Am Tage der Heiligen drei Könige. (5)

Sept. 1521


Fra Erl 10,372-395.

Indhold: 1: Udlægning af 2 Tim 3,1-9. #6. til 6#31; se nedenstående skema. (Findes kun i udgave A)
         2.  Om den sande og den falske gudstjeneste. 6#55.
         3. Tre måder at tilintetgøre Kristus på. 1: 6#76. 2:
         4. Hvad skal de mennesker gøre, der er fanget i klostrene? 6#79. (Findes kun i udgave A) Misbrug af messen: 7#65.
          5. Igen om Herodes og de vise mænd. 7#73. (findes i begge udgaver). Matt 2,9: Matt 2,11a: 7#81. Matt 2,11b: 7#84. Matt 2,12: 7#110.
 
"Es werden die letzten Zeiten gefährlich seyn; denn es werden Menschen kommen, die von ihnen selbst viel halten, Men det skal du vide, at i de sidste dage skal der komme hårde tider. v2  For da vil mennesker blive egenkærlige (1: #11), 
geizig, hochmüthig, hoffärtig, Gotteslästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich,  pengeglade (3a: #23), pralende (2: #15), overmodige (3: #17), fulde af hån (5: #25), ulydige mod deres forældre (6: #27), utaknemlige (7: #43), spottere (8: #45),
unbarmherzig, störrig, Verläumder, unkeusch, unmild, unachtsam guter Werke Verräther, frevel, aufgeblasen, blind, die da Wohllust mehr lieben, denn Gott,  v3  ukærlige (9: #49), uforsonlige (10: #51), sladderagtige (11: #54), umådeholdne (12: #67), brutale (13: #69), fjender af det gode (14: #70), v4  forrædere (15: #79), fremfusende (16: #84), hovmodige 17: 6#1), [blinde (18: 6#3)] de vil elske nydelser højere end Gud; (19: 6#5)
haben den Schein eines göttlichen Lebens, aber die Kraft desselbigen verleugnen sie. Vor diesen hüte dich. Aus denselbigen sind sie, die durch die Häuser laufen, und führen die Weiblein gefangen, welche mit Sünden beschweret sind, und lassen sich führen mit mancherlei Begierden,  v5  i det ydre har de gudsfrygt, men de fornægter dens kraft.  Hold dig fra dem! (20: 6#8) v6  Til dem hører nemlig de, der sniger sig ind i husene og får magt over kvinder, der er belæssede med synder og lader sig lede af alle mulige lyster,
lernen immer, und kommen doch nimmer zu der Erkenntniss der Wahrheit. Und gleichwie Jannes und Jambres widerstunden Mosi; also widerstehen diese auch der Wahrheit. Es sind Menschen von verrücktem Sinn, und untüchtig zum Glauben; aber sie werden die Länge nicht bestehen, ihre Unweisheit wird vor jedermann offenbar werden: gleichwie jener auch war". etc. v7  og som altid vil lære, men aldrig lærer sandheden at kende (6#12). v8  Ligesom Jannes og Jambres trodsede Moses, sådan trodser også disse mennesker sandheden (6#26); de har fået deres dømmekraft ødelagt, og deres tro står ikke sin prøve. (6#29) v9  Men de skal ikke få mere fremgang, for det skal blive klart for alle, hvor vanvittige de er (6#30), sådan som det også skete med de to andre.
  

Tilbage til oversigten!

Omtales Koestlin4,3#21.
 
1         Das nun Herodes die Fürsten der Priester und Schreiber des Volks versammlet, und forschet nach Christi Geburt, ist eben das unser geistlich Regiment, auch alle ungläubische Werkler thun: sie wollen die Schrift vor sich haben, und was sie lehren, soll in der Schrift stehen; doch also, dass ihre Meinung vorgehe, und die Schrift sich nach ihnen lenke. Denn sie gedenken der Schrift zu gebrauchen nur dahin, dass sie die Wahrheit dämpfen, und ihr Thun bestätigen; gleichwie Herodes die Schrift darum nur suchet, dass er Christum tödte. (E373) 
         Also thut unser Herodes mit seinen Herodisten, der Papst, der suchet wohl die Schrift, brauchet ihr; aber deutet sie nur dahin, dass er den rechten Verstand vertilge, und seinen eigenen Sinn darein setze. Mit solchem Schein werden auch die Auserwählten verführet: denn es ist kein grössrer Schein, der alle Gewissen erschrecket und verführet, als, so man Gottes Namen vorwendet, und sich stellet, als wollte man nur Gottes Schrift und Wort suchen und folgen, und suchet doch darunter nur das Widerspiel, die Schrift zu dämpfen mit allem ihrem Inhalt.   
3   Darum sehen diese Magi den Stern zu Jerusalem nicht, wissen auch nicht, wohin sie gehen sollen. Und alle, die unter solch hübsch gleissend Volk kommen, werden irre, und verlieren den rechten christlichen Verstand, über dem gross scheinenden Wesen der unglaubigen Heiligen, bis dass sie die lautere Schrift recht und wohl fassen. 
4          Gleichwie allhier beide, Herodes und die Magi, die Schrift haben von den Priestern; aber Herodes hat sie in falschen, böser Meinung gefasset. Die Magi fassen sie in rechter guter Meinung; darum kommen sie wieder zu dem Gesicht des Sternen, und werden erlöset von dem herodischen falschen Wesen, darunter sie den Stern verloren hatten. 
5         Also ist hier zwischen Herode und den Magis bezeuget der Streit, so zwischen den rechten und falschen Heiligen sich über der Schrift erhebet, dass die rechten Heiligen wohl ein wenig irre werden, und eine kleine Zeit das rechte Licht verlieren, bleiben aber nicht darinnen. Sie ergreifen zuletzt die rechte Meinung der Schrift, und kommen wider zu dem klaren Licht, lassen die Herodischen in ihrer falschen Meinung der Schrift sich rühmen. 
6          Davon (n6) hat St. Paulus gesaget 2. Tim. 3,1-9: "Es werden die letzten Zeiten gefährlich seyn; denn es werden Menschen kommen, die von ihnen selbst viel halten, geizig, hochmüthig, hoffärtig, Gottesläseterer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, (E374) unbarmherzig, störrig, Verläumder, unkeusch, unmild, unachtsam guter Werke Verräther, frevel, aufgeblasen, blind, die da Wohllust mehr lieben, denn Gott, haben den Schein eines göttlichen Lebens, aber die Kraft desselbigen verleugnen sie. Vor diesen hüte dich.   
7   Aus denselbigen sind sie, die durch die Häuser laufen, und führen die Weiblein gefangen, welche mit Sünden beschweret sind, und lassen sich führen mit mancherlei Begierden, lernen immer, und kommen doch nimmer zu der Erkenntniss der Wahrheit. Und gleichwie Jannes und Jambres widerstunden Mosi; also widerstehen diese auch der Wahrheit. Es sind Menschen von verrücktem Sinn, und untüchtig zum Glauben; aber sie werden die Länge nicht bestehen, ihre Unweisheit wird vor jedermann offenbar werden: gleichwie jener auch war". etc. 
8         Ich meine, St. Paulus habe allhier kein Blatt vor den Mund genommen, und gleich mit Fingern auf unsere geistliche Herren und Herodis heiliges Gesinde gezeiget. Ist doch kein Buchstabe hier gesetzet, den nicht jedermann siehet öffentlich im geistlichen Stande walten. Aber sie haben eine harte Stirn, und meinen, es sey gar nichts von ihnen gesaget; lassen sich dünken, weil der Papst sie bestätiget mit seinem Pergament und Blei, so thäte man ihnen unrecht, so man das von ihnen verstehen wollte. Darum müssen wir den reichen Text Paulli ein wenig bedenken, und eben ansehen, dass wir den Herodem recht wohl erkennen. 
9          Er spricht nämlich, dass solch Volk in den letzten Zeiten kommen soll, welches jetzt viel Jahr gelaufen ist; und sollen gefährlich seyn, darum, dass wenig Leute selig werden, um solcher Verführer willen, die den Glauben vertilgen, und die Seelen mit Menschenlehren und ihrem eigenen Tand erwürgen. Der Apostel lässt sich auch nicht verstehen von den gemeinen Menschen, die wir jetzt die Weltlichen oder Laien nennen; sondern seine Worte sind klar, und ddringet auf das Platten- und Kappenvolk, auf das geistliche Regiment. Denn unter andern ihren edlen Tugenden saget er frei heraus ihre Haupttugend, dass sie einen Schein haben des geistlichen Lebens oder Gottesdienstes, und doch der That entsagen. 
10  Wer weiss nicht, wer dieselbigen sind? Wo (E375) ist geistlich Leben, Gottesdienst, heilige Stände, denn bei den Stiften und Klöstern? Item, das saget er: Sie laufen durch die Häuser, und führen die Weiber gefangen, und lehren sie immer; ist je klärlich von den Lehrern und Predigern gesaget, sonderlich von dem Bettelorden und Landläufern. Item, dass sie der Wahrheit widerstehen, wie Jannes und Jambres Mosi, zeiget auch gnugsam, dass er von denen redet, die im Volk predigen und regieren. Aber lasst und ein Stück nach dem andern sehen. 
11         Zum ersten sind siePhilauti, die viel von ihnen selbst halten, gefallen ihnen selbst wohl; alles, was sie thun, sollen wohl und recht gethan seyn, sie wollen allein gen Himmel, und haben allein den rechten Weg getroffen; sie sind allein die christliche Kirche, sie tragen allein Himmel und Erden. Die andern Leute gegen ihnen sind arme Sünder, in gefährlichem Stande, und müssen ihnen abkaufen Fürbitte, gute Werke und Verdienst. 
12 Endlich haben sie es dahin gebracht, dass alle andere Christen die Weltlichen heissen, aber sie die Geistlichen; dass nicht wohl auszureden ist, wie sie der Titel kützelt, und wie sie sich vor andern Ständen so gut dünken, dass freilich kein Volk auf  Erden kommen ist, dem der Name Philauti eigentlicher gegeben ist, denn diesem, und der Apostel hat sie recht wohl damit getroffen; überaus aber ihr Hauptherr, der Papst, der stinket doch von eitelem eigenen Gutdünkel und selbst Wohlgefallen in aller Welt, dasssie selbst müssen bekennen, wie seine geistliche Rechte sind lauter Philautia, eitel eigen Wohlgefallen. 
13         Hilf Gott, wie viel hält der Greuel von ihm selbst, wie gefället ihm sein Stand sowohl, wie frech scheidet er zwischen ihm und allen Christen, nicht allein Weltlichen, sondern auch Geistlichen, thut nicht mehr, denn kützelt nur sich selbst, dass er sich schier zu todte lachet vor grossem Muthwillen; wie das alles öffentlich bekennen muss, wer sein Leben, sein Regiment, seine Bullen, seine Gesetze und Lehre ansiehet. Solchen Gift schöpfen darnach von ihm die andern, ein jeglicher in seinem Stande; und er hilft ihnen dazu mit Freiheiten, mit Schutz, mit Segnen und Loben. 
14 Darnach lernen solches (E376) von ihnen auch die Laien, ein jeglicher in seinem guten Gebetlein und sonderlicher Weise. Damit gehet denn der christliche Glaube unter, welcher allein in Christo sein Gefallen und Gutdünken hat, alles andere Wesen gilt ihm gleich, und achtet keines besondern vor dem andern. 
15         Zum andern, sind sie hochmüthig, das folget aus dem ersten, eigenem Wohlgefallen, dass sie sich überheben in ihrem Herzen über alle andere, dünken sich besser seyn, denn jedermann. Das siehet man auch überflüssig an dem Papst und Geistlichen, so gar aus der Massen, dass sie unverschämt selbst sagen und rühmen: Der geistliche Stand sey besser, denn der weltliche, obwohl Christen darinnen sind; so doch der christliche Stand allein gut ist, der auch keinen solchen Unterscheid leiden mag, oder muss versinken. 
16 Ja, dieser giftige Hochmuth ist der Grund, darauf alle ihr Regiment stehet; denn wo sie nicht besser sollten geachtet seyn, müsste all' ihr Wesen und Regiment zunichte werden. Diese zwei greuliche, tiefe, grosse Laster, sind so subtil und ganz geistlich, dass sie nicht einen Blick davon sehen; ja, sie halten solche für die Wahrheit und gründliche Gerechtigkeit: fahren also drauf dahin mit ihrem teuflichen, heiligen Leben, lassen sich um solche erschreckliche Untugend heilige, geistliche, selige Leute nennen und ehren. 
17        Zum dritten, sind sie hoffärtig; das folget aus dem andern, aus dem Hochmuth. Denn Hochmuth lässt ihm nicht begnügen, dass er bei ihm selbst sich erhebet; sondern bricht heraus, und will auch so hoch fahren, als hoch er sich achtet, will oben schweben, obenan sitzen, und also fahren äusserlich, wie er sitzet innerlich. Denn Hochmuth und Hoffart haben diesen Unterscheid, dass Hochmuth im Herzen sitzet, Hoffart ist das äusserlich hochtragende Wesen und Geberden. 
18 Wer siehet das nicht am Papst und ganzem geistlichen Stande? Fahren sie nicht mit der That über Kaiser, Könige, Fürsten, und alles, was auf Erden gross und klein ist? Haben sich selbst gesetzet über aller Menschen Güter, Leib und Seel, regieren mit freier, freveler Gewalt daher, als hätten sie sein das beste Recht und Grund. Und wenn (E377) man ihnen saget, wie Christus solche Hoffart verboten habe, da er den Jüngern Luc. 22, 25.26. saget:; "Wer da will unter euch der Grösseste seyn, soll der Kleineste seyn; und: Ihr sollt nicht herrschen, wie die Fürsten der Heiden:" so brechen sie dem Spruche alle Zähne ausm und geben eine Glosse, die niemand soll geben, denn sie allein, und sagen: 
19 Christus habe damit nicht verboten Obrigkeit und Hochfahren über die anderen; sondern die Meinung des Herzens, dass sich das nicht soll erheben und besser dünken, denn die andern. Denn, wie sie sagen, es mag wohl ein Prälat seyn, der demüthig sey, nicht sich im Herzen über jemand erhebe, dennoch äusserlich oben schweben müsse. Daher führen sie nun etliche Sprüche der heiligen Väter, damit sie nur sich und jedermann blenden und narren. 
20        Der Apostel saget von dem äusserlichen Hochfähren, weiss fast wohl, dass der muss geistlich Oberster seyn, der die andern lehren oder regieren soll; aber sie machen geistlich, das leiblich ist: denn sie wollen leiblich oben schweben, ihre Güter, ihre Ehre, ihre Geberden, ihre Person, ihr Recht, ihr Regiment, soll über alle Güter, Ehre, person, Wesen und Regiment fahren. Da wollen sie hinaus, und fahren auch da hinans, die lieben Junker, machen uns aus leiblichen Gütern, Ehre, Person, Geberden, Kleidern, etc. geistliche Dinge. 
21         Christus war auch geistlich der Oberste auf Erden, denn er lehrete jedermann, als ein lehrer und Meister; aber damit setzte er dennoch seine Person über keinen Menschen, ja, dienete ihnen mit allen, dass er hatte und vermochte. Also, die Propheden und Apostel waren ohne Zweifel die Obersten auf Erden, geistlich, denn sie waren der Welt Licht und Lehrer; aber wenn hat je einer seine Person, sein Gut, sein Wesen über einen Menschen, geschweige über Könige und Fürsten gesetzet? sie waren vielmehr denselbigen mit Leib und Gut unterthan, u9nd geboten auch denselbigen unterthan zu seyn; wie auch Christus selbst dem Kaiser unterthan was, Matth. 17,27. 
22 Lieben Herodisten, geistlich Regiment lässt sich nicht mit Augen sehen, es regieret weder über Güter noch Person, sondern über die (E378) Seelen und Geister durch das Wort Gottes. So machet ihr ein weltlich Regiment daraus, und geben ihm den Namen geistlich, nur zu decken und zu schmücken die verfluchte Hoffart, dass ihr niemand unterthan seyn dürfet, keinen Zins, keinen Zoll, keinen Schoss geben; sondern, von aller Pfllicht ausgezogen, allein einnehmen und rauben möget. 
23        Ich habe vergessen und übersehen, dass ich im andern Stück sollte den Geiz gesetzet haben, muss ihn hier am vierten herein bringen. Diess Laster ist so grob im Papst und geistlichem Stande, dass jetzt Stein und Holz darüber schreien. Aber das ist noch alles nichts gegen dem, das wenig Leute sehen, nämlich, dass der geistliche Stand fast auf lauter Wucher gestiftet ist, durch den hochverdammten Zinskauf, den der Papst zum Rückhalter und Patron des Geizes eingesetzet hat, und damit die Welt verschlinget zusehens: auch den heimlichen Geiz, der unter ihnen regieret, siehet unter tausend kaum einer, dass sie nur geistlich werden um leiblicher Nahrung und Versorgung willen. 
24       Es hat die Wahrheit das Sprüchwort erfunden: Verzweifeln machen einen Mönch. Denn wie viel ist ihrer, die nicht allein darum geistlich werden, dass sie sorgen, sie mögen sich nicht ernähren, oder müssten mit Arbeit und Mühe sich ernähren? Denn auch jetzt Bischöfe und Stiftsherren aus diesem Grunde werden. Was ist aber das anders, denn Geiz, der Gott nicht so viel trauet, dass er ihn ernähren möge, der ihn geschaffen hat? Aber etliche werden auch aus solcher Verzweifelung geistlich, dass sie sonst nicht trauen selig zu werden; aber der ist das wenigere Theil, und ist auch nicht ein guter Grund; darum bauet sich's auch nicht wohl darauf. 
25         Zum fünften, sind sie Lästerer; das muss auch folgen aus den vorigen Tugenden. Denn, soll ihr Hochmuth, Hoffart, Geiz und eigen Gefallen sich erhalten und bestehen, so müssen sie, wahrlich, sich rüsten mit Harnisch, und denen wehren, die solches strafen durch die Schrift; wie es denn billig zu strafen, und der Schrift unleidlich ist. Darum muss der Papst allhier Bullen und Gesetz lassen ausgehen, und vermaledeien, (E379) verdammen lästern, bannen alle, die solch sein Regiment anfechten, und sagen, es sey nicht Gottes, sondern des Teufels Wort, das seiner Heiligkeit und seinen Geistlichen widerstehet, und sey zu vermeiden als die ärgste Ketzerei, wie auch St. Petrus 2. Epist. 2,2. verkündiget hat, "dass solch Volk sollte verlästern den Weg der Wahrheit", darnach soll es sagen, es thue das alles um Gottes Ehre und der Geistlichen Güter willen; und seine Rotte, sein herodisch Gesinde soll ihm anhangen, und solche Lästerung und Vermaledeiung so weit breiten, als ihr Geiz, Hochmuth und Hoffart regieret, dass die Welt schwemm voll Gotteslästerung und Vermaledeiung. 
26 Ach Gott, himmlischer Vater, deines greulichen Zorns und schrecklichen Gerichts über die Welt, in diesen gefährlichen, elenden Zeiten, und leider, dass niemand erkennen will; willst du denn alle Menschen umsonst geschaffen haben? 
27        Zum sechsten, sie sind den Eltern ungehorsam. Gott hat nächst seinem Gehorsam geboten der Eltern Gehorsam, vor allen Dingen und über allen Dingen. Aber was lehret jetzt der Papst und geistliche Regiment? Wenn ein Vater einen Pfaffen oder Bischof hat, so hat er einen Herrn über sich erzogen, der ihm in keinem Wege mehr schuldig ist gehorsam zu seyn, um der grossen Würdigkeit willen der hochheiligen herodischen Geistlichkeit. 
28 Darum lebet auch das Volk in einem freien, unsträflichen Leben, wie wir sehen. Gottes Gebot, von der Eltern Gehorsam, ist zerrissen, und geben vor, sie sind nun unter Gottes und höhern Gehorsam; so doch Gott nicht einen Buchstaben von ihrem Stande geboten hat, sondern sie haben's von ihnen selbst erwählet. Nun widerrufet Gott sein Gebot nicht um sein selbst willen, geschweige denn um Menschen Wählen und Erlesen willen. 
29 Item, die Klöster sind auch nun in den Schwang kommen, solches Gottes Gebot los zu machen: da entläuft Sohn oder Tochter dem Vater ohne seinem Willen ins Kloster; das urtheilet der heilige Vater Papst mit seinen Herodisten, es sey recht und wohl gethan, und zwinget gleich die Leute, dass sie Gottes Gebot um Gottesdiensts willen zerreissen. Also gehet jetzt der ganze geistliche Stand frei und los von (E380) diesem höchsten und ersten Gebot Gotters der andern Tafel. 
30        Willst du aber mir folgen, ich will dur aus vollem Geist, in dem Namen Christi Jesu, unsers Herrn, recht rathen: Wird dir dein Kind ohne deinen Willen geistlich, es sey Pfaffe, Mönch oder Nonne, magst du, ob du willst, drein verwilligen hernach, und den Ungehorsam lassen geschehen; willst du aber nicht bewilligen, und besorgest vielleicht deines Kindes, es möchte, Gebrechlichkeit halben, der Keuschheit nicht halten, oder sonst in ein irrig wüste Leben gerathen, oder vielleicht falsch geistlich werden, oder bedrafst sein, so mache nur nicht viel Disputirens, gebe frei hin, und zeuch das Kind aus dem Kloster, aus Kutten, aus Platten, und worein es geschlossen ist. Siehe nicht an, wenn es hundert tausend Gelübden gethan hätte, und alle Bischöfe auf einem Haufen dran gesegnet hätten.
31 Dein Kind ist dir befohlen von Gott zu regieren, und von dir wird er's fordern, so du es lässest verderben, und du ihm wohl rathen und helfen kannst. Saget man dir etwas, so halte wieder entgegen Gottes Gebot, dass Kinder sollen gehorsam seyn den Eltern, zuvor, wo die Eltern sorgen der Fährlichkeit, und wollen's nicht gestatten. Hat doch auch des Papsts Gesetz in sich, dass ein Weib ihren Mann mag aus dem Kloster oder Priesterschaft ziehen, ohne alle Hindernisse. Nun ist ja das vierte Gebot, den eltern gehorsam zu seyn, in den Dingen, die nicht wider Gott sind, eben sowohl Gottes Gebot, als dass Mann und Weib sich nicht scheiden sollen. 
32 Darum sage ich, der Papst nimmt ihm vor aus lauterem Frevel, Mönche und Nonnen aus den Klöstern zu ziehen, und hat sein nicht Macht; die Eltern haben dess Macht, und mögen ihr Kind drinne lassen oder heraus nehmen, wenn und wie sie wollen, oder wie sie sehen, dass den Kindern nutz ist. 
33         Sagen aber die Herodisten hier, dass der Eltern Gehorsam hier aus sey, darum, dass Gottes Dienst sey über das vierte Gebot im ersten Gebot geboten; sollst du frei antworten: dass Gottesdienst sey nicht geistlicher Stand, er habe auch nichts davon geboten, sie lügen also, und nennen ihre Fündlein Gottesdienst. Gottesdienst ist (E381) nicht anders, denn seine Gebote halten. Seine Gebote aber in der ersten Tafel fordern Glauben und Liebe Gottes; nun gehen ja die nicht in dem Glauben und Liebe Gottes, die da geistlich werden, sondern im äusserlichen sonderlichen Wesen, da weniger Liebe und Glaube ist, denn in keinem ehelichen oder weltlichen Wesen. 
34        Aber nun sehen's, leider, viel Leute gerne, dass ihre Kinder geistlich werden; denn sie sehen die Fäurlichkeit nicht, die drinnen ist; etliche geliben auch ihr Kind zum geistlichen Stand. Solches alles ist nur eitel Unwissem vom Glauben und christlichen Stand. Wenn aber die Eltern etwas geböten, das wider Gottes Gebot wäre, als wider den Glauben und Liebe des Nächsten, da ist ihnen nicht zu folgen, da gehet Christi Wort vor: "Wer Vater und Mutter lieber über mich, der ist mein nicht werth", Matth 10,37. sonst soll das Gebot, vom Gehorsam, bleiben. Doch mögen und sollen die Eltern bewilligen, und sich erbitten lasssen, wo es zu thun ist, und des Kindes Nutz ist an der Seele. 
35         Hier fället nun herein ein ander Stück, da auch viel anlieget, nämlich, von der Kinder Ehe. Niemand ist zwar so thöricht, dass er sein Kind zwinge zur Ehe, und soll auch nicht seyn; wenn es aber geschähe, achte ich, das Kind sollte Gehorsam über die Jungfrauschaft setzen, oder das dem Vater abbitten. Desgleichen sollte man auch nicht zwingen, den oder diesem Gemahl zu nehmen, sondern mit Verwilligung des Kindes geschehen; gleichwie Rebecca geschah 1. Mos. 24,58. Wo aber doch der Gehorsam zwinget, achte ich, es müsse geschehen. 
36        Aber da ist die Frage: Ob der Vater Macht habe zu reissen die Ehe, so sein Kind ohne seinen und wider seinen Willen verlobet hat? Hier antwortet der Papst, und saget nein, löset das Kind von des Vaters Gehorsam; ich halte aber ja und löse das Kind nicht von des Vaters Gehorsam, meine auch, es haben kein Menschen Macht, zu lösen, zuvor ehe sie zusammen gesessen sind. Denn wo sie zusammen gesessen sind, oder Früchte haben, oder gerne bei einander sind, ist's (E382) unfreundlich, dass der Vater da wollte scheiden und reissen, ob er's gleich Gewalt habe; denn wie gross seine Gewalt hierinnen ist, ist er doch schuldig der liebe und Freundschaft, dass er dem Kinde etwas durch die Finger sehe, und mit seinem Willen handele, auf dass nicht solches Scheiden lauter Eigenwillen und Muthwillen sey, ohne alle Ursach vorgenommen. 
37 Denn es sind die Eltern auch zuweilen gesinnet, dass sie mehr auf ihren eignen Muthwillen, denn auf des Kindes Nutz und Noth sehen. Wiewohl dasselbe ein Kind leiden soll, ist's doch nicht recht vom Vater, der ja schuldig ist, seinem Kinde freundlich und nach seinem Besten helfen, und seiner Macht nützlich an ihm brauchen: gleichwie Manohe und sein Weib sich ihren Sohn Simson erbitten liessen, dass sie ihm ein Weib gaben, das er begehrete, und sie nicht gern sahen, Richt. 14,3. 
38         Wo es aber geschieht, dass die Metze sich heimlich verlobet, und der Vater oder Vaters Statthalter sie einem andern giebt, soll sie des Papst Strick hier mit Füssen treten, und ohne alle des Gewissens Beschwerung den ersten fahren lassen, und dem andern folgen; denn der Papst hat keine Macht, wider Gottes Gebot zu handeln, oder das erste Gelübde zu bestätigen, und das andere zu reissen, machet damit die Gewissen irre, und sprich eine solche Metze sey eine Ehebrecherinn, so sie bei dem andern lieget; und zwinget sie doch zu ihm, und spricht, sie soll solches leiden, und nicht mit Willen bei ihm liegen, auch nicht die eheliche Schuld fordern. 
39 O du Seelenmörder, wie tröstest du die Gewissen, wie wirrest du eins ins andere, dass kein Raum bleibet der Seligkeit, und recht fährliche Zeit aufbringest. Kann aber die Metze abbitten, dass sie bei dem ersten möge bleiben, so sie ja grosse Lust zu ihm hat, mag sie wohl thun; sonst gebe der Gehorsam fur und für, fordere Eheschuld, und thue, als hätte sie nie etwas verlobet. Und wenn man diese Regel im Brauch hätte behalten, so wäre das heimliche Verloben längst verblieben, und die grossen irrigen Stricke der Gewissen im päpstlichen Recht nimmer aufkommen. 
40         Nun siehest du, meine ich, wie scharf St. Paulus in das geistliche Regiment gesehen hat, welches alle Kinder (E383) lehret, den Eltern ungehorsam seyn, giebt ihnen Freiheit zu weltlichen und geistlichen Ständen zu greifen, oder ja zu bleiben, so sie darin gegriffen haben ohne der Eltern Willen. Und also hat es Gottes Gebot, vom Gehorsam, rein aufgehaben und zerrissen, daneben doch die Gewissen so klaglich verwirret, dass sie nirgend aus konnten. Wie sie nun durch ihre geistliche Heiligkeit den Eltern ungehorsam und los sich machen von Gottes Gebot, also lehren sie auch das junge weltliche Volk in dem ehelichen Stande zu thun. 
41         Aber ein frommKind soll lernen seine Eltern ehren, und was sie mit ihm schaffen, das nicht wider Gottes Gebot ist, soll es ihm gefallen und gethan seyn lassen. Und wenn es könnte Todten aufwecken, oder der Himmel for ihm offen stünde, sollte es doch der keines vornehmen, wenn es wüsste, dass wider seine Eltern wäre. Denn wer den Eltern gehorsam ist, der ist auch Gott gehorsam, dess das Gebot von Eltern Gehorsam ist; und darum, was wider der Eltern Gehorsam geschieht, so es nicht von Gott gefordert wird, solle es gerne zerreissen lassen, es sey wie gut es wolle, oder wie gross Gottesdienst es seyn mag; denn es kann Gott nicht gefallen, was da geschieht wider die Eltern, so sie nicht wider Gott gebieten. 
42 Darum spricht Gott durch Jeremiam c. 29,6. zu den Eltern: "Gebet euren Kindern Weiber, und euren Töchtern Männer" etc. dass nicht die Kinder selbst nehmen, sondern die Eltern Macht haben sie zu vergeben. Das sey diessmal genug davon; es wäre wohl mehr davon zu sagen. 
43        Zum siebenten, sind sie undankbar, nicht allein Gott, welches vonnöthen seyn muss, wenn sie ihn lästern, sein Wort verdammen, und seine Gebote zerreissen; sondern auch den Menschen: denn sie haben gross Gut und Ehre von den Fürsten und aller Welt, und das ganz ihr süsse Leben ist der andern Schweiss und Blut; noch erkennen sie das do gar nicht, dass, wenn eine Stadt oder Land verderben sollte, so thäten sie ihm keine Steuer noch Hülfe von ihrem übrigen Reichthum u9nd Schätzen; da ist schlecht nicht mehr, denn nur in meinem Sack. Dazu, wenn nicht ihre Zinse und Güter voll und unverrückt bleiben, ist keine Barmherzigkeit mit (E384) Bannen, Treiben und Martern; da denket niemand bei sich: Ei wohlan, wir haben solche Güter und übriges von dem und dem Geschlecht oder Lande, dieweil es in Unrath und Verderben ist kommen, wollen wir ihm wieder Liebe erzeigen, und die Hand reichen. 
44 Es ist geistlich Gut, das muss Weltlichen nicht dienen; ja, sie achten's für die allergrösste Untugend, sollten sie so dankbar seyn; und sprechen: Wer das thut, der verwüstet dem Stift, dem Kloster, der heiligen Kirche ihre Güter. Darum, auf dass ja der Kirchen Güter bleiben, muss christliche Liebe und natürliche Dankbarkeit untergehen; noch sind sie geistliche, heilige Leute, und fahren allein zum Himmel, wie die Kuhe ins Mäuseloch. 
45          Zum achten sind sie ungeistlich, die keines heiligen Dinges achten. Hier thut ihnen der Apostel grosse Gewalt, dass er sie Anosios nennet. Osios heisst, geweihet, heilig, geistlich, die da sollen mit heiligen Dingen umgehen, und dazu verordnet sind; wie denn durch's Weihen Geistliche oder Heiligen werden. Anosios heisst, ungeweihet, oder ungeistlich. Ist's denn nun nicht ein freveler Apostel, der die Geistlichen dürre heraus nennet die Ungeistlichen, und die Geweiheten nennet die Ungeweiheten? Haben sie doch Platten, sind mit Oele gesalbet, haben auch weisse Chorröcke, halten auch Messse, singen hoch, und lesen nieder, orgeln und pfeifen, läuten Glocken, und klingeln Schellen, weiihen Kirchen und Kapellen, räuchern Weihrauch, und sprengen Wasser, tragen Kreuz und Fahnen, kleiden sich mit Seiden und Sammet; und, das gross ist, tragen güldene Kelche und silberne Monstranzen. 
46   Sind das nicht geistliche Dinge, was isst dann geistlich? so muss der Papst und Bischof irren. Fürwahr, St. Paulus ist in des Papsts Bann, und redet wider das heilige geistliche Recht, darinnen eitel solche genennete geistliche Dinge gehandelt werden. 
47         Keine Kuh, oder Esel, oder Saue, ist so gar ohne Sinn, dass sie solche Dinge nicht erkenne, dass es leibliche und äusserliche Dinge sind, davon niemand geistlich noch heilig wird; noch müssen's jetzt allein geistliche und geweihete Dinge heissen bei diesem herodischen Regiment. Darum nennet sie St. Paulus recht die (E385) ungeistlichen Geistlichen, eben um solches ungeistliche geistliches Wesens willen, darüber sie lassen die recht geistlichen Dinge liegen. Er hat eben in ihr verkehrt Wesen gesehen, wie sie sich die Geistlichen aufwerfen, und verkehret auch ihren Namen; als sollte er sagen: Sie wollen die Geistlichen seyn, und sagen, sie handeln die geistlichen Dinge; sie sind mehr die Ungeistlichen, und gehen mit Narrenwerk um, lassen die rechten geistlichen Dinge liegen. 
48        Denn Osios, oder geistlich, heisst, der das Wort Gottes und die Sacrament handelt und reichet, auf dass er sich und die Leute zu Gott bringe; das ist eigentlich der Geistlichen Amt. Aber sie thun der keines; ja, durch ihren Missbrauch in allen Sacramenten, zuvor in der Messe, bringen sie sich und jedermann nur weiter von Gott; so predigen sie auch kein Evangelium, und thun kein geistlich Amt recht; davon viel zu sagen wäre. Der Apostel hat mit diesem Wort begriffen alles, was ihr eigentlich Amt betrifft, davon sie geistliche heissen, spricht: Sie thun ihr keines, darum sind sie mehr die Ungeistlichen. 
49         Zum neunten, unbarmherzig; sie meinen keinen Menschen mit Herzen, das ist, sie nehmen sich keines Menschen an, lassen jedermann gehen, wie er gehet, fahren, wie er fähret; wenn sie nur genug haben, sind sie zufrieden. Es ist der Geistlichen Amt, wie gesaget ist, dass sie der Leute in geistlichen Dingen warten sollen; sollen auch sehen, dass leiblich niemand Noth leide von Armuth. Nun ist's offenbar, dass bei keinem Menschen auf Erden weniger Acht und Annehmen ist der Leute, denn bei den Geistlichen; das machen alles die vorigen Untugenden, Geiz, Undankbarkeit, Ungeistlichkeit. 
50 Es ist nur ein Volk auf seinen Nutz und Gesuch gerichtet, in weltlichen und geistlichen Gütern. Es wollte denn jemand den Papst und die Seinen davon schelten der Freundlichkeit, dass er so viel Christenblut vergeusst, alle Welt zu Kriegen reizet, mit Ablass und allerlei Büberei die Welt aussäuft, säuget und schindet. Es ist eine sonderliche feine Tugend der Regenten, wenn sie sich der Unterthanen annehmen, und lassen ihnen ihre Sache und Noth zu Herzen gehen in weltlichen (E386) Dingen: viel feiner ist sie, wenn die Geistlichen auch also thun in geistlichen Dingen, wie sie sollten, wenn sie Osii wären; aber nun sind sie Anosii und Astorgi, beide ungeistlich und unfreundlich. 
51        Zum zehnten, sind sie störrig, oder ungemein. Da fähret St. Paulus aber mit dem Kopf und Sturm in das heilige geistliche Recht, das doch so viel lehret von Privilegiem, Freiheiten, Auszügen; und trifft eben das heilige Scrinium pectoris zu Rom. Die Natur und Gottes Ordnung hält das: So Menschen unter einander in der Gemein leben müssen, ist noth, dass sie zusammen thun, und gemeine Bürden auf gemeinem Rücken tragen, gemeine Arbeit mit gemeiner Hand thun; also verbindet sie die Noth des gemeinen Wesens. 
52 Dawider hat der Papst und geistlich Recht ihre Privilegia, Libertates, Immunitates, Indulta, Gratias, und eitel Auszüge, dass er mit den Seinen nur der Nutzung gemeiner Güter brauche, lasse die andern die gemeine Arbeit thun, und gemeine Bürden tragen; und wäre die alltergrösste Sünde, wer St. Paulo folgen wollte, und die Privilegia lassen, und mit der Gemeinde die Bürden und Beschwerung tragen; ob sie wohl sehen, dass solche ihre Freiheit scheele Augen machent und verdrüsslich ist, die Herzen erbittert, aus redlicher Ursache, und damit wider die brüderliche Liebe ist. 
53        Ueber das hat der heiligste Vater Papst Gewalt, ob sich etliche Geistliche gleich wollten oder hätten verbunden mit der Gemeinde, alle solche Bunde zu reissen, absolviren von Eiden und Gelübden, als die zu Nachtheil geistlicher Güter geschehen sind. Es ist eine Frucht der Unfreundlichkeit, dass nur sie allein, und sonst niemand, frei und reich sey, Genüge und Lust habe, und unbeschweret ohne Gefahr und Sorge lebe. Ungemein und eitel Auszüge muss ihr Ding seyn, darum nennet sie St. Paulus Aspondos, die Ungemeinen, Störrigen, der niemand geniessen kann, und sie jedermanns geniessen wollen; die das Vortheil in allen Dingen haben wollen, und das Nachtheil von sich weisen; welches in einer Gemeinde von niemand zu leiden ist: und ist nicht allein wider die christliche Liebe, sondern auch wider die natürliche Billigkeit, und aller Menschen Vernunft. (E387) 
54         Zum eilften, sind sie Verläumder, Schänder oder Afterreder. O des grossen Lasters, das St. Paulus hier rühret, welches gemeiniglich in den Geistlichen regieret vor allen Menschen, auch in denen, die vor der Welt hoch berühmt sind, der Zucht, Ehre und ehrbares Lebens. Habe nur acht drauf, wie sich dieselbigen Leute stellen zu der andern Leute Sünde oder Gebrechen, wie sie aufwerfen ihre Liebe und Gunst zur Zucht, Ehre und Ehrbarkeit, wie sie so grossen Ernst vorwenden zur Gerechtigkeit, dass da lauter keine Barmherzigkeit noch Liebe überbleibet gegen ihren Nächsten. Dass wir das mögen wohl erkennen, müssen wir Raum dazu nehmen, und mit Muse davon reden. 
55        In den vorigen Lastern ist bezeuget, wie sich halte dieser Haufe gegen die Person und Güter ihrer Nächsten. Hier saget er eigentlich, wie sie sich halten gegen die Sünde ihrer Nächsten. O wie blind und unwissend sind sie hier, wie führet sie ihr eigen Wohlgefallen und Hochmuth. Die Schrift lehret uns gegen unsers Nächsten Sünde also halten: 
56        Zum ersten, dass wir nicht argwöhnisch seyn sollen, sondern alles zum Besten wenden, wo sich's immer leiden will, was wir sehen von unserm Nächsten, das nicht öffentliche Sünde ist. Denn so schreibet St. Paulus 1. Cor. 13, 7: "Die Liebe denket nicht Arges", das ist, sie versiehet sich zu einem jeglichen das Beste, und ist nicht argwöhnisch auf jemand, denket, wie sie thut und meinet, so thue und meine ein andrer auch. Sie aber, wenn sie gleich etwas scheinlich übel thut, meinet sie es doch gut; darum leget sie auch aller andrer Thun zum besten aus, wie böse es auch scheine. 
57        Zum andern, wo aber des Nächsten That öffentlich böse isg, dass sich's nicht wenden mag zum Besten, da thut sie also: Ist es heimlich, dass sie es alleine siehet oder erfähret, so schweiget sie stille, und lässt es bei ihr begraben seyn, saget keinem Menschen davon, und wo sie kann, deckt sie es zu, dass es ja niemand mehr erfahre, und behält also ihren Nächsten bei Ehren; nimmt ihn doch vor sich, strafet ihn darum, und bittet für ihn, hat auch Geduld u9nd Barmherzigkeit mit ihm, denket, wie jener Vater saget: Dieser ist gestern ge- (E388) fallen, heute falle ich; oder: sündiget der in diesem Stück, so sündige ich im andern; wir dürfen beide gleicher Gnade. Darum vergiebet sie und hilft, wie sie bittet, dass ihr vergeben und geholfen werde. 
58         Das lehret Christus Matth. 18,15: "Sündiget dein Bruder bei dir, das ist, heimlich, dass du es allein siehet, so strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Und St. Paulus Gal. 6,1. So ein Mensch übereilet würde von einem Fehl, so unterweiset ihn mit sanftem Geist, die ihr geistlich seyd, und siehe zu, dass du nicht auch versuchet werdest". 
59        Zum dritten, wo des Nächsten Sünde öffentlich geschieht, dass sie nicht mag bedecket werden, sondern mehr Leute davon wissen, so thut sie abermal also: schweiget stille, saget es niemand weiter, gehet hin, und saget es seinem Obersten, der ihn zu strafen hat, und lässt es dabei bleiben; bittet für ihn, und hat Barmherzigkeit über ihn, wie vorhin. Also lesen wir 1. Mos. 37,2 dass Joseph seinem Vatger, Jacob, ansagete, wie seine Brüder ein böse Geschrei hatten: er sagte nicht ihre heimliche That; sondern, wie der Text giebt, das böse Gerüchte von ihnen, dass ihre That nicht mehr heimlich, sondern öffentlich war, und die Leute davon redeten. 
60         Dagegen sieht, was die Liebhaber aller Zucht und Ehre jetzt thun. Zum ersten, weil sie viel von sich selbst heimlich halten, und ihnen selbst wohlgefallen, dünket sie, kein Mensch thue und meine es so gut als sie, sind die argwöhnigsten Leute auf Erden, voll unnützer Sorge und Peinlichkeit, es thue niemand recht, wenden alle Dinge zu ärgesten; und ob das Werk gut sey, denken sie doch, die Meinung sey arg. Da forschen sie denn und grübeln, die Meinung zu erfahren, haben nicht Ruhe, bis dass sie etwas Böses von dem Nächsten hören. O welche feine, redliche Leute, gehen in diesem Laster, und es lässt sich zuweilen ansehen, als sey es Vorsichtigkeit, dass sie nicht betrogen werden. 
61 Aber Vorsichtigkeit siehet auf die zufällige Gefahr, und thut so viel, dass sie gewiss sey und nicht betrogen werde, spricht frei: Ich glaube, du meinest es nicht böse, aber wir sind alle Menschen, es möchte sich mit (E389) dir wandeln und fehlen, als wohl als mit mir etc. Aber der Argwohn siehet nur auf das gegenwärtige Werk, und denket kein Gutes drauf, nicht auf die zufällige Gefahr; er meinet, es sey schon verderbet, welches die Vorsichtigkeit gut achtet, und Mittel beisetzet, dass nicht böse werde. 
62        Zum andern, wenn der Argwohn die Uebelthat des Nächsten heimlich siehet, oder erfähret, da hat er seine Lust, da kann er denn zeigen, wie fromm er sey, und wie böse andere Leute sind, wie lieb er die Gerechtigkeig, Zucht und Ehre hat. Da muss der arme Zöllner dem Pharisäer herhalten; da muss Noa seine Scham seinem Sohn Cham zeigen lassen. Ei, spricht man denn, welch ein ehrbar fromm Mensch ist das; da muss jedermann dieses Nächsten Uebelthat wissen.  Argwohn = Mistanke, mistænksomhed
63         Etliche haben auch ihre grösste Lust, dass sie von anderer Sünde sagen udn hören mögen, sprechen: Ist's doch wahr. Diess Laster regieret greulicher, denn jemand glaubet, sonderlich in den scheinenden, ehrbaren, züchtigen Leuten: da ist kein Zudecken, kein Strafen, kein Bessern, kein Fürbitten; sondern eitel Schänden und Verläumden: und sind doch heilige, geistliche Leute. 
64        Zum dritten, wenn sie aber strafen wollen oder verklagen, so thun sie so unbarmherzig mit ihnen, als dürfen sie keiner Gnade, als hätten sie nie keine Sünde gethan, sagen's nicht seinem Obern, sondern schelten ihn vor den andern öffentlich, die es zuvor nicht gewusst haben. Da gehet die Liebe der Gerechtigkeit in hohem Preis, bringen den Nächsten damit um seine Ehre, setzen ihn zu allen Schanden; da lieget ihnen nichts an, ob er gleich drob sollte verzweifeln, Leib und Gut hinnach werfen, und ein erwegen Mensch werden; sie haben die Sünde gestrafet, als die frommen, ehrbaren Leute, nach der Besserung aber mag ein andrer sehen. Sie verwerfen ihn auch von sich, als der nimmer kein nütz werden möge. 
65        O welch ein unsinnig Volk der heiligen ehrbaren Leute ist das; da machen sie ihnen kein Gewissen von, gehen hin und beten, als hätten sie es wohl ausgerichtet. Siehe, zu diesem Laster bringen sie die vorigen, dass sie hochmüthig, viel von ihnen selbst halten, (E390) und die zwei nächsten, dass sie unbarmherzige, hartherzige, störrige Leute sind, die sich niemands annehmen, niemand nütze sind, nur ihre Ehre suchen an den andern, mit Schande und Schaden derselbigen. Aus diesem Grunde nennet sie hier St. Paullus Diabolos, Verläumder und Schänder, dass sie ihres Nächsten Sünde nicht anders wissen zu handeln, denn dass sie dieselbigen zu Schanden machen, ihren Leumund öffentlich rauben, auf dass sie sich nur hocn dargeben, wie fromm, züchtig und ehrbare Leute sie sind. Denn wo sie barmherzig oder gutherzig wären, würden sie nur die Besserung suchen, nicht die Person schänden oder vorwerfen, sondern die Sünde vertilgen. 
66        St. Paulus hat sie, wahrlich, recht getroffen; denn die Erfahrung giebt es, wie unsinnig die Geistlichen und ihres Gleichen sind, anderer Leute Sünde und Schande zu hören, lachen, sagen und ausbreiten, dass sie wohl Diaboli heissen. St. Paulus brauchet das Wörtlein, Diabolus, allezeit auf diesen Sinn; wiewohl etliche den Teufel also nennen, welches Art auch ist, der Menschen Sünde aufdecken, schänden, ausbreiten udn gross machen. Aber St. Paulus, wenn er den Teufel will nennen, spricht er gemeiniglich Satanas. Also saget er 1. Tim. 3,6: "Ein Bischof soll nicht ein Neuling seyn, dass er sich nicht aufblase, und falle ins Urtheil des Diaboli, das ist, des Verläumders, dass er nicht habe Ursach, übel von ihm zu urtheilen" etc.
67         Zum zwölften, sind sie unkeusch. Was sollten sie thun vor solchem hoffärtigen, freien, sicheren, müssigen, lüstigen, muthwilligen Leben? Wie wäre es möglich, dass sie keusch blieben bei den vorigen Stücken, so die kaum bleiben mögen, die in eitel Tugenden ritterllich leben? Nun, diess Laster ist öffentlich genug bekannt in ihnen, sie treiben's über die Maass, und sind dennoch unsträflich. Niemand aber ist schuldig an dieser Unkeuschheit, denn der Papst, damit, dass er die Ehe verboten hat dem geistlichen Stand. Wenn ihnen die Ehe würde gelassen, würden gar viel der vorigen Untugend ablassen, und müssten gar viel in ein ander Regiment treten. Das wusste der böse Geist wohl, darum, auf dass solche Untugend gestärket würde, bliess er (E391) dem Papst ein, dass er die Ehe verböte; damit sind sie in ein sonder eigen Wesen kommen, und ihnen selbst wohl gefallen; und endlich, mit dem Schein hat er sie verblendet, dass sie die vorigen eilf Untugenden nicht erkennen, nimmer bereuen noch büssen, sondern für gross Recht und Tugend halten, fahren also darauf gen Himmel. 
68 Allein diese zwölfte ist so grob, dass sie ihr nicht läugnen mögen; da reuen und beichten sie von, und werden alsdann schneeweis: gleichwie eine Sau, die mit dem ganzen Leibe im Schlamm lieget, und ein Ohr oder etliche Borsten auf dem Rücken rein behält. 
69        Zum dreizehenten, sind sie ungütig, das ist, ganz unversuchte, ungebrochene, unerlittene Menschen, die gar keinen Schimpf verstehen können; wo du sie antastest, da brechen sie entzwei. Und das muss alles folgen aus dem freien Leben, darinnen sie erzogen werden: wie ein Kind, dem man seinen Willen lässt, wie rauch, knoticht und ästig dasselbe wird; also sine diese auch ein ungelenk, unbehebig, unleidlich Volk. Sie sind gewohnet, dass man sie ehre, genug gebe, ihren Willen lasse, ungestraft lasse; darum, was ihnen anders begegnet, das leiden sie nicht. Wären sie aber unter der Zucht, wie andere, so müssten sie sich oft brechen und lassen, das sie jetzt gar frei thun, und würden wohl mürber und milder, dass man bas könnte mit ihnen umgehen. Diese Untugend ist auch genugsam offenbar, sonderlich in den Klöstern, und nennen sie selbst Passsionatos, die licht zornig werden. 
70         Zum vierzehenten sind sie wilde, sie haben keine Lust zum Guten, das ist, sie achten keines Guten, oder sind ganz unachtsam auf gute Werke zu thun, fahren eben, als bedürften sie keiner guten Werke, und wüssten wohl einen andern, bessern Weg zum Himmel. Denn sie achten, durch Messhalten und ihre Horas beten so überflüssig reich seyn von guten Werken, dass sie dieselbigen auch den andern verkaufen; wissen schlechts von keinen andern guten Werken, denn solche ihre aufgesetzte und erlesene Werklein, da Gott nichts von geboten hat. Welches nun die Frömmesten sind, die machen Testament an ihrem Tode, stiften Messe und Vigilien, bessern ihre Präsenz und der heiligen Kirchen (E392) Güter und Gottesdienst. 
71  Das sind ihre guten Werke; daneben thun sie im Leben niemand kein Gutes, man kann ihrer auch nicht geniessen: du wolltest denn das ein gut Werk heissen, dass sie Geld auf die armeb Leute legen, wie die Juden, und wuchern alle Lande aus, pflanzen auf alle Häuser und Häupter ihre Zinse. Dass sie aber umsonst geben oder frei borgen sollten, das denke nur nicht; sondern sie müssen's sammlen zum Testament und Seelmessen. Daher ein Sprüchwort ist, dass der Priester Testament eine Wurst ist, und bleibet eine Wurst, und wird eine Wurst. Also gehet ein Testament durch und durch die Testamentarien, von einem zu dem andern: es ist das Gut nicht würdig, armen Leuten nutz zu seyn. 
72 Also auch in andern guten Werken; die Kranken besuchen, die Nackenden bekleiden, die Betrübten trösten, und so fortan, dem Nächsten dienen und nütze seyn, dess ist bei ihnen gar keine Acht, das ist bei ihnen kein Gottesdienst; bleiben bei ihren Messen und Kirchheulen, machen aus der Messe ein gut Werk und Opfer: dasselbe kostet nicht Mühe noch Geld; sondern es bringet Geld, und giebet müssige guteTage. 
73        Darnach fahren sie zu, und deuten zweierlei Werke der Barmherzigkeit, geistlich und leiblich, sagen: Die geistlichen sind besser, denn die leiblichen; darum verachten sie die leiblichen, als die geringen, und halten sich zu den geistlichen, als den grössern; kommen also heimlich und unversehens von dem Wege und Gebot Christi. Denn die geistlichen Werke der Barmherzigkeit deuten sie die Messe und ihre Gebot; darum, was nicht Messe und Vigilien ist, das stinket for ihren Augen. 
74 So ganz und gar kommen sie in das Vergessen und Unacht der guten Werke. Sage du mir, wie möchte sie der Teufel das blenden, denn dass er sie lehret, sie sollen ihre Messe und Gebet geistlich und besser Werk nennen, denn die leiblichen, die Christus geboten hat, und von ihren geistlichen Werken nichts weiss? 
75         Darum hat sie, wahrlich, der Apostel wohl und eben hiemit getroffen, dass er sie unachtsam des Guten schilt; spricht nicht, dass sie nichts wissen, was gute Werke sind; sondern, sie achten ihr nicht: wissen wohl, dass sie Christus geboten hat, bekennen auch selbst, es (E393) sind leibliche Werke der Barmherzigkeit; aber sie kommen fein dahinter her mit dieser Glosse, und machen sie zunichte mit ihren geistlichen guten Werken. Lieber, siehe doch in alle Stifte und Klöster, und sage mir, wer geneusst des Volks einen Heller? wem dienen sie? wem helfen sie? Eitel geistliche Werke der Barmherzigkeit geben sie vor, das sind ihre abgöttische Messen, und faule Geplärr und Murren in den Kirchen, welche nicht Gott, sondern sie selbst gute geistliche Werke heissen, so es gewisslich nur des Teufels Gespenst ist. 
76 Nun wäre eas zu verklagen, wenn nur sie allein für sich selbst damit zur Hölle führen; aber nun verführet das verdammte Volk mit sich zur Verdammniss alle Welt, die auch von ihnen lernet die guten Werke nicht achten, folget und fället auch nach ihnen auf Messe, Vigilien, Beten, Stiften und dergleichen teufelischen guten Werke. 
77 Also gehet es nun, dass sie gute faule Tage haben, dürfen niemand Gutes thun, sondern lassen ihnen von jedermand geben und gut thun, dass jetzt jedermann mit ihnen fähret in geistlichen guten Werken, und ledig bleiben die leiblichen guten Werke: kein Mensch hilft dem andern, sondern ein jeglicher sparet und treibet auf diese geistlichen Werke. Es sind freilich geistliche gute Werke; aber nicht von dem heiligen Geist, sondern von dem bösen Geist aufgebracht. 
78        O wie viel tausendmal seliger ist der eheliche Stand oder der weltliche Stand. Denn der eheliche Stand zwinget doch zu guten Werken, an den Kindern und Gesinde zu üben. Es muss je ein ehelicher Mensch leiblich nütze seyn andern, denn ihm selbst; und eine weltliche Obrigkeit muss je ihren Unterthanen etwas nutze seyn: Knecht, Magd, und alle Unterthanen müssen andern nutze seyn, und dienen. Aber diess elende Volk ist doch keinem Menschen nütze auf Erden, sondern lässt ihm jedermann nütze seyn, und ist ersoffen in Unacht alles Guten: beten doch dieweil für andere Leute, und halten Messe für sie; gerade, als wäre das Gebet und die Messe ihr eigen, und nicht der ganzen  Gemeinde befohlen. O Herre Gott des verdammten Wesens und verkehrten Gottesdiensts!
79        Zum funfzehenten, sind sie Verräther. Ei, St. (E394) Paule, wo willst du hin? wenn willst du aufhören? wie beissest du, wie stichst du, wie stössest du so greulich auf diesen zarten Haufen mit den weichen Ohren? Sind sie nun auch Verräther und Judas Geschlechte, der Christum verkaufte? Womit haben sie das verschuldet? Ein Verräther nimmt Geld oder Gunst, und mit guten Worten führet er seinen Herrn oder Freund in den Tod oder Gefährlichkeit; gleichwie Judas Geld nahm, und mit freundlichem Gruss und Kuss den Herrn gab in seiner Feinde Hand. 
80 Wiewohl nun das der Papst mit den Seinen geistlich thut ohne Unterlass, nimmt aller Welt Schätze, und giebet ihnen Ablass; und die Seinen predigen auch dem armeb Volk des Papsts Lügen, vom Ablass und falschen Werken; geben ihnen also gute Worte, und führen sie vom Glauben auf die Werke, damit sie von Christo kommen in des Teufels Strick; welches eine grosse erbärmliche Verrätherei der Seelen ist in Aller Welt. Aber es ist doch geistlich, St. Paulus muss auch von leiblicher Verrätherei verstanden werden. 
81        Da lesen wir von Päpsten, wie vielmal sie haben die Könige und Fürsten an die Türken und unter einander gehetzet, mit guten Worten, haben ihnen verheissen den Himmel, und also sie um Leib und Seele gebracht, die Welt mit Christenblut erfüllet: und hören auch noch nicht auf, das arme Voilk dermassen zu verrathen, so ofte sie es nur gelüstet; predigen und lassen predigen, wie heilig die Kriege sind, die um der geistlichen Güter und der Kirchen willen geschehen; so es doch nur um ihres Bauchs willen alles zu thun ist, und sind eitel Lügen. 
82       Auch hat der Papst für seine Person allezeit eitel Verrätherstücke gebrauchet an den Kaisern und Königen; wie das die Historien überflüssig weisen. Darinnen halten's mit ihm und helfem ihm die Bischöfe und alle Geistlichen; sonst hätte er's nicht mögen ausrichten. Dass also die Verrätherei ihr alle gemein ist, und der Apostel sie billig Verräther nennet. Sie hören auch noch nicht auf, wo sie nur Ursachen finden und haben mögen, Kaiser und Könige verrathen und verkaufen: denn sie können sie sonst nicht unterdrücken und überwältigen, sie müssen sich jetzt zu dem, jetzt zu diesem (E395) schlagen, auf dass sie einen nach dem andern dämpfen, und sie oben schweben. 
83 Und hierin machen sie ihnen kein Gewissen; es ist eitel gross Verdienst: wer is mit dem allerheiligsten Vater Papst hält, der ist kein Verräther, sondern ein gehorsam Kind der christlichen Kirche. Und wie sie die Könige, land und Leute also verrathen leiblich; also verrathen sie sich selbst unter einander geistlich, lassen sich mit guten Worten führen in die Verrätherei, als sey es ein Gottesdienst, und nehmen die päpstliche Benedeiung und Gnade zu Lohn, helfen verrathen die ganze Welt. Siehest du, wie St. Paulus alle Dinge so klärlich zuvor ersehen hat, und wie eben er doch trifft, wie es jetzt gehen, und lange Zeit gegangen ist, er fehlet nicht um ein Haar breit. 
84         Zum sechzehnten, sind sie frevel; das ist, solche Verrätherei und alle ihre Untugend thun sie frei, sicher, frech dahin, ohne allen Scheu der Menschen, und ohne alle Furcht Gottes, als wäre es unmöglich, dass sie irren möchten, oder niemand vorhanden sey, der sie richten und strafen werde, eitel tollkühne, dürstig, vermessen Volk ist's, in allem seinen Vornehmen. Denn dieweil sie sich aus allen Pflichten und Richten gezogen haben, ist kein Ding, das ihnen vorkommt, das sie auch nicht frechlich und dürstig wagen dürfen, wo sie nur Raum und Fug haben. 
85 Diese Untugend scheinet sonderlich im Papst, der lässt sich nennen plenitudinem potestatis: item, proprium motum et certam scientiam. Die andern haben sie auch, und nennen sie, zelum veritatis et iustitiae, reverentiam Ecclesiae, und dergleichen. Wenn der Deckel einer vorgewandt wird, da hüte dich, da ist gewisslich eitel Frevel und Durst. 
86 Videre til h3kong6
87 c
88 c
89 c
90 c

Noter:

n6:  Erl-note: Von hier an bis zu den Worten: "Dass Herodes auch die Magos heimlich beruft", (6#31) etc. haben nur die Ausgaben A.