zu gute, nciht dadurch fromm oder selig zu werden, oder die Sünde ablegen: denn das muss Christo im Glauben allein behalten und unversehret bleiben. Er gestattet keinem Engel, geschweige unsern Werken, dass sie sollten Sünde ablegen, Gnade erwerben und selig machen; das gehühret ihm, er hat's gethan und thut's allein, will das auch von uns geglaubet haben; und wenn wir glauben, so haben wir's auch also. 
89   Davon saget St. Paulus Gal. 2,21: "Kann jemand durch's Gesetz und seine Werken fromm werden, so ist Christus umsonst gestorben;" das ist: wenn wir so viel thun mögen, dass uns Gott um unser Thun willen die Sünde vergiebet, Gnade giebet und selig machet, so dürfen wir Christum nicht. Warum ist er denn anders gestorben, denn dass er fur uns die Sünde büssete, und Gnade erwürbe, und wir an uns und unsern Werken verzagen, nichts auf sie halten, allein auf Christum trotzen, und mit festem Glauben halten, er sey der Mann, den Gott ansiehet für uns, und durch sein allein Verdienst uns Sünde vergiebet, hold wird und selig machet; das heisst ein christlicher Glaube, davon Christus Marc. 16,16 sagt: "Wer da glaubet, der wird selig, wer nicht glaubet, der wird verdammt". 
90 Videre til h3kong7!

Noter:

n31:  Erlanger note: Von hier an haben die Fortsetzung wieder beide Editionen A. und B.

n55:  Erlanger note: B. Vom rechten und falschen Gottesdienst.

n58:  Erlanger note: C. wenn du Gottes Wort treibest und förderst mit allem Vermögen, und über solchem Glauben und Bekenntnis Leib und Leben, etc.

n79:  Herfra og frem til 7#73 kun edition A, siger Erlangernote.