1 Dem Durchleuchtigsten,
Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich, Herzogen zu Sachsen,
des heiligen Römischen (E104) Reichs Kurfürsten, Landgrafen
in Thüringen, Markgrafen zu Meissen, meinem gnädigsten Herrn
und Patron. |
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2
Gunst und Friede von Gott unserm Vater, und unserm Herrn Jesu Christo,
und mein unterthänigste Dienst. |
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3
Durchleuchtigster, Hochgeborner Kurfürst, Gnädigster Herr! E.
K. F. G. Schrift und gnädigs Bedenken ist mir zukommen auf Freitag
zu Abend, als ich auf morgen, Sonnabend, wollt ausreiten. Und dass es E.
K. F. G. aufs Allerbest meine, darf freilich bei mir weder Bekenntniss
noch Zeugniss; denn ich mich dess, so viel menschlich Erkundung gibt, gewiss
achte. Wiederumb aber, dass ichs auch gut meine, dünkt mich, ich wisse
es aus höher denn aus menschlicher Erkundigung; damit aber ist nichts
gethan. |
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4
Ich hab mich aber lassen ansehen E. K. F. G. Schrift, als hätte meine
Schrift E. K. F. G. ein wenig bewegt, damit ich scheib, E. K. F. G. sollt
weise sein. Doch wider solchen Wahn hat mich meine grosse Zuversicht bescheiden,
dass E. K. F. G. mein Herz wohl besser erkennet, denn dass ich mich mit
solcher Art Worten E. K. F. G. hochberühmbte Vernunft stockern sollt. |
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5 Denn ich hoffe, es sei
mein Herz je an dem, dass ich aus Grund, ohn alles Heucheln, ein Lust und
Gefallen allzeit an E. K. F. G. für allen Fürsten und Oberkeiten
gehabt. Was ich aber geschrieben habe, ist aus Sorgen geschehen, dass ich
E. K. F. G. wollt trösten: nicht meiner Sach halben, davon ich dazumal
kein Gedanken hatte, sondern des ungeschickten Handels halben, nämlich
zu Wittenberg, zu grosser Schmach des Evangelii, durch die Unsern entstanden. |
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6 Da war mir Angst, E.
K. F. G. würden dess ein gross Beschwerung tragen. Denn mich auch
selbs der Jammer also hat zutrieben, dass wo ich nicht gewiss wäre,
dass lauter Evangelium bei uns ist, hätte ich verzaget an der Sach.
Alles, was bisher mir zu Leide gethan ist in dieser Sachen, ist Schimpf
und nichts gewesen. |
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7 Ich wollts auch, wenn
es hätte können sein, mit meinem Leben gern erkauft haben. Denn
(E106) es ist also gehandelt, dass wirs weder für Gott, noch für
der Welt verantworten können; und liegt doch mir auf dem Halse, und
zuvor dem heiligen Evangelio. |
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8 Das thun mir von Herzen wehe.
Darumb, gnädigster Herr, mein Schrift sich nicht weiter streckt, denn
auf
derjenigen, und nicht auf meinen Handel, dass E. K. F. G. sollten nicht
ansehen das gegenwärtige Bild des Teufels in diesem Spiel. Und solche
Ermahnung, ob sie E. K. F. G. nicht noth wäre, ist sie doch mir nöthlich
zu thun gewesen. |
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9
Von meiner Sach aber, gnädigster Herr, antwort ich also. E. K. F.
G. weiss, oder weiss sie es nicht, so lass sie es ihr hiermit kund sein,
dass ich das Evangelium nicht von Menschen, sondern allein vom Himmel,
durch unsern Herrn Jesum Christum habe, dass ich mich wohl hätte mügen
(wie ich denn hinfort thun will,) einen Knecht und Evangelisten rühmen
und schreiben. |
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10 Dass ich mich aber zur Verhöre
und Gericht erboten habe, ist geschehen, nicht dass ich dran zweifelt,
sondern aus ubriger Demuth, die andern zu locken. Nu ich aber sehe, dass
meine zuviel Demuth gelangen will zur Niedrigung des Evangelii, und der
Teufel den Platz ganz einnehmen will, wo ich ihm nur ein Hand breit räume,
muss ich aus Noth meines Gewissens anders dazu thun. |
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11 Ich hab E. K. F. G. gnug
gethan, dass ich diess Jahr gewichen bin, E. K. F. G. zu Dienst. Denn der
Teufel weiss fast wohl, dass ichs aus keinem Zag gethan hab. Er sahe mein
Herz wohl, da ich zu Wormbs einkam, dass wenn ich hätte gewusst, dass
so viel Teufel auf mich gehalten hätten, als Ziegel auf den Dächern
sind, wäre ich dennoch mitten unter sie gesprungen mit Freuden. |
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12
Nu ist Herzog Georg noch weit ungleich einem einigen Teufel. Und sintemal
der Vater der abgründlichen Barmherzigkeit uns durchs Evangelium hat
gemacht freudige Herrn uber alle Teufel und Tod, und uns geben den Reichthum
der Zuversicht, dass wir thüren zu ihm sagen, herzliebster Vater:
kann E. K. F. G. selbs ermessen, dass es solchem Vater die höhste
Schmach ist, so wir nicht sowohl ihm vertrauen sollten, dass wir auch Herrn
uber Herzog Georgen (E107) Zorn sind. |
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13 Dess weiss ich je von mir
wohl, wenn diese Sach zu Leipzig also stünde, wie zu Wittemberg, so
wollte ich doch hinein reiten, wenns gleich (E. K. F. G. verzeihe mir mein
närrisch Reden,) neun Tage eitel Herzog Georgen regnete, und ein jeglicher
wäre neunfach wüthender, denn dieser ist. |
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14 Er hält meinen Herr
Christum für ein Mann aus Stroh geflochten; das kann mein Herr, und
ich, eine Zeitlang wohl leiden. Ich will aber E. K. F. G. nicht verbergen,
dass ich für Herzog Georgen habe nicht einmal gebeten und geweinet,
dass ihn Gott woll erleuchten. Ich will auch noch einmal bitten und weinen,
darnach nimmermehr. |
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15 Und bitte, E. K. F. G. wollt
auch helfen bitten und bitten lassen, ob wir das Urtheil könnten von
ihm wenden, das (ach Herr Gott!) auf ihn dringt ohn Unterlass. Ich wollt
Herzog Georgen schnell mit einem Wort erwürgen, wenn es damit wäre
ausgericht. |
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16
Solchs sei E. K. F. G. geschrieben, der Meinung, dass E. K. F. G. wisse,
ich komme gen Wittenberg in gar viel einem höhern Schutz, denn des
Kurfürsten. Ich habs auch nich im Sinn, von E. K. F. G. Schutz begehren.
Ja, ich halt, ich wolle E. K. F. G. mehr schützen, denn sie mich schützen
könnte. Dazu wenn ich wüsste, dass mich E. K. F. G. könnte
und wollt schützen, so wollt ich nicht kommen. |
Dette har jeg skrevet til
Deres kurfyrstelige Nåde, for at Deres kurfyrstelige Nåde
skal vide, at jeg kommer til Wittenberg med en helt anderledes stærk
beskyttelse end den kurfyrstelige. Jeg har heller ikke i sinde at bede
Deres kurfyrstelige Nåde om beskyttelse. Ja, jeg regner med, at jeg
kan beskytte Deres kurfyrstelige Nåde mere, end De kan beskytte mig.
Desuden, hvis jeg vidste, at Deres kurfyrstelige Nåde kunne og ville
beskytte mig, så ville jeg ikke komme. |
17 Dieser Sachen soll, noch
kann kein Schwert rathen oder helfen; Gott muss hie allein schaffen, ohn
alles menschlich Sorgen und Zuthun. Darumb wer am meisten gläubt,
der wird hie am meisten schützen. Dieweil ich denn nu spür, dass
E. K. F. G. noch gar schwach ist im Glauben, kann ich keinerleiwege E.
K. F. G. für den Mann ansehen, der mich schützen oder retten
könnte. |
Denne sag kan eller skal ikke styres med sværd; Gud selv må
her skabe alting, uden nogen menneskelige bekymringer og tilsætninger.
Derfor: den, der tror mest, han vil her beskytte mest. Fordi jeg nu mærker,
at Deres kurfyrstelige Nåde stadig er ret svag i troen, kan jeg på
ingen måde anse Deres kurfyrstelige Nåde for den mand, der
kan beskytte eller redde mig. |
18
Dass nu auch E. K. F. G. begehrt zu wissen, was sie thun solle in dieser
Sachen, sintemal sie es acht, sie habe viel zu wenig gethan: antworte ich
unterthäniglich: E. K. F. G. hat schon allzuviel gethan, und sollt
gar nichts thun. |
Eftersom nu Deres kurfyrstelige
Nåde gerne vil vide, hvad De skal gøre i denne sag, da De
mener, at De har gjort alt for lidt, svarer jeg underdanigst: Deres kurfyrstelige
Nåde har allerede gjort alt for meget og skulle slet intet gøre. |
19 Denn Gott will und kann nicht
leiden E. K. F. G. oder mein Sorgen und Treiben. Er wills ihm gelassen
haben, dess und kein anders; da mag sich E. K. F. G. nach richten. |
For Gud vil og kan ikke lide Deres kurfyrstelige Nådes eller
min bekymring og emsighed. Han vil, at det skal overlades til ham, til
ham og til ingen anden. Det kan Deres kurfyrstelige Nåde rette sig
efter. |
20 Gläubt E. K. F. G. diess,
so wird sie sicher sein, und Friede (E108) haben: gläubt sie nicht,
so gläube doch ich, und muss E. K. F. G. Unglauben lassen seine Qual
in Sorgen haben; wie sichs gebührt allen Ungläubigen zu leiden. |
Tror Deres kurfyrstelige Nåde det, da kan De have fred og være
sikker; tror De det ikke, så tror dog jeg og må lade Deres
kurfyrstelige Nåde have den vantroens kval og bekymring, som det
sømmer sig for alle vantro at lide. |
21 Dieweil ich nicht will E.
K. F. G. folgen, so ist E. K. F. G. für Gott entschüldiget, so
ich gefangen oder getödtet würde. Für den Menschen soll
E. K. F. G. also sich halten: nämlich der Oberkeit, als ein Kurfürst,
gehorsam sein, und Kaiserl. Maj. lassen walten in E. K. F. G. Städten
und Ländern, an Leib und Gut, wie sichs gebührt, nach Reichs-Ordnung,
und ja nicht wehren noch widersetzen, noch Widersatz oder irgend ein Hinderniss
begehren, der Gewalt, so sie mich fahen oder tödten will. |
Eftersom jeg ikke vil følge Deres kurfyrstelige Nåde,
så er Deres kurfyrstelige Nåde undskyldt overfor Gud, hvis
jeg skulle blive fanget og dræbt. Overfor menneskene skal Deres kurfyrstelige
Nåde forholde sig således: overfor øvrigheden skal De
være lydig som en kurfyrste og lade den kejserlige majestæt
skalte og valte i Deres kurfyrstelige Nådes byer og lande med liv
og gods, som det bør sig efter rigets ordning og ikke værge
sig eller modsætte sig det, heller ikke begære, at nogen sætter
sig imod eller lægger hindringer i vejen for den magt, der vil fange
mig og slå mig ihjel. |
22 Denn die Gewalt soll Niemand
brechen noch widerstehen, denn alleine der, der sie eingesetzt hat; sonst
ists Empörung, und wider Gott. Ich hoff aber, sie werden der Vernunft
brauchen, dass sie E. K. F. G. erkennen werden, als in einer höhern
Wiegen geboren, denn dass sie selb sollt Stockmeister uber mir werden. |
For magten skal ingen bryde eller modstå, det må kun den,
der har indsat den. Ellers er det oprør og imod Gud. |
23 Wenn E. K. F. G. die Thor
offen lässt, und das frei kurfürstliche Geleit hält, wenn
sie selb kämen, mich zu holen, oder ihre Gesandten: so hat E. K. F.
G. dem Gehorsam gnug gethan. |
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24 Sie können je nicht
höhers von E. K. F. G. fodern, denn dass sie den Luther wollen bei
E. K. F. G. wissen. Und das soll geschehen, ohn E. K. F. G. Sorgen, Thun
und einiger Fahr. Denn Christus hat mich nicht gelehrt, mit eines andern
Schaden ein Christ sein. |
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25 Werden sie aber je so unvernünftig
sein und gebieten, dass E. K. F. G. selb die Hand an mich lege, will ich
E. K. F. G. alsdenn sagen, was zu thun ist: Ich will E. K. F. G. Schaden
und Fahr sicher halten an Leib, Gut und Seele, meiner Sachen halben, es
gläube E. K. F. G. oder gläubs nicht. |
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26
Hiemit befehl ich E. K. F. G. in Gottes Gnaden. Weiter wollen wir aufs
schierst reden, so es noth ist. Denn diese Schrift hab ich eilend abgefertigt,
dass nicht E. K. F. G. Betrübniss anführe von dem Gehöre
meiner Zukunft; denn ich soll und muss Jedermann tröstlich, und nicht
schädlich sein, will ich ein rechter Christ sein. |
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27 Es ist ein ander Mann, denn
(E109) Herzog Georg, mit dem ich handel, der kennet mich fast wohl, und
ich kenne ihn nicht ubel. Wenn E. K. F. G. gläubte, so würde
sie Gottes Herrlichkeit sehen; weil sie aber noch nicht gläubt, hat
sie auch noch nichts gesehen. Gott sei Lieb und Lob in Ewigkeit, Amen.
Geben zu Borne bei dem Gleitsmann, am Aschermittwoch Anno 1522.
E. K. F. G. unterthäniger Diener.
Mart. Luther. |
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28 c |
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29 c |
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30 c |
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